
Am kommenden Wochenende wird im Fußballkreis Beckum von der A- bis zur C-Liga kein Ball rollen. Das ist die Reaktion auf die hohe Anzahl an Gewaltdelikten in den letzten Wochen am und rund um die Sportplätze. Auch hierzulande ist immer wieder von Ausschreitungen oder gar Spielabbrüchen zu hören – allein in Dortmund gab es derer fünf an den ersten zwei Kreisliga-Spieltagen.
Contra: Setzt keinen Spieltag aus!
Doch sollte auch hier bald ein ganzer Spieltag als Zeichen gegen Gewalt ausgesetzt werden? Unsere Redaktion ist sich uneinig – hier geht es zur Meinung des leitenden Sportredakteurs aus dem Kreis Unna, Sebastian Reith. Nico Ebmeier aus der Dortmunder Sportredaktion meint beispielsweise: „Ein solcher Schritt würde die Falschen bestrafen!“
Es ist Wahnsinn, dass wir uns überhaupt damit auseinandersetzen müssen. Fußballkreise denken ernsthaft darüber nach, einen ganzen Kreisliga-Spieltag auszusetzen, nur weil ein paar Idioten denken, sie dürfen sich am Sportplatz komplett daneben benehmen. Im Fußballkreis Beckum wird das sogar am kommenden Wochenende Realität sein. Dass wir Wege suchen, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, ist natürlich vollkommen richtig – aber so?
Denken wir das Ganze mal zu Ende: Wir reden bei diesen sogenannten „Fans“ nicht über Menschen, die wirkliches Interesse am Fußball haben. Diese Zuschauer, die vermehrt Unruhe stiften, sind Menschen, die nichts anderes wollen, als sich unnötig überschwänglich über Schiedsrichter, die gegnerische oder die „eigene“ Mannschaft aufregen.
Was ändert es denn jetzt, wenn wir ein ganzes Wochenende lang keinen Ball über die Fußballplätze rollen lassen? Nichts! Die gewaltbereiten Zuschauer werden einfach ihr Bierchen zuhause trinken, sich vielleicht den BVB oder Bayern im Fernsehen anschauen und am nächsten Spieltag genau wieder dort stehen und pöbeln, wo sie am vergangenen Wochenende standen.
Menschen, die – wie in Beckum – dafür sorgen, dass sich ein Schiedsrichter aus Angst fast eine halbe Stunde in der Kabine bleibt und nicht rauskommen möchte, ist es doch vollkommen egal, ob sie einen Sonntag am Kreisliga-Platz stehen dürfen oder eben nicht.
Diejenigen aber, die das Geschehen im Amateurfußball lieben, die Woche für Woche ihr gesamtes Herzblut in die heimischen Vereine stecken, die sich schon Tage zuvor auf das Spitzenspiel am Sonntag freuen und vor allem, die niemals daran denken würden, den Schiedsrichter oder irgendwelche Spieler zu bedrohen – die werden mit einer solchen Maßnahme bestraft. Und das sind die völlig Falschen!
Der Amateursport in Westfalen bedeutet ganz vielen Menschen unfassbar viel. Mal ist es das Ausbrechen aus dem Alltag, mal der Kontakt mit den besten Kumpels oder Mal einfach ganz entspannt ohne Sorgen am Platz ein Bierchen trinken. Genau diese Fußballfreunde werden mit der Aussetzung eines Spieltags bestraft – aber eben nicht die Idioten, die sich am Sonntag schlichtweg prügeln und bepöbeln wollen.