
© Stephan Schütze
Bövinghausen-Neuzugang verrät: Er lebt aktuell vom Fußball und glaubt an die Regionalliga
Fußball-Westfalenliga
Er war bereits beim TuS Bövinghausen, war dann kurz weg und ist nun wieder zurück. Im Interview verrät der Offensivspieler, dass er aktuell vom Fußball lebt und mit dem Klub noch viel vor hat.
Wer in einem Hochkaräter-Ensemble noch den Unterschied macht, muss schon einer der auffälligsten Fußballer seiner Liga sein. Noch hat er den Beweis nicht in der Meisterschaft antreten dürfen. Seine ersten Auftritte in Dortmund geben aber einen Hinweis darauf, dass einer die Bühne betritt, der das Zeug zu einem der besten Amateurkicker der Stadt hat.
Ervin Catic (24) machte im insgesamt guten Test seines Westfalenliga-Spitzenreiters TuS Bövinghausen gegen den Oberligisten Holzwickeder SV mächtig Alarm. Unermüdlich kurbelte er über die linke Seite mit seinem starken rechten Fuß das Bövinghauser Spiel an. Zuletzt hatte er für den Traditionsverein RW Erfurt gekickt. Das zeigt: Der Neue bringt einiges mit. Wer er ist, wo er war, was ihn nach Bövinghausen führte, verrät Ervin Catic im Interview.
Ervin Catic, in einem ohnehin starken Spiel gegen Holzwickede avancierten Sie im zweiten Abschnitt zum Motor des Bövinghauser Spiels. Haben Sie da schon einen Teil Ihrer Stärken gezeigt?
Danke für das Kompliment! Ich sehe meine Stärken schon in meiner Schnelligkeit. Ich bin auch kopfballstark und versuche es mit einer besonderen Schusstechnik. Ich drehe die Bälle von der linken Seite mit rechts rein. In Erfurt hatte mich der Trainer auch mal hinten rechts gebracht, weil ich immer gut Meter mache, aber links offensiver spiele ich lieber.
Gerne legen wir ein weiteres Kompliment nach. Sie sind angenehm kommunikativ und sehr freundlich…
Wissen Sie, ich bin Bosnier, wir sind entspannte Leute, sehen viele Dinge locker. Ich möchte mein Deutsch aber noch verbessern.
Dann setzten wir noch eins drauf: Ihr Deutsch ist ziemlich gut.
Aber das geht noch besser. Daran möchte ich arbeiten, wenn ich nicht Fußball spiele.
Da sind wir auch schon beim Menschen hinter dem besonderen Fußballer. Warum landet ein talentierter junger Mann aus Bosnien in Bövinghausen?
Ich bin ja schon länger auf Europareise. Von meinem Heimatverein Rudjar Prijedor ging ich nach Schweden zu FK Almeboda. Da hielt es mich aber nicht sehr lange. Hier in Deutschland war der BV Cloppenburg meine erste Station. Dann war ich ja zum ersten Mal für ein paar Spiele beim TuS, habe dann aber die Chance in Erfurt wahrnehmen wollen. Und jetzt bin ich wieder hier.
Wie kam es?
Den Verantwortlichen von RWE reichte offenbar der fünfte Platz nicht. Sie sagten: Wir holen jetzt einfach neue Spieler. Ihr seid nicht gut genug. Dann bin ich zum Präsidenten und habe ihm gesagt, dass ich nach Bövinghausen möchte. Da hat er plötzlich wenig Verständnis gezeigt: Ich sei doch gesetzt. Da hatte ich aber meine Entscheidung bereits gefällt.
Was lockte Sie in den Westen der Republik?
Safet Dzaferoski hat mich angerufen, da er wusste, dass ich nicht so richtig zufrieden war in Erfurt. Dann habe ich mit dem Vorsitzenden Ajan alles klar gemacht.

