Etwas mehr als zwei Monate sind vergangen, seit die Welt im Dortmunder Süden plötzlich eine andere war: Der FC Brünninghausen, in der jüngeren Vergangenheit als einer der seriösesten Amateurfußballklubs der Stadt bekannt, sah sich konfrontiert mit einem beispiellosen Machtkampf zwischen erster Mannschaft und Vereinsführung.
Entsprechend groß war die Spannung vor den Vorstandswahlen auf der Jahreshauptversammlung im April: Wie würden die Mitglieder auf die Entscheidungen der Vereinsführung reagieren?
Vorstand des FC Brünninghausen von Mitgliedern bestätigt
Zur Erinnerung: Am 20. Februar gab der FC Brünninghausen bekannt, sich zum Saisonende von Trainer Giovanni Schiattarella und dem Sportlichen Leiter Reza Hassani zu trennen. Dies geschah zu einem Zeitpunkt, als der Oberliga-Absteiger in der Westfalenliga auf Platz zwei rangierte – mit nur drei Zählern Rückstand auf Tabellenführer und Mit-Absteiger TSG Sprockhövel.
Eine Entscheidung, die schnell weitreichende Folgen entwickelte: Hassani trat mit sofortiger Wirkung zurück. Einen Tag später solidarisierte sich ein Großteil der Mannschaft mit dem Sportlichen Leiter sowie Trainer Schiattarella und kündigte an, nicht weiter für Brünninghausen zu spielen, wenn der aktuelle Vorstand nicht zurücktreten würde.
„Ich bleibe dabei, was ich damals schon gesagt habe: Das war ganz klar Erpressung“, sagt der stellvertretende Vorsitzende Horst Tieling am Freitag (25. April) bei einem Treffen mit unserer Redaktion im Vereinsheim am Hombruchsfeld.

Der FCB hat um das Gespräch mit unserem Medienhaus gebeten. Tieling sitzt in der Mitte, rechts von ihm Geschäftsführer Organisation Christopher Hönisch, links hat Jugendleiter Philipp Sprenger Platz genommen.
Direkt zu Beginn geht es um die Jahreshauptversammlung am 2. April. „Natürlich waren wir im Vorhinein nervös. Wie würden die Mitglieder auf das Ganze reagieren? Das Ergebnis hat uns dann zwar nicht überrascht, weil wir nach wie vor hinter unseren Entscheidungen stehen, aber es war eine wichtige Bestätigung“, sagt Horst Tieling.
Das Ergebnis der Vorstandswahlen durch 97 wahlberechtigte Mitglieder: die Anwesenden bestätigen den Vorsitzenden Thomas Kettler (keine Gegenstimme, zwei Enthaltungen), Horst Tieling (zwei Gegenstimmen, acht Enthaltungen), Christopher Hönisch (zwei Gegenstimmen, eine Enthaltung) und weitere Funktionäre in ihrem Amt. „Natürlich gab es Fragen der Mitglieder zu der Situation im Februar. Man darf nicht vergessen: Der FC Brünninghausen ist alles andere als nur Fußball. Wir mussten uns also auch gegenüber der anderen Abteilungen erklären“, sagt Tieling. Ob den Mitgliedern die Antworten ausgereicht hätten, ist daraufhin die Frage unserer Redaktion. „Auf unsere Ausführungen gab es keine Rückfragen. Ich denke also schon“, sagt Tieling.
Vereinskonzept wird zum Streitpunkt
Neben Fußball wird beim FCB noch Tischtennis, Volleyball, Gymnastik und Bodyfit angeboten. Ein Umstand, der für Horst Tieling nochmal die Tragweite der Rücktrittsforderung durch die erste Senioren-Mannschaft klarmache.
„Man muss sich unsere Situation damals einmal vorstellen: Wären wir zurückgetreten, hätte der Verein keinen Vorstand mehr gehabt. Das Amtsgericht Dortmund hätte dann bis zur Jahreshauptversammlung einen Vorstand eingesetzt. Hätte sich dann niemand bereiterklärt, den Job zu übernehmen, wäre die Vereinsauflösung ein durchaus realistisches Szenario gewesen. Wir sind aber nicht der Vorstand der ersten Mannschaft, sondern vom Gesamtverein. Und keiner ist beim FC Brünninghausen größer als der Verein“, sagt Tieling.
