Die Ruhe vor dem Sturm. Als hätte es den verrückten Kruckeler Donnerstag nie gegeben, spricht der TuS-Vorsitzende mit sonorer Stimme über seinen Verein. Die Entwicklung von einem Klub, der sein Dasein im Dortmunder Westen nahezu unter Ausschluss der Öffentlichkeit fristete, zum großen Gesprächsthema der Fußballstadt, schildert Björn Burda (32) ziemlich unaufgeregt. Der B-Ligist hat unter frenetischem Jubel seiner großen Anhängerschar die Qualifikation zur Zwischenrunde der Dortmunder Hallenfußballstadtmeisterschaft 2022 geschafft.
Und plötzlich ist der TuS mit seinen Wahnsinns-Fans in aller Munde. Vor mehr als zehn Jahren wich der Kirchhörder SC mal wegen des Umbaus seines Platzes für ein paar Monate nach Kruckel aus. Fast wirkte die Anlage mit dem alten Ascheplatz wie ein „Lost Place“, ein verlassener Ort, so als wäre schon langer keiner mehr da gewesen. Dem entgegnet Björn Burda: „Uns hat es immer gegeben.“ Er muss es wissen, denn den TuS-Engagierten Björn Burda gibt es schon seit 22 Jahren. Und ein Blick in die Annalen zeig: Kruckel kickte damals sogar in der Kreisliga B.
Groß in Erscheinung traten die Kruckeler Fußballer aber lange Zeit nicht. Einer Sache durften sich Björn und sein ebenfalls im Vorstand aktiver Zwillingsbruder Kai sicher sein: „Der Treue unserer Mitglieder.“ Neben Fußball bietet der TuS Tennis, Turnen, Zumba und seit ein paar Jahren auch Darts an. Das klingt dann schon wieder alles vorwärtsgewandter.
Keine Fahrstuhlmannschaft mehr
Und vor fünf Jahren wachte auch die Fußball-Abteilung wieder auf. „Der neue Kunstrasen hat wieder mehr Leute nach Kruckel gelockt. Und natürlich hatten auch die Alteingesessenen wieder mehr Freude am TuS. Dass wir den Teppich bekommen haben, verdanken wir meinem Vorgänger Manfred Kitz. Dass wir danach auch die Coronazeit überstanden haben, rechnen wir unseren Mitgliedern hoch an. Wir hatten keine Austritte und keine Beitragsstopps.“ Das Dorf stand zu seinem TuS.
Und dass aus der Fahrstuhlmannschaft zwischen Kreisliga B und Kreisliga C ein ambitionierter B-Ligist geworden ist, verdanken sie auch dem ehemaligen Westfalenliga-Torjäger Paul Polok. „Wir blicken schon nach vorne“, bekräftigt Burda. „Nach dem zweiten Platz hinter Berghofen, die alles kurz und klein geschossen hatten, wäre die logische Konsequenz, dass wir uns verbessern wollen. Jetzt haben wir sechs Punkte Rückstand, die können wir aufholen.“

Zwischenrunde sorgt für Euphorie
Das und auch die Planung für die kommende Saison beschäftigt die Kruckeler erst nach ihrem Abschied von der Stadtmeisterschaft. Da der TuS durch die lauten Fans gefühlt immer in Überzahl spielt, dürfte der zweite Zwischenrundentag für den Hallen-Underdog drin sein. Gegner in der Gruppe sind Bezirksligist Eving Selimiye Spor und A-Liga-Kellerkind SC Husen-Kurl. „Ich kenne beide Teams nicht. Ich finde aber, wir müssen uns nicht verstecken. Auf der anderen Seite haben wir mit unserer ersten Zwischenrundenteilnahme überhaupt schon das große Ziel erreicht.“
So langsam aber dürfen jetzt auch wieder Emotionen hochkommen. Oder Björn Burda? „Wenn Sie mich so fragen, dann bekomme ich schon Lust. Und unsere Leute setzen jetzt schon alle Hebel in Bewegung, um an Karten zu kommen. Sie waren sogar in Husen, um da im Vorverkauf zuzuschlagen. Vor Corona hatten wir auch schon mal 50 Leute in Renninghausen. Jetzt aber ist das eine neue Dimension mit zuletzt 100 Kruckelern an der Kreuzstraße. Unser Verein hält zusammen. Da waren auf den Rängen alle Abteilungen vertreten“, berichtet Burda.

Großer Zusammenhalt beim TuS
„Ich finde es einfach klasse, dass jeder jedem im TuS hilft. Unter uns Fußballern ist es ohnehin so, dass jeder, der um Rat oder Unterstützung bittet, diese auch erhält. Ich spüre das aber auch im gesamten Verein.“ Am Freitag und eventuell am Samstag benötigen die Fußballer Hilfe – positive Hilfe: „Wir leben die Veranstaltung mit Spaß und Humor“, verspricht Burda. Wenn der TuS dann mit der Präzision eines Dartspielers, der Ausdauer eines Zumba-Tänzers, der Beweglichkeit eines Turners und der Konzentration eines Tennisspielers die Zwischenrunde bestreitet, wird die Identifikation der Fans mit den Fußballern noch steigen.
All das, was am Wochenende passiert, sieht Burda als Bonus. Sollte diese verschworene Gemeinschaft aber das Wunder vollbringen, dann heißt es ab sofort: der Sturm vor dem nächsten Sturm!
Wickede holt vier Neue aus Dortmund und Lünen: Klassenhöchster kommt aus der Bezirksliga
Mehr als 5000 Zuschauer sehen die Vorrunde: Zahlen in einer Halle enttäuschen wieder einmal
Westfalenliga-Talent bei Hallenstadtmeisterschaft 2022: „Die Körnig-Halle ist ein Traum“