Ajhan Dzaferoski bricht sein Schweigen. Der Vorsitzende des TuS Bövinghausen hat das Rede- und Hausverbot, das er unserer Redaktion Ende Oktober vergangenen Jahres auferlegt hatte, aufgehoben. Der Präsident des TuS hatte die Ruhr Nachrichten nach der Berichterstattung zu den Steuervorwürfen gegenüber dem Präsidenten boykottiert. Unsere Redaktion hatte die Berichterstattung über den TuS Bövinghausen daraufhin weitgehend eingestellt. Nun gibt es eine neue Entwicklung. der Präsident hat das Verbot aufgehoben. Im großen Interview klärt Dzaferoski auf.
Herr Dzaferoski, am vergangenen Samstag haben Sie den Boykott mit den Ruhr Nachrichten aufgehoben. Die Spieler und Trainer durften am Finaltag der Hallenstadtmeisterschaft wieder mit den Ruhr Nachrichten reden. Warum?
Ich habe mit Uwe Kisker (Moderator Event-Live, Anm. d. Red.) in der Halle über eine mögliche Zusammenarbeit gesprochen. Uwe Kisker hatte ja auch kein Verbot bei uns. Wir haben uns unterhalten. Er meinte dann zu mir, dass ich eine Nacht darüber schlafen soll, um in mich zu gehen. Außerdem habe ich mit Ihrem Mitarbeiter Janis (Czymoch, Sportredakteur Ruhr Nachrichten, Anm. d. Red.) gesprochen. Das war ein nettes Gespräch. Wir hatten auch in der Vorrunde in der Halle Nord schon gesprochen. Jetzt wollen wir langsame Schritte gehen, um wieder vernünftig mit den Ruhr Nachrichten zusammenzuarbeiten.
Warum haben Sie Ihren Spielern eigentlich ein Redeverbot mit den Ruhr Nachrichten und den Ruhr Nachrichten selbst ein Hausverbot erteilt?
Bei der Veröffentlichung des Artikels fand gerade die Verständigung mit dem Finanzamt statt, deshalb habe ich mich öffentlich nicht geäußert. Man hätte mir die Chance geben müssen, mit dem Artikel bis zur Verständigung mit dem Finanzamt zu warten, dann hätte ich mich geäußert. Der Zeitpunkt des Artikels war für mich schlecht, weil ich mich nicht wehren konnte.
Am Samstag haben Sie die Spieler in der Kabine zunächst gefragt, ob Sie wieder Interviews geben wollen. Wie war die Resonanz vonseiten der Spieler?
Wir haben uns darüber unterhalten. Alle sind in sich gegangen. Wir haben uns dann entschieden, dass wir das Verbot wieder aufheben. Die Resonanz war okay. Die Spieler waren auch enttäuscht von den Ruhr Nachrichten, weil wir zuvor eine gute Zusammenarbeit hatten.
Im Oktober vergangenen Jahres haben wir über Steuervorwürfe gegenüber Ihrer Person berichtet. Daraufhin folgte das Redeverbot. Gibt es hinsichtlich der Steuerermittlungen einen neuen Stand?
Ich bin gerade dabei, mich mit dem Finanzamt zu verständigen. Das ist ein schwebendes Verfahren. Das wird sich in den nächsten 20 Tagen klären. Es gab Unstimmigkeiten, bei denen wir uns geeinigt haben. Wir sind nicht der erste und auch nicht der letzte Verein, der damit mal Probleme bekommt. Ich mache dem Finanzamt keinen Vorwurf.
Kommen wir zum Sportlichen: In der Zeit seit dem Presseboykott ist beim TuS Bövinghausen eine Menge passiert. Ex-Coach Sebastian Tyrala hat Anfang Dezember den Klub verlassen. Mit ein wenig Abstand: Wie ordnen Sie den Abgang ein?
Es war seine Entscheidung, die von uns akzeptiert wurde. Wir können nur sagen, dass wir ihm viel Erfolg für das weitere Leben wünschen. Es gibt im Fußball Spieler und Trainer, die kommen und gehen. So ist das auch bei den Profis.
Waren Sie damals überrascht von der Entscheidung?

Geahnt habe ich schon etwas. Ich war nicht überrascht. Es gibt aber kein böses Blut. Sebastian Tyrala hat einen neuen Verein (Türkspor Dortmund, Anm. d. Red.), wir haben einen neuen Trainerstab. Wir haben uns geeinigt und alles ist abgeklärt. Sebastian Tyrala ist hier Geschichte. Jetzt konzentrieren wir uns auf die Rückrunde.
