Brünninghausens Zehner glänzt gegen Türkspor auf Außenposition „Wir müssen keinen fürchten“

Türkspor die Stirn geboten: Zehner begeistert auf der Außenposition
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Der Zehner zählt nicht zu den Riesen im Kader, ist gerade mal 21 und beackert die Außenbahn. Beim Westfalenliga-Spitzenreiter FC Brünninghausen trägt kein Routinier auf der Spielmacherposition die beliebte Nummer. Und doch fiel der Rechtsverteidiger gerade im torlosen Spitzen-Derby gegen Türkspor nicht nur wegen seiner auffälligen Rückennummer auf. Viel mehr war er Brünninghausens wichtigster Mann.

Denn Anis El Hamassi lief nicht nur mehrere seiner unwiderstehlichen Läufe mit Ball und Blick für die Mitspieler, er warf sich weiter innen auch in scharfe Türkspor-Schüsse. Anis El Hamassi ist sehr schnell, aber zum Fliegen reicht es noch nicht, selbst wenn er fußballerisch und lerntechnisch ein Überflieger ist. „Ich bin seit vier Jahren schon im Seniorenbereich und studiere im sechsten Semester an der TU Dortmund Wirtschaftswissenschaften.“

Ein Leben auf der Überholspur? Nein, Anis El Hamassi ist sehr geerdet, spricht deutlich ruhiger und langsamer, als er rennt. „Ich bin auch meinem Trainer Rafik Halim dankbar, der mir während meiner Angangszeit im Seniorenbereich immer wieder gesagt hat, wie wichtig Schule, Studium und Beruf sind.“ Anis El Hamassi blieb also auf dem Teppich. Läge einer auf dem Kunstrasen, wäre es ein langer Läufer, aber der lernwillige Youngster hat von seinem anderen Trainer Florian Gondrum auch etwas gelernt: „Ich soll nicht immer bis zur Grundlinie laufen, sondern wenn es sich anbietet, auch nach innen ziehen.“ Wo dann Florian Gondrum lauert, der zwei Fliegen mit einer Klappe schlägt: Er entwickelt als Trainer ein Talent weiter und profitiert als Spieler von mustergültigen Anspielen.

Am Sonntag brachten weder El Hamassis Geradeausläufe noch welche Richtung Mitte den erhofften Torerfolg. Dafür verhinderte er hinten Schlimmeres. Dass ausgerechnet er seinen eher zarten Körper in die Schüsse des Gegners warf, zeugt vom Willen des flexiblen Spielers. Und von der Fähigkeit, sich auf Situationen einzustellen. „Meine erste wichtige Station im Nachwuchsbereich war der TuS Eving-Lindenhorst, im älteren Jugendbereich kam ich dann nach Brünninghausen.

Und ich hatte schon auch einige Zeit auf der Zehn gespielt. Der Verein hat mir die Rückennummer anvertraut. Ich durfte sie auf die Position rechts, die meiner Spielweise sehr entgegenkommt, mitnehmen. Aber ich denke, dass ich an meiner Physis noch arbeiten muss.“ El Hamassi zählt ganz klar zur bescheideneren Sorte Spielern: „Ich mag es nicht, über meine Stärken zu reden.“

Dass er schnell, technisch stark ist, verneint er aber wenigstens im Gespräch nicht. Als ihm dann der Beobachter das Attribut mannschaftsdienlich zuordnet, lässt er es sich schon gefallen: „Ja, ich bin Teamplayer, möchte Tore vorbereiten. An Toren ist immer die ganze Mannschaft beteiligt. Wer am Ende den Ball über die Linie bringt, ist mir egal.“

So reden Spieler, denen auch Routiniers gerne zuhören, wobei Anis El Hamassi gleich ergänzt, dass auch er ein guter Zuhörer sei: „Das ist ganz wichtig für mich, mir von den Erfahrenen etwas erklären zu lassen. Ich finde aber umgekehrt auch stark, dass unsere Trainer uns Jüngeren Aufmerksamkeit schenken. Wir dürfen nach den Einheiten zu ihnen kommen. Dann müssen es gar nicht nur fußballerische Dinge sein, über die wir reden.“

Das klingt nach Harmonie, die Erfolge bringt. Denn der FCB verteidigte mit dem 0:0 gegen Verfolger Türkspor die Spitze. „Das war vielleicht fußballerisch nicht das allerschönste Spiel, aber ein sehr aktives Derby mit einigen Fouls und Nickligkeiten, die in einem Ortsduell sein dürfen. Kampf und Leidenschaft haben dominiert“, kommentiert der Brünninghauser.

Und auch da war der Außenverteidiger mit Offensivdrang ganz vorne dabei. Was ihn zum nächsten Punkt bringt, über den er nicht so offensiv, wie er oft agiert, reden möchte. Und zwar über das, was dieses Unentschieden für den Titelkampf bedeutet. Immerhin so viel: „Das Spiel lässt keine Rückschlüsse zu, wer am Ende wo in der Tabelle steht. Wir haben bewiesen, dass wir einem äußerst stark besetztem Türkspor-Team mit Respekt, aber ohne Angst begegnen. Wir hatten einige glasklare Chancen, die uns den Sieg hätten bringen können, aber unser Gegner hatte die im ersten Abschnitt auch. Wir müssen keinen fürchten.“

Auch die Aussicht, dass seine Mannschaft demnächst die Spiele äußerst ernstnehmen muss, in denen nicht 700 Zuschauer in der schönen Anlage am Hombruchsfeld begeistert mitgehen, geht er gedanklich mit. „Gerade im Alltag müssen wir alles abrufen.“ Und dann? Dann blockt Anis El Hamassi im Gespräch ab wie manchen Schuss am Sonntag: „Wir denken darüber nicht nach, was am Saisonende sein könnte. Wir denken über unsere kommende Aufgabe nach. So machen wir das auch weiter.“ Der Zehner ist gerade mal 21 Jahre alt, aber er redet weise, als wäre er 31 Jahre alt. Auch daher schätzen sie ihn im FCB so sehr. Und die Zehn, die nimmt ihm so schnell keiner weg.

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