Safet Dzaferoski hatte Kontakt zu Ervin Catic gehalten. © Stephan Schuetze
Wer für den Sport solche Ortswechsel in Kauf nimmt, muss den Fußball lieben…
Und so ist es auch. Ich lebe aktuell vom Fußball, das war auch so mein Ziel. Dass ich jetzt in Bövinghausen bin, liegt auch daran, dass meine Eltern in Wuppertal leben und eine Tante in Dortmund. Und ich mag die Dzaferoskis, ich mag die Mannschaft. Wir haben Ziele.
Ist Ihre Lebensplanung tatsächlich nur auf den Fußball ausgerichtet?
Ja und nein! Im Idealfall mache ich später Trainerlizenzen und arbeite weiter im Fußball. Aber ich bin natürlich schon ein impulsiver Typ, der sich in eine solche Aufgabe erst einarbeiten müsste.
Wie war das mit der bosnischen Entspanntheit?
Auf dem Platz sieht das natürlich etwas anders aus. Aber ich weiß natürlich, dass ein zweites Standbein neben dem nicht immer planbaren Fußball wichtig ist. Ich habe in meiner Heimat Informatik studiert, möchte in diesem Bereich gerne arbeiten.
Sehr weitsichtig! Könnten Sie denn vielleicht mit dem TuS in den echten Profibereich vorstoßen?
Ich glaube, dass wir keine Westfalenliga-Mannschaft sind. Wir wollen unbedingt in die Oberliga. Wenn wir dann noch ein paar Verstärkungen bekommen, können wir oben mitspielen und haben das Zeug für die Regionalliga.
Was stimmt Sie da so optimistisch?
Also: Die Mannschaft ist schon jetzt gut. Und Ajan Dzaferoski holt bestimmt weitere starke Leute. Ein Beispiel: Elmin Heric, unser Angreifer, war auch in Erfurt zum Probetraining. Ich habe ihn kurz gesehen und staunend gefragt: Woher kommst du? Wo hast du das gelernt?
Und daraus wurde dann „wohin gehst du“?
Ganz genau! Safet und Ajan Dzaferoski suchten ja einen Stürmer. Ich habe den Kontakt vermittelt. Dann ging es schnell.
Das Thema Schnelligkeit könnte ja auch eins auf dem Platz werden. In einem Interview voller Komplimente erlauben wir uns aber wenigstens den Hinweis, dass die Spiele Ihres TuS vor Ihrer Ankunft trotz des Fünf-Punkte-Vorsprungs in der Liga nicht mehr die schnellsten und schönsten waren…
Das mag stimmen. Ich habe auch unsere Abwehrleistungen in den ersten Vorbereitungsspielen in diesem Jahr kritisch gesehen. Zehn Gegentore in drei Spielen sind zu viele. Aber jetzt beim 0:0 gegen Holzwickede haben wir als Mannschaft eine deutliche Steigerung gezeigt. Hinten mit Dino Dzaferoski und Maurice Haar war das stabil. Uns hatten einfach auch viele Leute gefehlt. Und vorne hatten wir einige Chancen. In Zukunft gehen davon auch einige rein.
Auch Ihr Trainer Sebastian Tyrala war rundherum glücklich. Wie ist die Arbeit mit ihm?
Sebastian ist ein sehr guter Trainer, der sehr akribisch und zielorientiert arbeitet.
Heißt das, dass Sie in Bövinghausen als Weitgereister jetzt Wurzeln schlagen möchten?
Ich sage niemals nie, aber momentan kann ich mir sehr gut vorstellen, mit einem sich stetig weiterentwickelnden Team noch einiges zu erreichen. Ich bin ja noch jung.
Sie leben bewusst im Jetzt?
Das ist doch auch richtig so. Und im Jetzt haben wir bis zum Saisonstart noch einige Arbeit und einige Spiele vor uns. Ich bin mir sicher, dass wir zum Start, wenn wirklich alle wieder dabei sind, in sehr guter Form antreten.
Dortmunder Jung! Seit 1995 im Dortmunder Sport als Berichterstatter im Einsatz. Wo Bälle rollen oder fliegen, fühlt er sich wohl und entwickelt ein Mitteilungsbedürfnis. Wichtig ist ihm, dass Menschen diese Sportarten betreiben. Und die sind oft spannender als der Spielverlauf.
