Nicht viele Ligen beherbergen einen Tabellenführer, der so eindeutig überqualifiziert ist, wie die Kreisliga der B-Juniorinnen. Die Mädchen-Auswahl des BVB steht völlig ungefährdet mit einem Torverhältnis von 221:0 auf dem ersten Platz und konnte bisher alle 14 Ligaspiele eindrucksvoll gewinnen. Da kommt die Frage auf: Wieso tritt der BVB nicht ein paar Ligen höher an?
„Es ist nur eine Momentaufnahme“
Chef-Trainer Marc Liesler erklärt die außergewöhnliche Liga-Situation folgendermaßen: „Es ist nur eine Momentaufnahme, dass wir ungefährdet mit diesem Torverhältnis die Tabelle anführen. Der Anspruch von Borussia Dortmund ist natürlich langfristig, höher zu spielen“. Der BVB habe sich vor drei Jahren dazu entschieden, den Bereich Frauen-Fußball neu zu gründen und ähnlich wie bei den männlichen Vertretern der Schwarz-Gelben wolle der Verein auch dort früher oder später ganz oben mitmischen.
„Wir haben im Sommer (2023, Anm. d. Red.) Mädels für die U17 gesucht, die gute fußballerische Grundvoraussetzungen mitbringen“, erklärt Coach Liesler. Dass dem BVB bei der Spielerinnensuche andere Mittel zur Verfügung stehen als dem Rest der Liga, ist dabei selbsterklärend. Innerhalb der Liga wird deshalb sehr genau auf das Projekt der Borussinnen geschaut, manchmal auch zähneknirschend, da die Konkurrenz oft das Gefühl, im Wettbewerb um die Talente nicht mithalten zu können.
B-Juniorinnen mit prominenten Namen im Kader
Unter anderem konnte die Truppe von Liesler von den Transfers der Männer-Mannschaften profitierten. So wechselten auch die Schwestern von Julien Duranville und Cole Campbell zur Borussia. Chloe Campbell und Sarah Duranville würden gut zum hohen Niveau der Borussen passen, erklärt der BVB Coach. „Wir haben eine gute Mischung aus Altjahrgängen und jüngeren Spielerinnen im Kader“.
Durch die neue Zusammensetzung der Mannschaft muss auch ein Verein wie Borussia Dortmund in der untersten Liga anfangen. Um trotzdem Erfahrung in den oberen Spielklassen zu sammeln, organisiert BVB Coach Liesler an den spielfreien Tagen Testspiele mit Mannschaften auf höherem Niveau.
Dort läuft es für die schwarz-gelbe Mädchenauswahl allerdings nicht so reibungslos wie in der Liga: In zwölf Testspielen musste sich der BVB zehnmal geschlagen geben. Nur ein Sieg und ein Unentschieden sprangen beim Kräftemessen mit Gegnern heraus, auf deren Niveau der BVB sich in Zukunft ansiedeln möchte – darunter Fortuna Düsseldorf und der MSV Duisburg.

Liesler ist trotz der Testspiel-Niederlagen sehr angetan von seiner Truppe, da sie aus seiner Sicht in kurzer Zeit schon ein gutes Bild abgebe. „Die Breite im Kader ist ein riesiger Vorteil, wir müssen uns nicht nur auf ein oder zwei Zielspielerinnen konzentrieren“.
„Haben Turniersieg geplant“
Momentan haben die B-Juniorinnen noch bis zum 6. April spielfrei. Dann geht es zur HSM der Juniorinnen, wo die Schützlinge von Marc Liesler auf die SG Gahmen, den BV Lünen und den TuS Eving Lindenhorst treffen werden. Gegen alle drei Gruppen-Gegner konnte sich der BVB schon in der Liga eindrucksvoll durchsetzen. „Wir wissen, was auf uns zukommt und wir wissen auch, dass die Halle andere Gesetze hat. Der Turniersieg ist unser Ziel“, betont der BVB Erfolgscoach. Dennoch sei sich Liesler bewusst, dass die Möglichkeit einer Überraschung im Turniermodus immer größer sei.
Die Meisterschaft scheint unterdessen entschieden zu sein – trotzdem herrscht bei den Mädchen aus Dortmund keine Langeweile. Der BVB Trainer versuche, neue Reize zu setzen, um die Motivation innerhalb der Mannschaft hochzuhalten. Liesler sagt, dass sich seine Truppe während der Saison immer neue Ziele gesetzt habe. Ein Ziel könnte sein, die Saison ohne Niederlage und Gegentor zu beenden.
Es bleibt abzuwarten, ob die schwarz-gelben Mädchen in den letzten sieben Liga-Spielen makellos bleiben können und wo die Reise für den BVB in den kommenden Jahren hingeht.