Alphatier Dejan Petrovic (36) beendet Karriere „Acht Jahre Schmerzmittel reichen aus“

Dejan Petrovic macht Feierabend: „Acht Jahre Schmerzmittel reichen wirklich aus“
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Es ist nicht dezidiert dokumentiert, wie oft der Mann vor einer Apotheke vorgefahren ist und sich Tabletten abgeholt hat. Fakt ist jedoch eines: Die Pharma-Industrie hat an Dejan Petrovic in den vergangenen Jahren bestimmt nicht so schlecht verdient. Das ist die Geschichte eines Stürmers zwischen eleganter Strafraum-Geschmeidigkeit und nicht zu vermeidenden Schmerzmitteln. Eine Sport-Geschichte, die nun etwas überraschend endet.

Ja tatsächlich, Petrovic macht Feierabend. Anfang Juli, da steht er noch im Trikot des Bezirksligisten FC 96 Recklinghausen auf dem Feld. Es ist in Leusberg der Auftakt zur Stadtmeisterschaft, Vorrunde Gruppe C: Petrovic und sein Team treffen auf den B-Ligisten ETG Recklinghausen. Das Spiel endet 1:0 – aber dass dieser 6. Juli das Ende einer langen Karriere bedeutet, so richtig klar wird es erst jetzt.

20 Tore in der vergangenen Saison

Fast 37 Jahre ist dieser versierte Angreifer, den man im positiven Sinne durchaus als Strafraum-Filou bezeichnen kann, inzwischen alt. Nun schützt ja bekanntlich Alter nicht vor Torgefahr – Petrovic hat es in der vergangenen Saison in der Bezirksliga noch einmal unter Beweis gestellt. 20 Tore standen am Ende in seiner Bilanz.

Als der erste Stadtmeisterschafts-Tag beendet ist, horcht der Mann also in sich hinein – oder salopp gesprochen in sein rechtes Knie. Zwei Operationen hat dieses bereits hinter sich, der Eingriff vor sieben Jahren ist damals schon mehr als nur ein Kindergeburtstag.

„Noch geht es zurzeit ja irgendwie, aber man fragt sich, wie lange“, erzählt der gebürtige Recklinghäuser und stellt eine simple These auf, die auch jeder Orthopäde locker unterschreibt: „Acht Jahre Fußball mit Schmerzmitteln reichen wirklich aus.“ Und so endet nun plötzlich eine durchaus bemerkenswerte Karriere eines der bekanntesten und markantesten Kickers im Kreis Recklinghausen.

Mag ja sein, dass es im Winter wieder juckt“, lacht der Goalgetter. Doch er rechnet nicht ernsthaft damit. „Mal etwas mehr Zeit zu haben, ist dann ja auch nicht schlecht.“

So kannte man ihn in des Gegners Strafraum: Dejan Petrovic umkurvt lässig den Torhüter.
So kannte man ihn in des Gegners Strafraum: Dejan Petrovic umkurvt lässig den Torhüter. © Michael Steyski

Einen Namen hat sich Petrovic auch über die Recklinghäuser Stadtgrenzen hinaus gemacht. Er mag nie ein Marathon-Läufer gewesen ein, doch wer deshalb nun glaubt, er sei ein „Trainings-Fauli“, der liegt falsch. Nicht nur Tim Braun, bis zu diesem Sommer sein Trainer beim FC 96, unterstrich des Öfteren: „Dejan geht voran.“ Und je länger die Karriere andauert, desto routinierter – eben mit der Aura eines Alphatiers – macht er seinen Gegenspielern zu schaffen. Manchmal sieht man ihn 70 bis 80 Minuten fast gar nicht. Dann kommt der Ball zu ihm und – zack – eiskalt wird vollendet.

Das war schon in ganz jungen Jahren so. Der Katzenbusch in Herten ist als kleiner Knirps die erste Station, ehe es zum TSV Marl-Hüls und Westfalia Herne geht. Als junger Erwachsener führt der Weg zu den Amateuren von Fortuna Düsseldorf.

„Prima Zeiten in Erkenschwick und Herne“

Spvgg. Erkenschwick und Westfalia Herne, das sind später weitere Stationen wie auch unter anderem in Dortmund der TuS Bövinghausen. „Alles prima Zeiten“, bilanziert Petrovic und erinnert sich gern an den Aufstieg am Stimberg in die NRW-Liga oder an sein vielleicht bestes Spiel, in dem er für die Westfalia gar nicht einmal von Beginn an auf dem Feld steht.

Starkes Spiel in Gütersloh

Gastspiel beim FC Gütersloh im Heidewaldstadion, Herne liegt mit 0:1 zurück. Petrovic wird eingewechselt, knallt das Leder fulminant zum Ausgleich in den Winkel. Und legt kurz darauf höchst blitzsauber zum 2:1-Siegtreffer auf.

Es sind Erinnerungen an eine lange Karriere.

Und Fußball wird auch weiterhin im Leben von Dejan Petrovic eine Rolle spielen. Seinem alten Kumpel Jovi Cirkovic, Sportlicher Leiter beim FC 96, hat er jüngst bereits versprochen, zu helfen, wo er nur kann. Nicht in offizieller Funktion. „Einfach nur so.“ Das funktioniert ja auch ohne Schmerzmittel…