Bövinghausen trotz „bodenloser Verhältnisse“ weiter Spieler „im Bierrausch verpflichtet“

„im Bierrausch verpflichtet“
Lesezeit

Mit nur fünf Spielern trat der TuS Bövinghausen am Samstag zur Vorrunde der Dortmunder Hallenstadtmeisterschaft an. Wechselmöglichkeiten hatte der Oberligist demnach keine, alle Spieler mussten durchspielen.

Aus verschiedensten Gründen hätten ihn zahlreiche Absagen erreicht, sagte Dimitrios Kalpakidis. Kalpakidis, eigentlich gemeinsam mit Danny Voß Trainer des Teams, schnürte selbst die Schuhe. Voß coachte von außen.

TuS Bövinghausen mit nur fünf Spielern als Gruppensieger weiter

Wegen des seit Monaten laufenden Insolvenzeröffnungsverfahrens gegen den Verein, dessen Zukunft fraglich ist, hatten im Vorfeld zahlreiche Fragezeichen den Kader umgeben. Aus dem etatmäßigen Oberliga-Kader liefen letztlich nur Ilker Algan und Seong-sun You auf.

Kalpakidis machte am Samstag deutlich, an wem es gelegen habe, dass der TuS überhaupt eine spielfähige Mannschaft zusammenbekam: an ihm und Trainerkollege Voß.

Dimitrios Kalpakidis (hinten Mitte), Seong-sun You (hinten, 2.v.r.), Danny Voß (hinten rechts), Fabio Rummenigge (vorne links), Ilker Algan (vorne Mitte) und Tim Oberwahrenbrock (vorne rechts) erreichten mit dem TuS Bövinghausen die Zwischenrunde.
Dimitrios Kalpakidis (hinten Mitte), Seong-sun You (hinten, 2.v.r.), Danny Voß (hinten rechts), Fabio Rummenigge (vorne links), Ilker Algan (vorne Mitte) und Tim Oberwahrenbrock (vorne rechts) erreichten mit dem TuS Bövinghausen die Zwischenrunde. © Stephan Schuetze

„Was wir beide telefoniert haben und versucht haben, noch an Spielern zu akquirieren“, sagte Kalpakidis nach dem Erreichen der Zwischenrunde als Gruppensieger – ein Erfolg, der auch als Oberligist ohne Auswechselspieler nicht selbstverständlich ist.

Teilweise seien Kalpakidis und Voß Altherren-Spieler angeboten worden. „Es ist bodenlos, was wir hier für Verhältnisse haben“, sagte Kalpakidis am Samstag. Klar ist: Die beiden Trainer tragen keine Verantwortung für die Lage, in der sich der TuS Bövinghausen befindet.

Kalpakidis und Voß verpflichten Spieler für den TuS Bövinghausen

Stattdessen sprangen sie in die Bresche, verpflichteten zwei Spieler kurzfristig in Eigenregie und spielten im Falle Kalpakidis‘ sogar selbst – mit inzwischen 45 Jahren.

Fabio Rummenigge, der inzwischen in München lebe und arbeite, befinde sich aktuell beispielsweise nur auf weihnachtlichem Heimatbesuch. „Aus einem Bierrausch“ heraus, so Kalpakidis, sei der Sohn von Ex-Profi Michael Rummenigge und Neffe von Bayern-Legende Karl-Heinz Rummenigge, verpflichtet worden. „Fabi, was ist? Kannst du spielen?“, habe Kalpakidis eigentlich nur spaßeshalber gefragt.

Dimitrios Kalpakidis spielte, Danny Voß coachte von außen.
Dimitrios Kalpakidis (l.) spielte, Danny Voß coachte von außen. © Stephan Schuetze

Der Ex-Spieler des Hombrucher SV und BSV Schüren hatte seine Karriere eigentlich beendet. 2020 riss er sich, damals war er gerade nach Bövinghausen gewechselt, das Kreuzband.

Sein Pass habe aber noch immer an der Provinzialstraße gelegen, was Rummenigge schnell spielberechtigt machte. Eine extrem glückliche Fügung: Der 28-Jährige war am Samstag der beste im TuS-Dress und traf ganze sieben Mal in zwei Spielen – trotz leichter Zerrung, so das Trainerteam.

Tim Oberwahrenbrock spielt wieder für den TuS Bövinghausen

Ähnlich die Lage bei Torwart Tim Oberwahrenbrock: Der war im Sommer als Torwarttrainer zum TuS gestoßen, stand dann aber doch in zwei Oberliga-Partien zwischen den Pfosten.

Im Oktober hatte er den Klub wieder verlassen. Kalpakidis und Voß hätten sogar mit Oberwahrenbrocks Frau gesprochen, damit es mit einem Einsatz klappt.

„Wenn wir das hier nicht organisiert hätten, dann wäre hier gar nichts los. Dann hättest du abmelden können“, sagte ein emotionaler Kalpakidis nach dem 10:4 über B-Ligist TuS Deusen, mit dem Bövinghausen den Zwischenrunden-Einzug als Gruppensieger klargemacht hatte.

Das Lob galt aber auch der so dezimierten Mannschaft, die konditionell auf die Zähne biss und trotz sichtbar höherer Qualität als die Konkurrenz eine disziplinierte Leistung abrief. „Man muss der Mannschaft ein Kompliment machen“, sagte Danny Voß.

Um einen Kader für die Zwischenrunde auf die Beine zu stellen, werden die beiden TuS-Trainer wohl wieder die Telefondrähte heißlaufen lassen müssen. Rummenigge wird nicht mehr dabei sein, dafür soll Kapitän Yanni Regäsel zurückkehren.

Grafik