Frauenhandball-Oberliga

Der ASC 09 Dortmund braucht einen neuen Trainer: Tobias Genau spricht über seinen Abschied

Die Handball-Frauen des ASC 09 Dortmund suchen einen neuen Trainer: Tobias Genau verlässt den Tabellenführer der Oberliga nach dieser Saison. Über die Gründe spricht der Coach im Interview.

Dortmund

, 20.11.2019 / Lesedauer: 4 min

Tobias Genau hört nach der Saison beim ASC 09 Dortmund auf. © Peter Ludewig

Nach vier Jahren ist Schluss: Tobias Genau wird sein Traineramt bei den Oberliga-Frauen des ASC 09 Dortmund nach der Saison abgeben. Wir haben mit dem 40-Jährigen über die Gründe für seinen Abschied beim Tabellenführer der Handball-Oberliga gesprochen.

Herr Genau, Sie werden beim ASC aufhören. Warum endet diese innige Beziehung nach vier Jahren?Ich denke, dass die Mannschaft nach so einer langen Zeit einfach einen neuen Impuls braucht. Zumal es irgendwann gewisse Abnutzungserscheinungen gibt, die heute noch gar nicht so spürbar sind, aber irgendwann zum Vorschein kommen.

Gibt es bereits erst Anzeichen der angesprochenen Abnutzungserscheinungen?

Nein, überhaupt nicht. Weder bei mir noch bei den Mädels. Die Mannschaft zieht super mit, als wäre ich gerade das erste Jahr hier. Nur: Bevor es zu solchen Abnutzungen kommt und diese womöglich negative Auswirkungen mit sich bringen, höre ich lieber auf. Zudem bin ich eben davon überzeugt, dass das Team einen neuen Impuls von der Bank benötigt, vielleicht auch mal einen ganz anderen Charakter als mich, um den nächsten Schritt zu machen.

Fühlen Sie sich nach vier Jahren beim ASC 09 müde?

Nein, gar nicht. Ich bin nach wie vor total motiviert und bereite jedes Training, jedes Spiel genauso intensiv vor, wie ich es hier in meiner ersten Saison getan habe. Wäre es anders, würde die Mannschaft mir das nie verzeihen, was zu Unmut führen würde. Und das ist gewiss nicht das, was irgendjemand möchte.

In den vergangenen Jahren haben Sie beim ASC den Aufstieg als Ziel ausgegeben, sind aber immer wieder knapp gescheitert. Gibt es in diesem Jahr das Happy End?Das ist schwer zu sagen. Aber vielleicht ist der Druck, den wir uns in den vergangenen zwei Spielzeiten selbst auferlegt haben, in diesem Jahr nicht mehr so gegeben.

„Wir haben gesagt: Für den Aufstieg kommen wir dieses Mal gar erst nicht infrage.“ Tobias Genau

Warum nicht?

Weil wir personell, sei es durch verletzungsbedingte Ausfälle oder beruflich bedingte Abgänge, dermaßen dünn aufgestellt sind, das wir gesagt haben: Für den Aufstieg kommen wir dieses Mal gar erst nicht infrage.

Nun sind Sie Tabellenführer…

Das sind wir, und es ist ein Verdienst der Mannschaft, die sich in jedem Training, in jedem Spiel voll reinhängt und Gas gibt. Nur darf man nicht vergessen, dass wir auch etwas Glück mit dem Spielplan hatten. Vor uns liegt noch ein knüppelhartes Restprogramm. Aber wir sind natürlich froh darüber, dass wir dort oben stehen.

Wie sehr zehren die verpassten Aufstiege an einem?

Im vergangenen Jahr war es schon extrem bitter. Wir sind ja nicht am Druck gescheitert, sondern daran, dass sich im Rückspiel gegen Königsborn zunächst Inga Spaan so schwer verletzt hat, dass sie für den Rest der Saison ausgefallen ist und ja immer noch fehlt. Und dass Carolin Hohloch sich im selben Spiel das Innenband gerissen hat und ebenfalls lange ausgefallen ist. Das konnten wir nicht mehr kompensieren.

„Der Vizemeister ist der erste Verlierer, das ist nun mal so.“Tobias Genau
Kann man das so einfach wegstecken?

Nein, der Frust war schon groß. Der Vizemeister ist der erste Verlierer, das ist nun mal so. Nichtsdestotrotz muss man festhalten, dass wir eine gute Saison gespielt haben.

Wie hat die Mannschaft auf Ihren Abschied reagiert?

Aus Gründen der Fairness habe ich es zunächst Frank Fligge mitgeteilt, damit sich der Verein frühzeitig um einen adäquaten Ersatz bemühen kann. In der vergangenen Woche haben wir es dann der Mannschaft erzählt. Ich habe viel positives Feedback erhalten. Das war sehr schön.

War der Abschied eine spontane Entscheidung oder ist sie lange in Ihnen gereift?

Solche Dinge überlege ich mir in der Regel sehr, sehr gut. Letztendlich gebe ich ja ein Stück weit auch etwas Tolles auf. Der Verein ist super geführt, dass eine Frauenmannschaft diese Priorität in einem Klub besitzt, ist auch nicht überall gang und gäbe. Zudem ist Frank Fligge längst mehr als nur mein Handball-Boss, da ist eine echte Freundschaft entstanden.

Gab es einen Auslöser, dass diese Gedanken aufkamen?

Nein! Ich habe mir seit ein, zwei Monaten Gedanken gemacht. Seitdem ist mein Entschluss gereift.

Wie geht es für Sie weiter?

Ich denke, dass ich mein Glück wieder im Herrenbereich suchen werde. Aber man muss erst mal abwarten, denn es ist ja auch nicht so, dass ich mal eben mit dem Finger schnipse und die Vereine Schlange stehen.