Beim Sieg des Kirchhörder SC gegen Schüren spielt sich ein Talent in den Vordergrund

© Stephan Schuetze

Beim Sieg des Kirchhörder SC gegen Schüren spielt sich ein Talent in den Vordergrund

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Der Kirchhörder SC sendet ein Lebenszeichen vom Abgrund und besiegt den BSV Schüren verdient mit 3:0 (1:0). Hoffnung macht dabei auch einer, der erst sein zweites Seniorenspiel gemacht hat.

Dortmund

, 29.04.2019, 07:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Andrej Mura blickte auf die Tribüne und gestikulierte mit beiden Händen. Bleibt ruhig, Leute, ich habe alles im Griff – das war die Message. Kurz zuvor hatte der 19-Jährige den Kirchhörder SC mit einem Tor aus der Zauberkiste gegen den BSV Schüren mit 1:0 in Führung gebracht. Es war das Tor, das dem KSC im Derby die nötige Sicherheit brachte, um nach den darauffolgenden 75 Minuten als hochverdienter Sieger vom Platz zu gehen.

In seinem zweiten Seniorenspiel zog Mura, der seine fußballerische Ausbildung in Rumänien genossen hat und über den Hombrucher SV in Kirchhörde landete, nach einer knappen Viertelstunde nach innen, blickte kurz nach oben und schickte den Ball dann von der linken Strafraumgrenze mit rechts in den rechten Torwinkel. Keine Chance für Christoph Parossa im Schürener Tor: „Das war das Eintrittsgeld alleine schon wert“, sagte KSC-Trainer Lothar Huber hinterher, der voll des Lobes über den Angreifer war: „Was Andrej heute gespielt hat, das war richtig frech. So ein Tor in dem Alter, mit dem Selbstvertrauen, absolut Klasse. Er ist ein typischer Straßenfußballer. Ein richtiges Juwel, der Junge.“

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Das Juwel hatte tags zuvor noch in der Halle gezaubert, für die Bezirksliga-A-Jugend der Kirchhörder. Man sah ihm die Belastung nicht an, der 19-Jährige sprühte vor Spielfreude, teilweise sprudelte sie auch etwas über, ein ums andere Mal rannte Mura sich in ein, zwei oder sogar drei Schürenern fest: „Hinterher hat er es ein bisschen übertrieben, das ist der jugendliche Elan, aber das soll er beibehalten“, sagte Huber.

Dass Huber so gönnerhaft auf die Ballverluste bei Kontern reagieren konnte, lag natürlich auch am weiteren Verlauf und vor allem daran, dass der BSV im Derby so auftrat, als ginge es ihn nichts an: „Es war so, als würde der Tabellenführer, der den Aufstieg schon sicher hat, ein bisschen Fußball spielen wollen“, sagte Schüren-Trainer Arthur Matlik, „unser sehr junges Team hat wohl gedacht, dass das mit zwei Siegen im Rücken schon irgendwie laufen wird. Aber das ist mal richtig schief gegangen.“

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Bis auf ein, zwei gefährliche Standards brachten die Schürener, die allerdings ohne die verletzten Eyüp Cosgun und Santiliano Braja sowie den gesperrten Karim Bouzerda antraten, nichts zustande. Der fehlerlose Abwehrchef Dimitrios Kalpakidis ließ sein ehemaliges Team offensiv zerschellen, davor hatten Sascha Rammel und Michael Sievers die Zentrale komplett im Griff. „Ich habe vorher gesagt, dass es heute nur über Disziplin und mannschaftliche Geschlossenheit geht“, sagte Huber. Was sich allerdings so anhört, als hätte Kirchhörde nur hinten drin gestanden, war in Wahrheit eine abgezockte Leistung: „Wir haben hinten raus richtig ruhig gespielt“, freute sich Huber.

Immer wieder schaffte es der KSC, den Ball zu Marcel Stiepermann zu bringen, der mal im Sturmzentrum, mal davor, fast alle Bälle festmachte und entweder an die Außenstürmer Mura und Rene Richter weiterverteilte, den kreuzenden Aleksandar Djordjevic suchte oder selbst abschloss. Die Entscheidung für vier Offensive sorgte auch für die auf dem Platz. Nachdem Djordjevic kurz nach der Pause der Ball noch vom Fuß gespitzelt werden konnte, landete der Abpraller parallel zur Strafraumgrenze bei Richter, der die Kugel mit Rechtsdrall zum 2:0 in den Winkel zimmerte (51.). Matlik reagierte sofort, wechselte und stellte auf ein sehr offensives 3-3-4-System um, doch bis auf einen Kopfball von Björn Menneke, der am langen Pfosten vorbeistrich (69.) blieb die KSC-Defensive fehlerlos.

Hoffnung durch ein Juwel

Stattdessen konterte Kirchhörde drauflos, Richter (70.) und der eingewechselte Christian Wazian (79.) hätten schon deutlich früher erhöhen können. Aber erst als Hasan Bastürk den eingewechselten Alexander Bernhard im Strafraum legte, packte Philipp Kremer die 3 auf die Anzeigetafel (81.). Es hätte noch schlimmer können für den BSV, aber Mura scheiterte im Eins-gegen-Eins an Parossa (89.), bevor Schiedsrichter Armin Hurek die Partie pünktlich beendete. „Es war auch in der Höhe absolut verdient“, meinte Lothar Huber und hatte Recht, als er sagte: „Wir hätten noch zwei, drei mehr machen können.“

Hoffnung im Abstiegskampf will er trotz seines Juwels und dem klaren Derbysieg aber noch nicht aufkommen lassen: „Wir müssen unser Ding machen. Alles andere können wir eh nicht beeinflussen.“ Vier Punkte beträgt der Rückstand auf den Relegationsplatz, bei einem Spiel weniger als Lennestadt. „Wenn wir diese Leistung halten können, werden wir noch ein paar Punkte holen. Ob’s nachher reicht, weiß man nicht.“

KSC: Lichtner - Yüksel, Kremer, Kalpakidis, Veigas Mendes - Sievers, Stiepermann (77. Scherff), Rammel - Mura, Djordjevic (71. Wazian) , Richter (73. Bernhard)
BSV:
Parossa - Piontek, Bastürk, Herwig (58. P. Radojcic), Meyer - Cihan, Menneke (84. Simoes dos Santos), Arpaci (64. Güreser)- Franzen, Z. Radojcic, El Moudni
Tore:
1:0 Mura (15.), 2:0 Richter (51.), 3:0 Kremer (81.)