Kann der BVB den Bann brechen? Oder setzt die HB Ludwigsburg die Erfolgsserie gegen die Dortmunder Handballerinnen weiter fort? Diese Frage wird am Mittwochabend (19.30 Uhr, Halle Wellinghofen) beantwortet, wenn der Tabellenerste BVB den Tabellenzweiten HB Ludwigsburg zum Topspiel der Handball-Bundesliga empfängt. Die Erwartungen sind auf jeden Fall hoch. Und das gilt für beide Seiten.
Erster gegen Zweiter, hört sich eigentlich gut an, nach Spannung und Emotionen, nach einem hochklassigen Aufeinandertreffen. Wären da nicht die letzten sechs Spiele, die die Baden-Württembergerinnen mit zum Teil große Vorsprung für sich entschieden. Kaum zu glauben, der letzte Erfolg des BVB gegen die beste deutsche Frauenhandball-Mannschaft der vergangenen drei Jahre liegt schon einige Zeit zurück. Im März 2021 gewann der BVB mit 30:28 - und holte sich schließlich auch den Titel.
BVB wieder mehr auf Augenhöhe?
Zuletzt unterlagen die Borussinnen mit elf Toren in Bietigheim. Anschließend zog der Klub um nach Ludwigsburg und firmiert seit diesem Sommer unter HB Ludwigsburg. Von ihrer Klasse hat die Mannschaft von Trainer Jakob Vestergaard trotz eines großen Umbruchs im Team kaum etwas eingebüßt. Zahlreiche Spitzenspielerin gingen im Sommer, gleichzeitig kamen auch acht hochwertige Neuzugänge nach Ludwigsburg. Darunter Spitzenspielerinnen wie die schwedische Torfrau Johanna Bundsen und die ehemalige Thüringerin Nicole Roth. „Mit diesen beiden Torfrauen ist Ludwigsburg wirklich erstklassig aufgestellt“, erklärte Lena Degenhardt im Interview mit unserer Zeitung.
Die Dortmunderin ist nach einer einjährigen Verletzungspause wieder dabei - und sieht eine leicht veränderte Situation gegenüber der Vergangenheit. Ludwigsburg sei nicht mehr ganz so stark wie zuletzt, der BVB habe durch seine vier Neuzugänge den Abstand verringert, habe endlich wieder einen Rückraum, so Degenhardt.

Vorsichtig positiv gestimmt ist auch BVB-Abteilungschef Rupert Thiele: „Theoretisch ist alles möglich. Aber natürlich ist Ludwigsburg noch immer die stärkste deutsche Handballmannschaft.“
Sieht das Borussen-Coach Henk Groener genauso? Absolut. Natürlich habe er die Spiele des Gegners verfolgt und analysiert. Was er dabei gesehen hat, spricht für die Gäste. „Wir arbeiten daran, den Abstand zwischen uns und Ludwigsburg zu verringern. Aber Ludwigsburg ist bislang ohne Verlustpunkt in der Liga, gewinnt seine Spiele sehr souverän und hat auch zwei Spiele in der Champions League gewonnen“, beschreibt Groener die Situation. Die Stärke der Mannschaft von Trainer Jakob Vestergaard liege auch in der Vielzahl der internationalen Spiele.
„Die Spielerinnen sind regelmäßig seit Jahren in den jeweiligen Nationalmannschaften und in der Champions League im Einsatz. Dadurch haben sie eine sehr große Erfahrung“, so der Borussen-Coach, der die gute Abwehrarbeit verbunden mit dem Tempospiel als die größten Stärken der Ludwigsburgerinnen sieht. Es sei wichtig, diese beiden Stärken zu knacken.
BVB: Rückraum deutlich variabler
Einfacher gesagt, als getan. Denn mit der Schwedin Johanna Bundsen und der ehemaligen Thüringerin Nicole Roth kann Trainer Vestergaard auf ein erstklassiges Torhüter-Duo zurückgreifen. „Mit Johanna Bundsen hat Ludwigsburg eine Keeperin aus dem internationalen Top-Segment verpflichtet“, zeigt sich Groener angetan.
Doch verstecken muss sich der BVB natürlich nicht. Positiv sei der Fortschritt im Rückraum im Vergleich zur Vorsaison. „Wir haben jetzt sieben starke Rückraumspielerinnen, in der vergangenen Saison machmal nur drei oder vier. Wir sind auch in der Lage, aus dem Positionsangriff zum Torerfolg zu kommen“, so Groener, der als wichtigste Faktoren im BVB-Spiel das eigene Rückzugsverhalten und die Abwehrarbeit sieht.
Personell muss er dabei allerdings wahrscheinlich auf zwei Spielerinnen verzichten. Emma Olsson muss nach ihrem Muskelfaserriss erst langsam wieder aufgebaut werden. Und bei Lisa Antl müsse man abwarten. Auf keinen Fall werde die Kreisläuferin aber über 60 Minuten spielen können, so Groener.