Borussia Dortmund hat spontan umgeplant. Zumindest ein Spiel der Handballerinnen des Vereins in der Gruppenphase der European League soll in der Heimat stattfinden. Statt in Hamm oder Schwelm findet das Spiel gegen Sola HK am 22. Februar in der Westfalenhalle statt. Eine größere Handballbühne gibt es in Dortmund nicht. Es soll ein erneutes Rekordspiel werden - wie bereits 2023, als 11.112 Zuschauer mit dabei waren. Eines, welches in die Historie des Klubs sowie des Frauen-Handballs eingehen wird.
Doch der Sprung in die Westfalenhalle ist nicht nur eine Marketing-Aktion der Schwarzgelben. Sie ist auch das Zeichen der akuten Hallen-Problematik des Vereins. Für internationale Spiele hat der Verein keine fertige sowie geeignete Halle in der eigenen Stadt. Ab Sommer 2026 gilt das auch für die Handball-Bundesliga, wo der BVB auf Platz zwei der Liga steht und am Mittwoch bei der HSG Blomberg-Lippe (19 Uhr, live auf DYN) antritt.
Zuvor steht im Tagesablauf eines der wichtigsten Treffen für Handball-Abteilungsleiter Rupert Thiele an. Der BVB-Chef trifft sich mit der Stadt Dortmund. „Am Mittwoch muss eine Entscheidung kommen“, sagt Thiele, „es ist nicht mehr viel Zeit.“ Bis Sommer 2026 hat der Klub noch, eine neue Spielstätte zu finden.
BVB: Im schlimmsten Fall droht das Bundesliga-Aus
Diese ist nötig, da der Deutsche Handball-Bund (DHB) und die Handball Bundesliga Frauen (HBF) die Frauen-Bundesliga professionalisieren. Zwei gegenüberliegende Tribünen sind dann neben zahlreichen anderen Punkten Pflicht.
Gesetzt hatte Borussia Dortmund eigentlich auf die geplante Sporthalle am Dortmunder U. „Die neue Vierfach-Halle steht im Jahr 2025“, versprach Dortmunds Oberbürgermeister Thomas Westphal vor mittlerweile fast drei Jahren. Die Stadt erklärte vor wenigen Wochen auf Anfrage unserer Redaktion: „Laut aktueller Terminplanung könnte ein Nutzungsbeginn (...) für die Sportvereine, wie beispielsweise die BVB Handballspielerinnen in 2029 erfolgen.“ Die geplanten Kosten liegen dabei weiterhin bei rund 69,5 Millionen Euro.
Diese Prognose kommt aus dem Jahr 2023, die Stadt geht von einer Erhöhung der Kosten aus: „Vor dem Hintergrund der Erfahrungen mit vielen anderen Bauprojekten überall in Deutschland, kann man davon ausgehen, dass die Kosten auch hier aufgrund der wirtschaftlichen Situation im Bausektor weiter ansteigen werden. Eine Prognose zu den genauen Kosten kann Ihnen zu diesem Zeitpunkt aber niemand geben.“
Problem für Borussia Dortmund: Der Klub spielt bereits mit einer Ausnahmegenehmigung der HBF. Ab Sommer 2026 müssen die Hallenbedingungen der Liga erfüllt werden. Passiert dies nicht, könnte es im schlimmsten Fall sogar das Bundesliga-Aus des Vereins bedeuten.

Ein Szenario, welches Rupert Thiele mit aller Macht verhindern möchte, aber auch als äußerst unwahrscheinlich gilt. Der BVB ist als Verein die wohl größte Marke der Liga, Verband und Liga-Verantwortliche würden sich einem ihrer Zugpferde berauben.
Thiele arbeitet seit Monaten an unterschiedlichen Lösungen, spricht mit der Stadt, Sponsoren und anderen Abteilungen des Ballspielvereins. Am Ende bleiben aber nur zwei Optionen, so Thiele.