FC Brünninghausen spricht von „branchenüblicher Entscheidung“
Immer wieder wird im Gespräch mit den drei ehrenamtlichen FCB-Verantwortlichen deutlich, wie sehr die Situation sie damals belastete. Keiner von ihnen habe während ihrer Vereinsarbeit jemals etwas Vergleichbares erlebt. Um die richtigen Entscheidungen zu treffen, habe man sich auch Ratschläge von ehemaligen Vereinsfunktionären geholt.
„Aber darauf, was passiert ist durch die öffentlichen Anschuldigungen, konnte uns keiner Vorbereitungen. Die Situation hat eine Dynamik genommen, die wir bis heute nicht nachvollziehen können. Letztendlich haben wir eine branchenübliche Entscheidung getroffen und uns wegen Differenzen in der zukünftigen Vereinsauslegung vom Trainer und Sportlichen Leiter getrennt“, sagt Christopher Hönisch.
Vieles sei in der Vergangenheit öffentlich gemacht worden, wozu der FCB nie selbst Stellung bezogen habe, obwohl man eine andere Wahrnehmung der Geschehnisse habe. Im Kern solle sich daran aber auch nichts ändern. „Jetzt wieder auf einzelne Aussagen von damals einzugehen und unsere Sicht zu schildern, würde niemanden weiterbringen. Fakt ist: Wir haben ein Vereinskonzept entwickelt, von dem wir überzeugt sind und das wir auch weiterhin verfolgen werden“, sagt Hönisch.

Ein Konzept, welches der zentrale Streitpunkt zwischen Brünninghausen und der damaligen Seniorenmannschaft war. Entwickelt von Jugendleiter Philipp Sprenger sieht es vor, jede Saison eine bestimmte Anzahl an Jugendspielern in den Senioren-Kadern unterzubekommen.
„An dieser Stelle möchte ich aber betonen: Es besteht der Wunsch, so viele Spieler wie möglich in den Seniorenfußball zu integrieren. Da sprechen wir aber von erster und zweiter Mannschaft. Und nicht von einer Pflicht“, erklärt der Jugendleiter. Reza Hassani hatte das nach der Trennung anderd wiedergegeben.
Horst Tieling ergänzt: „Es ist doch vollkommen klar: Wenn in einem Jahrgang mal keine Jugendspieler dabei sind, die das Niveau für die Westfalenliga mitbringen, wird kein Trainerteam gezwungen, Spieler in die erste Mannschaft aufzunehmen. Aktuell sind wir aber davon überzeugt, dass es durchaus Talente gibt, die das Zeug dazu haben. Nur die müssen die eben auch eine Chance bekommen, sich zu beweisen und zu entwickeln“.
Klares Ziel: starker Kader für die Westfalenliga
Zudem betonen Hönisch und Tieling, wie dankbar sie der aktuellen A-Jugend seinen. Nach dem Spielerstreik hatte der FCB das Ligaspiel gegen den Lüner SV am 18. Spieltag kurzfristig absagen müssen. In der Woche darauf konnte gegen Tabellenführer TSG Sprockhövel (0:9) überhaupt nur angetreten werden, weil sich genügend Jugendspieler zur Verfügung stellten. „Die haben erst für die A-Jugend gespielt und dann für die Erste“, sagt Hönisch. Gleiches gelte für Spieler der Zweiten und sogar einige Akteure von den Alt-Herren. Inzwischen sind rund zehn Spieler aus der ersten Mannschaft zurückgekehrt und beenden mit einigen A-Junioren die Saison.
Davon, dass der FC Brünninghausen in Zukunft aber zu einem Verein wie die TSC Eintracht Dortmund werden könnte, der regelmäßig große Talente hervorbringt, mit den Senioren aber in der Kreisliga spielt, wollen die Verantwortlichen trotz Jugendkonzept nichts wissen.
„Wir spielen die Rückrunde, weil wir davon überzeugt sind, die Klasse halten zu können. Nächste Saison wollen und werden wir eine schlagkräftige Truppe zusammen bekommen, die Westfalenliga-Niveau haben wird“, sagt Christopher Hönisch.
Bezüglich der sportlichen Ziele in der Vergangenheit sowie der Zukunft betont Hönisch: „Wir haben einen Etat zur Verfügung, der gut zur Westfalenliga passt. Hätte es den Spielerstreik nicht gegeben und hätten wir bis zum Saisonende um den Oberliga-Aufstieg mitspielen können, wären wir vom Vorstand die ersten gewesen, die mit der Mannschaft anständig gefeiert hätten. Sportlich wollen wir immer das Maximum erreichen“, betont der Geschäftsführer.
Mehrere Neuzugänge stünden bereits fest und sollen in den nächsten Tagen öffentlich gemacht werden.