Das Knie schmerzt, aber ansonsten verspürt Co-Trainer Eyüp Cosgun (35) ein angenehmes Kitzeln in den Beinen. Denn das Dortmunder Angriffs-Urgestein freut sich auf das Spiel der Spiele in der Westfalenliga. Selbst wenn er ganz stark hofft, nicht wie im am Freitagabend selbst in Aktion treten zu müssen, hat er richtig Lust auf das Duell Erster gegen Zweiter. Der FC Brünninghausen empfängt Cosguns Türkspor Dortmund. Und wer Eyüp Cosgun ein wenig kennt, weiß, dass er dieses Duell gegen seinen Ex-Klub auch an der Seitenlinie lebt. Im Interview berichtet er, was ihn gegen die Sportfreunde Lotte (1:1) auf das Feld gebracht hat und warum er am Sonntag lieber nur zusieht.
Eyüp Cosgun, Kompliment! Im Test gegen Lotto haben Sie topfit gewirkt. Sie behaupteten Bälle und leiteten einige gute Aktionen ein. Vor Ihrem Wechsel zu TSD haben Sie beim TuS Bövinghausen unter Trainer Sebastian Tyrala als Standby-Spieler fungiert. Ist das auch bei Türkspor Ihre Rolle?
Normalerweise nicht. Ich habe einen Knorpelschaden im Knie. Da wollte ich eigentlich kein Spiel mehr bestreiten. Aber wenn wirklich Not am Mann ist, wie jetzt im Test gegen Lotte, und wir sonst mit neun Feldspielern hätten zu Ende spielen müssen, da habe ich eben doch geholfen. Und wenn ich dann einmal auf dem Feld bin, spüre ich auch keine Schmerzen.
Zuvor waren Sie plötzlich verschwunden…
Das war alles sehr spontan. Ich habe Basti (Sebastian Tyrala, Anm. d. Red) gefragt, ob ich mich umziehen soll. Er hat genickt. Dann habe ich mir in der Kabine schnell alles zusammengesucht. Ich hatte nur meine Schuhe mit. Da lagen Schienbeinschützer rum, das Trikot von Serdar Bingöl. So ging’s dann aufs Feld.
Sie kamen in ein ordentliches Spiel Ihrer Mannschaft. Sind Sie mit allem zufrieden?
Mit den meisten Dingen. Wir haben bewiesen, gegen einen Oberligisten mithalten zu können. Wir kreieren auch Chancen, nutzen diese aber zu wenig.
Und kämen Sie, der schon so manches Derby gespielt hat, da nicht als langjähriger Torjäger für das Brünninghausen-Spiel gerade recht?
Nein, noch mal: Wir haben gute Leute vorne. Wir hoffen, das Mateus Ayala Cardoniz rechtzeitig aus Brasilien eintrifft. Und dann haben wir auch den Topstürmer Santiliano Braja, der jetzt ein wenig krank war. Ich muss auch an meinen Körper denken.
Die Menschen in Deutschland feiern Karneval. Wir reden über ein Westfalenliga-Derby. Ist das richtig so in den schwierigen Zeiten, die gerade viele Ihrer aus der Türkei stammenden Freunde und Bekannte nach dem schrecklichen Erdbeben durchmachen?
Ja, das ist richtig. Es ist verdammt schlimm, was da gerade passiert ist und aktuell passiert. Das beschäftigt uns im Verein selbstverständlich. Und doch sage ich: Wir sollten jeden Moment im Leben genießen. Ich bin immer jemand, der positiv denkt. Es muss und soll weitergehen.
Dann blicken wir voraus auf den Sonntag. Was empfinden Sie, wenn Sie an das Derby denken?
Ich finde es super, dass es diese tolle Konstellation gibt. Zwei Dortmunder Mannschaften haben sehr gute Aufstiegschancen. Das hat doch mehr Reiz als ein Durchmarsch. Das kitzelt im ganzen Körper. Das sind die Spiele, auf die sich jeder freut. Ich kenne bei denen so viele Leute, habe ja auch mal ein Jahr da gespielt. Das wird ein schönes Wiedersehen, das wir aber sehr gerne gewinnen. Wir sind alle heiß auf das Derby.
Das Hinspiel gewann Türkspor 5:0. Ein gutes Omen?
Ich habe das damals gesehen, aber das ist jetzt wieder ein ganz anderes Spiel. Brünninghausen ist ein sehr starker Gegner.
Sie sind erst seit zwei Monaten bei Türkspor. Sie fiebern dem Derby entgegen. Heißt das, Sie leben den Verein schon?
Ja, erstens funken Basti und ich auf einer Wellenlänge, wir sind beide gradlinige Typen. Das macht mir schon sehr viel Spaß. Mein Bruder Ahmet ist damals vor ein paar Jahren mit Türkspor aus der Kreisliga aufgestiegen. Dadurch gab es schon eine Bindung. Das ist ein schnell wachsender Verein, der sich aktuell breit aufstellt. Das lässt hoffen, dass wir hier dauerhaft erfolgreich Fußball spielen können. Ich sagte ja, dass ich Optimist bin. Hier habe ich aber auch so ein wirklich gutes Gefühl.

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