
© Peter Ludewig
Daniel Rios traute ihm Profikarriere zu - Jetzt spielt er in der Landesliga gegen Kirchhörde
Fußball-Landesliga
Der ehemalige ASC-Trainer Daniel Rios traute ihm eine Profikarriere zu. Daraus wurde aber nichts. Es lag aber nicht an den sportlichen Qualitäten.
Daniel Rios genoss den Triumph in einer Dortmunder Disko still. Es war wieder einer dieser Abende, an dem der Trainer mit seiner Dortmunder Mustermannschaft ASC 09 Dortmund etwas zu feiern hatte. Während das Jungvolk auf der Tanzfläche abging, blickte der Aplerbecker Coach von seinem bequemen Sessel stolz auf sein Team. Es war schon damals die Nummer zwei hinter dem BVB.
Der eine oder andere Tänzer hätte da ja vielleicht auch Träumer sein können. Gefragt, wer denn von den Jungs das Zeug hätte, auf Anhieb in einem Profiteam Fuß zu fassen, holte Rios kurz Luft, blickte in die Richtung eines jungen Mannes und sagte: „Er!“ Es sollte alles anders kommen. Denn „er“ schlug vor drei Jahren einen damals überraschenden Weg ein und landete bei einem Klub, der am Sonntag zwei Ligen unter der Oberliga in Dortmund gastiert. Warum der größte Aplerbecker Hoffnungsträger der Vor-Kevin-Brümmer-Zeit jetzt nur noch in der Landesliga kickt und er trotzdem total glücklich ist, erklärt er im Interview vor dem Duell beim Kirchhörder SC.
Ja, Michael Seifert, es ist einige Jahre her, dass wir uns wieder sprechen. Was denken Sie heute, da Sie 30 sind und für SuS Kaiserau kicken über den damaligen Satz von Daniel Rios, dass er Ihnen den großen Sprung zugetraut hätte?
Das tat mir damals gut. Und auch heute freue ich mich, wenn ich an die große Wertschätzung von Daniel Rios zurückdenke.
Daher verblüfft es ja umso mehr, dass Sie zwar die schwarz-gelben Farben tragen, aber nicht die des BVB, sondern von SuS Kaiserau. Warum macht ein mit so vielen Komplimenten ausgestatteter junger Mann einen großen Schritt zurück?
Das hatte mehrere Gründe. Denn die sechs Jahre in Aplerbeck waren sehr schön für mich. Ich habe viele Freunde gefunden. Ich bin besonders mit Daniel Schaffer, Marcel Münzel und Simon Rudnik, unserem Gegner am Sonntag, in häufigem Kontakt. Aber es passte damals mit Trainer Adrian Alipour und mir nicht. Es gab Angebote von höherklassigen Vereinen. Da ich aber nie der Typ war, der wegen des Geldes Fußball spielt, habe ich denen abgesagt. Ich hatte auch der Familienplanung Vorrang eingeräumt und mich um meinen Beruf, ich bin heute Architekt bei der Stadt Werne, gekümmert. Und Kaiserau ist der Heimatverein, in dem ich viele Leute kannte und kenne.

Michael Seifert spielt mit Kaiserau am Sonntag gegen Kirchhörde. © neumann
Das sind dann wirklich mehrere verständliche Gründe. Fiel die Umstellung nicht dennoch schwer?
Ich war mir meiner Sache sicher. Wir waren damals mit dem ASC zusammen aufgestiegen, das hatte ich und konnte mir keiner nehmen. Und dann bin ich tatsächlich der Fußballromantiker. Mein Herz schlägt für meinen Heimatverein. Und wir haben in Kaiserau eine Mannschaft, die das genauso sieht. Wir haben damals die Diskussion in Ihrem Medium intensiv verfolgt, ob es diese Romantik noch gibt.
Jetzt sind wir neugierig. Gab es einen Tenor?
Ja, wir hatten den Eindruck, dass Ihr Autor das damals offenbar bewusst überspitzt formuliert hatte, dass es im Amateurfußball nur um Geld gehe. Ich sage aus Überzeugung: Hier in Kaiseraus ist es definitiv nicht so. Wir spielen aus Leidenschaft gemeinsam für unseren Klub. Wir Älteren sehen unsere Rolle viel mehr darin, jungen Spielern Halt und Unterstützung zu geben. Das trifft auch die Philosophie unseres Trainers Jörg Lange.
Den kennen wir aus seiner Brackeler und Husener Zeit in Dortmund sehr gut. Wie arbeitet er?
Ich komme gut mit ihm aus. Er versucht aus den Leuten, die wir haben, das Beste zu machen und hat für die Spiele auch gute Pläne. Wir sind als Team auf einem guten Weg. Jörg will, dass wir mannschaftlich geschlossen auftreten. Ich denke, das ist auch unsere Stärke.
Und Sie sind dabei richtig glücklich?
Ja, aber meine Knieverletzung nervt. Aber wenn wir von Glück reden, möchte ich erwähnen, dass ich mit meiner Frau und meiner kleinen Tochter bald ein Haus in Werne beziehe. Daher passt es übrigens ganz gut, nicht weiter entfernt Fußball zu spielen.
Schaffen Sie es denn mit Ihrer erwähnten Verletzung, am Sonntag einen Beitrag gegen Ihren alten Kumpel und WG-Mitbewohner Simon Rudnik zu leisten?
Als Unterstützer von außen, ja! Beim Brackeler Turnier in der Vorbereitung trat im Spiel gegen Schüren eine Knieverletzung wieder auf. Das Knie ist auch danach wieder dick geworden. Ich muss erst noch einmal zum Arzt, ehe ich mehr weiß. Also spiele ich nicht. Ich bin aber auch nicht sicher, ob ‚Rudi‘ aufläuft. Der hatte ja beim ASC-Turnier Rot gesehen. Aber Kirchhörde hat neben ihm ja auch gute Leute wie Kagan Atalay.
Wie stark sehen Sie den KSC, und wie stark Ihr Team?
Der KSC hatte ja als Erster die abgebrochene Saison beendet. Das ist eine mit vielen jungen Leuten und einigen starken Routiniers besetzte Mannschaft. Gegen diesen Gegner müssen wir schon alles abrufen. Ich denke, Ballgewinne und Konter sind gute Stichworte. So ist auch die Topmannschaft der Liga, Türkspor, zu schlagen. Klar, sie sind individuell sehr gut besetzt. Aber wenn alles passt, sehe ich uns auch gegen TSD nicht chancenlos. Von vornherein geben wir uns nie geschlagen. Insgesamt aber fühlen wir uns nicht dem Konzert der Großen zugehörig. Wir sind zufrieden, wenn wir mit den vielen jungen Leuten nicht unten reingeraten.
Dortmunder Jung! Seit 1995 im Dortmunder Sport als Berichterstatter im Einsatz. Wo Bälle rollen oder fliegen, fühlt er sich wohl und entwickelt ein Mitteilungsbedürfnis. Wichtig ist ihm, dass Menschen diese Sportarten betreiben. Und die sind oft spannender als der Spielverlauf.
