Auf- und Abstiegsregeln in Westfalen noch völlig unklar Erneute Oberliga-Aufstockung droht

Auf- und Abstiegsregellungen in Westfalen: Aufstiegsrelegation in mehreren Ligen möglich
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Die Amateurfußballsaison 2024/25 biegt so langsam auf ihre Zielgerade ein. Je näher der Sommer kommt, desto interessanter werden jährlich die Fragen nach Auf- und Abstiegen und den Staffeleinteilungen für die kommende Saison.

In diesem Jahr ist es besonders spannend, da sich durch die Auflösung des TuS Bövinghausen verschiedene Szenarien ergeben.

Auch mehrere Relegationen, wie es sie 2022/23 beispielsweise gegeben hat, sind durchaus möglich. Springender Punkt ist der Abstiegskampf in der Regionalliga West.

Mit Türkspor Dortmund steht dort bereits ein westfälischer Absteiger in die Oberliga fest. Der SC Wiedenbrück (16./21 Punkte) und der FC Schalke 04 II (15./22 Punkte) sind ebenfalls stark abstiegsgefährdet, was zu Ungewissheiten bezüglich der kommenden Saison führt.

FLVW hält sich bedeckt

Vier Teams aus der Regionalliga West steigen direkt ab. Reduzieren würde sich diese Zahl nur auf drei Teams, wenn kein Drittligist aus dem Westdeutschen Fußballverband (WDFV) absteigt - hier sind RW Essen, Alemannia Aachen und Borussia Dortmund II gefährdet.

Der Fußball- und Leichtathletikverband Westfalen (FLVW) hält sich knapp zwei Monate vor Saisonende noch äußerst bedeckt. Thomas Berndsen, Abteilungsleiter Amateurfußball des FLVW, sagte unserer Redaktion: „Wir wollen uns an keinen Spekulationen beteiligen. Mit den Auf- und Abstiegsszenarien werden wir uns einen Monat vor Beginn des letzten Punktspiels befassen.“

Klar ist aber schon: Mit der U21 von Arminia Bielefeld wird es - ähnlich wie mit der zweiten Mannschaft des VfL Bochum im letzten Jahr - eine zusätzliche Mannschaft geben, die in der Oberliga Westfalen an den Start geht. Diese besteht aktuell aus 19 Mannschaften. Erst im Zuge des Oberliga-Antrags der Arminia erklärte der FLVW, langfristig wieder zu einer Liga mit 18 Teams zurückkehren zu wollen, wie es vor der Eingliederung des VfL Bochum II der Fall war.

In der Saison 2025/26 könnte aber genau das Gegenteil passieren. Oberliga-Staffelleiter Reinhold Spohn erklärte: „Das kommt darauf an, welche Vereine in die Oberliga Westfalen absteigen. Es ist möglich, dass es nächste Saison 20 Mannschaften werden, da kann nichts ausgeschlossen werden.“ Konkrete Entscheidungen könnten erst nach dem letzten Spieltag getroffen werden, wenn alle sportlichen Entscheidungen feststehen. Bis dahin ergeben sich drei mögliche Szenarien.

Szenario 1: Schalke 04 II oder der SC Wiedenbrück steigen aus der Regionalliga ab

Bei einem Abstieg Wiedenbrücks oder der Reserve des FC Schalke 04 würden zwei Mannschaften aus der Regionalliga in die Oberliga Westfalen absteigen. Türkspor steht als Absteiger bereits fest.

Gleichzeitig gibt es zwei Aufsteiger in die Regionalliga – derzeit der VfL Bochum II und die SF Siegen. Dadurch entstünde ein Gleichgewicht.

Türkspor-Spieler bilden einen Kreis.
Türkspor Dortmund will in der Oberliga Westfalen starten. © IMAGO/Rene Traut

Allerdings kommt jetzt noch die U21 von Arminia Bielefeld hinzu. Nach Abzug der beiden vorgesehenen Absteiger, der TuS Bövinghausen hat bereits zurückgezogen, und Hinzunahme der beiden Westfalenliga-Meister als Aufsteiger bliebe eine Oberliga mit 20 Mannschaften - also zwei mehr als noch vor zwei Jahren.