Eine Leichtbauhalle, die zentral in Dortmund ihren Platz findet, ist Variante eins. Gleich hinter der Helmut-Körnig-Halle, in direkter Nachbarschaft zum Stadion Rote Erde und dem Signal Iduna Park. Damit diese in anderthalb Jahren dort genutzt werden kann, müssen Bauvorhaben auf den Weg gebracht und die Finanzierung geklärt werden. Beides ist noch nicht der Fall.
„Für die Errichtung einer Leichtbauhalle wurde ein baulicher Vorentwurf erarbeitet. Die Gespräche darüber zwischen der Stadt Dortmund und dem BVB sind noch nicht beendet“, teilte die Stadt mit. Auch Thiele und der BVB setzen darauf am Mittwoch.
Unklar ist, wer die Kosten, die sich ersten Prognosen zufolge im mittleren einstelligen Millionenbereich befinden, übernimmt. Stadt und BVB spielen sich hier den Ball gegenseitig zu.
Dortmund: Kein Umbau der Halle Wellinghofen
Die zweite Option ist bereits gar nicht mehr gültig. „Die andere Alternative ist, die Halle Wellinghofen umzubauen“, so Thiele. Der aber auch einschränkt, dass eine Machbarkeitsstudie bereits belegt habe, dass dieses Vorhaben der Stadt mehr Probleme als Vorteile bringen würde. Die Stadt Dortmund bestätigte dies: „Mit Unterstützung eines Architekturbüros wurde geprüft, ob die Sporthalle Wellinghofen durch Verschiebung des Spielfeldes anschließend mit einer zweiten Tribüne ausgestattet werden könnte. Das Ergebnis ist, dass die Halle dafür nicht ausreichend Platz bietet, und die Besucher der Haupttribüne in diesem Fall nur einen eingeschränkten Blick auf das Spielfeld hätten.“
Kein Umbau der Halle Wellinghofen und eine unklare Lage beim Projekt Leichtbauhalle in Dortmund. Thiele vermutet - auch mit Blick auf die anstehenden politischen Wahlen in diesem Jahr -, dass keine großen Versprechungen mehr gemacht werden. Auf der Mitgliederversammlung des BVB bezeichnete Thiele die Situation als „einer Sportstadt wie Dortmund nicht würdig“. Damit konfrontiert antwortete die Pressestelle der Stadt in einem längeren Statement und forderte mehr Initiative - ohne den Klub beim Namen zu nennen. „Hier sind Vereine, die ambitionierte, auch finanziell lukrative Ziele verfolgen, aufgefordert, gemeinsam mit der Stadt, die sich nach ihren Möglichkeiten einbringt, zu engagieren“, so die Antwort der Stadt, mit dem Verweis auf die zahlreichen Investitionen in die gesamte Sportinfrastruktur in den vergangenen Jahren: „Keine andere Stadt im Ruhrgebiet hat in den letzten Jahren so viel Geld in ihre Sportinfrastruktur investiert.“
Dortmund: Westfalenhalle ist keine Lösung
Thiele betont: „Ab Sommer 2026 müssen wir eine Lösung haben.“ Diese muss zeitnah festgelegt werden, um Planung und Bauvorhaben noch auf den Weg zu bringen. Im Idealfall am Mittwoch. Die Leichtbauhalle ist dabei die Ultima Ratio und wird das bestimmende Thema zwischen Verein und Stadt sein.
Die Westfalenhalle ist übrigens keine langfristige Lösung für die BVB-Handballerinnen. Zu teuer sind die Mietkosten für regelmäßige Einsätze dort, zu gering der Zuschauerzuspruch im normalen Bundesliga-Alltag, zu viel Konkurrenz gibt es im Event-Alltag. Sicher können sich der BVB und die Stadt sein, dass der Handball-Standort in einem würdigen Rahmen vertreten wird. Bereits jetzt sind mehr als 3000 Tickets für das Spiel gegen Sola verkauft worden. Es deutet alles auf den nächsten Rekord-Auftritt der Borussen hin.