Ein wenig Stolz war schon dabei, als ein Spieler des A-Kreisligisten SV Westrich seine neueste erarbeitete Errungenschaft im WhatsApp-Status präsentiert. „Leute, holt die Kinder rein, Marvin hat den Führerschein“, hätte es vor Jahrzehnten bestimmt in einer Zeitungsanzeige geheißen. Heute „warnen“ die erfolgreichen Prüflinge selbst.
Marvin Middeldorf, liebe Eltern der Nachbarschaft, aber ist mitnichten Fahranfänger. Er ist nämlich mittlerweile 30 Jahre alt, hat selbst zwei Kinder, die sogar in sein Auto steigen. Was der routinierte Spieler der Westrich da zeigte, ist ein LKW-Führerschein der Klasse C. Westrich trägt Grün, aber im Dienst ist Middeldorf, der passenderweise, aber aus anderen Gründen den Spitznamen Möhre trägt, ein Oranger. „Ich arbeite hier in Dortmund bei der Müllabfuhr. In der Fahrschule des Betriebes habe ich die Theorie- und Praxis-Stunden und letztendlich auch die Prüfung geschafft. Jetzt darf ich viele Fahrzeuge aus unserem Fuhrpark fahren. Das ist schön und wichtig für mich.“
Alles andere als sauber endete die Partie seiner Westricher beim BV Brambauer (4:3 für Westrich). Von den Tumulten habe Middeldorf vor Ort nichts bekommen: „Ich stand nach dem Spiel mit meiner Familie auf dem Platz zusammen. Was dann passiert sein soll, weiß ich nur aus den Erzählungen meiner Kollegen. Daher kann ich dazu gar nichts sagen.“
Osmanlispor war ärgerlich
Es sei einfach nur schade, denn ansonsten stehe es um den Aufsteiger ja richtig gut. „Nach dem Hänger zwischendurch haben wir sieben Spiele in Serie gewonnen. Das 1:4 gegen Osmanlispor war zwar ärgerlich, das war aber auch ein guter Gegner. Jetzt sind wir wieder auf Kurs.“ Zwei Spiele stehen in diesem Jahr noch auf der Agenda: „Schade, gegen den TuS Rahm hätten wir gerne das Heimspiel vorverlegt, aber dieses Derby müssen wir dann eben an einem Sonntag gewinnen. Dann noch ein Dreier gegen Sarajevo-Bosna, und wir krönen ein tolles Jahr.“
Der SV Westrich wird das Jahr 2022, ungeachtet der Vorkommnisse in Brambauer, mit dem Aufstieg und dem aktuellen Platz in der Spitzengruppe eine Liga höher definitiv in der Vereinschronik positiv vermerken. Als i-Tüpfelchen könnte noch die Hallenfußball-Stadtmeisterschaft dazukommen. Das schmeckt der Westricher Möhre, die ihren Spitznamen wegen eines Rotstichs in den Haaren trägt.

Das orangene Fahrzeug bleibt wohl im Fuhrpark, denn Middeldorf möchte einfach nur kicken: „Ich spiele so gerne in der Halle und wünsche mir sehr, dass unser Trainer mich nominiert. Für mich war ja klar, dass ich während der vergangenen Wochen nicht immer von Beginn an gespielt habe, weil ich wegen der Vorbereitungen auf den Führerschein ein paar Trainings verpasst habe. Aber Halle? Da möchte ich vor unseren tollen Fans spielen.“
Marc Risse, der angesprochene Trainer, hat übrigens auch Kinder. Wenn Marvin Middeldorf nur mit der Sporttasche und nicht doch mit einem LKW in der Halle Nette erscheint, darf der Coach seinen Nachwuchs auch getrost mitbringen.
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