Dadurch, dass die Auflösung Bövinghausens bereits angekündigt wurde, fehlt der TuS in der neuen Saison in der Westfalenliga.

Sofern der FLVW die Liga nicht noch einmal vergrößern wollte, wären also zwei Probleme zu lösen: der „fehlende“ Westfalenligist und eine Oberliga mit 20 statt 19 Teams. Ein weiterer, dritter Absteiger aus dem westfälischen Oberhaus würde beide Probleme „lösen“.

Viele offene Plätze in der Westfalenliga?

In der Westfalenliga sind ganze acht Plätze neu zu besetzen. Die beiden Meister steigen auf, die jeweils drei letzten Teams pro Staffel ab. Hinzu kämen bei einer Oberliga-Aufstockung nur ein Absteiger aus der Oberliga – Bövinghausen fehlt bekanntlich – und die vier Landesliga-Meister.

Es blieben also drei offene Plätze, die im Normalfall durch eine Aufstiegsrelegation vergeben werden. Kommt es dazu, könnten sogar drei der vier Landesliga-Vizemeister aufsteigen.

Der Hombrucher SV jubelt.
Der Hombrucher SV stieg 2023 als Landesliga-Vizemeister auf. © Foltynowicz

Die Folge der beschriebenen Landesliga-Relegation wären zwei offene Plätze in den vier Landesligen, die durch eine mögliche Aufstiegsrunde der zwölf Bezirksliga-Tabellenzweiten vergeben werden könnten.

Szenario 2: Schalke 04 II und der SC Wiedenbrück steigen aus der Regionalliga ab

Gemeinsam mit Türkspor würden also drei Teams aus der Regionalliga absteigen. Laut FLVW-Statuten müssten deshalb auch drei Mannschaften aus der Oberliga den Gang eine Klasse runter antreten.

Mit dem Einstieg der Bielefelder U21 würden in diesem Szenario 20 Mannschaften zur neuen Saison in der Oberliga Westfalen spielen. Sollte diese Anzahl seitens des Verbands nicht erwünscht sein, müsste es gar einen vierten Absteiger aus der Oberliga geben. Damit würde es drei sportliche Absteiger und zusätzlich den TuS Bövinghausen geben.

Auswirkungen hätte dieses theoretische Szenario auf die Landes- und Westfalenliga. Denn sollte es drei sportliche Absteiger in die Westfalenliga geben, würde dadurch nur eine Landesliga-Relegation entstehen. Die vier Zweitplatzierten würden dann einen fünften Aufsteiger in die Westfalenliga ausspielen. Die Bezirksliga würde unbetroffen bleiben.

Szenario 3: Schalke 04 II und der SC Wiedenbrück steigen beide nicht aus der Regionalliga ab

Türkspor Dortmund wäre damit die einzige westfälische Mannschaft, die aus der Regionalliga absteigen würde und zur neuen Saison in der Oberliga Westfalen spielt. Gleichzeitig steigen zwei Oberliga-Mannschaften in die Regionalliga West auf.

In diesem Fall würde die Bielefelder U21 gemeinsam mit Türkspor ein Gleichgewicht herstellen. Das Duo und zwei Westfalenliga-Aufsteiger würden die jeweils zwei Auf- und Absteiger aus der Oberliga ersetzen. Damit wären wieder 19 Mannschaften in der Oberliga Westfalen.

Zweikampf zwischen Bövinghausen und Schermbeck.
Die Partie gegen den SV Schermbeck war die letzte in der Geschichte des TuS Bövinghausen. © Stephan Schuetze

Durch den Nichtantritt des TuS Bövinghausen in der Westfalenliga würden wie im ersten Szenario drei Westfalenliga-Plätze offen bleiben, die durch eine Aufstiegsrelegation der Landesligisten besetzt werden könnten. Dadurch frei gewordene Landesliga-Plätze könnten wiederum ihrerseits per Relegation der Bezirksliga-Zweiten vergeben werden.

Auch hierzu äußerte sich der FLVW mit Verweis auf die Frist bis einen Monat vor dem letzten Punktspiel nicht. Das wäre der 1. Mai, der letzte Spieltag in den überkreislichen Ligen findet am 1. Juni statt.