Die Nachfolge haben Sie intern gelöst. Kevin Großkreutz, Sven Thormann, Marko Onucka und Dino Dzaferoski kümmern sich darum. Wie zufrieden sind Sie mit dem Trainerteam?
Sie machen es bislang gut. Sie hatten ja bisher nur den Dezember. Wir haben verschiedene Aufgaben verteilt. Die machen das schon. Das sind keine unerfahrenen Spieler.
Bleibt das Trainerteam auch im Falle eines möglichen Aufstiegs?
Da gibt es noch keine Pläne. Wir schauen erst einmal, wie die Rückrunde. Wir wollen zunächst den Kampf annehmen. Es ist nicht garantiert, dass wir aufsteigen.
Sportlich lief es trotz der unruhigen Zeit durchweg positiv. Der TuS Bövinghausen ist weiterhin auf einem sehr guten Weg, in die Regionalliga aufzusteigen. Wie sicher sind Sie, dass der TuS den Aufstieg schafft?
Die Chancen stehen sehr, sehr gut. Aber es wird kein Selbstläufer. Es wird eine 50:50-Geschichte. Ich sage aber, dass wir es schaffen können. Die Oberliga ist schon eine harte Nuss.
Wer ist denn Ihr ärgster Rivale?
Bis Platz sieben kann da vieles passieren. Münster II muss man rausnehmen, die können ja nicht aufsteigen. Ansonsten sind aber alle bis zum siebten Platz in der Verlosung. Auch Gütersloh will weiter angreifen. Die Liga ist sehr ausgeglichen.
Auch bei der Dortmunder Hallenfußballstadtmeisterschaft lief es bis zum großen Halbfinale richtig gut – da stoppte Sie dann der ASC 09 Dortmund. Wie lautet Ihr Fazit nach dem Hallenturnier?
Das Halbfinale gegen Aplerbeck war das vorgezogene Finale. Wir haben in dem Spiel drei individuelle Fehler gemacht. Die hat Aplerbeck alle bestraft. Und dann hatte Aplerbeck noch einen Torwart (Joel Nickel, Anm. d. Red.), der das Spiel des Tages gemacht hat. Wir waren nicht schlechter, aber solche Fehler werden in der Halle bestraft.
Sind Sie denn enttäuscht mit Platz drei, den Ihr Team am Ende geholt hat?
Ja, die Mannschaft und ich waren enttäuscht. Aber am Ende des Jahres gibt es ja wieder die Hallenstadtmeisterschaft. Da werden wir wieder von vorne anfangen. Wir wissen, wie es sich anfühlt, Hallenstadtmeister zu werden. Das Turnier ist jetzt aber passé. Wir kümmern uns jetzt um die Meisterschaft. Die Hallenstadtmeisterschaft ist immer eine schöne Geschichte.

Personell hat sich seit Ende Oktober auch eine Menge beim TuS Bövinghausen getan. Spieler haben den Klub verlassen, neue sind dazu gestoßen. Wie haben Sie sich verstärkt?
Wir haben einen Neuzugang bekommen. Niko Bosnjak ist neu bei uns. Das ist ein schneller Stürmer, der in unseren Reihen gefehlt hat. Nach einigen Abgängen (Jonas Telschow und Julian Trapp haben den Verein verlassen, Anm. d. Red.) müssen wir den Kader auffüllen. Wir haben momentan noch zwei Probespieler. Vielleicht holen wir die dazu.
Durch Dortmund wabert das Gerücht, dass der TuS Bövinghausen bei einem möglichen Aufstieg in die Regionalliga am Ende der Spielzeit in den Fußballkreis Herne wechselt, um dann in der Mondpalast-Arena die Heimspiele auszutragen. Was können Sie dazu sagen?
Das ist so nicht richtig. Wir müssen bis Februar und März eine Spielstätte beim Verband angeben. Wir haben mit den Sport- und Freizeitbetrieben gesprochen: Die Risikospiele würden wir im Stadion Rote Erde spielen. Auf unserem aktuellen Platz an der Provinzialstraße dürften wir in der Regionalliga gar nicht spielen. Wir hatten mit Wanne-Eickel Kontakt, hatten Gespräche und würden unsere übrigen Spiele dann in Wanne-Eickel spielen. Dass wir den Kreis Herne wechseln wollen, stimmt aber nicht.
Vor geraumer Zeit teilten Sie unserem Medienhaus auch mit, dass der TuS Bövinghausen plant, ein eigenes Stadion zu bauen. Wie lautet da der Stand?
Wir sind mit dem Stadionbau noch nicht weitergekommen. Wir brauchen ein Grundstück, all das kann nur über die Stadt laufen. Wir müssen mit der Stadt reden. Ich bin aber der Meinung, dass die Fußballstadt Dortmund noch ein kleines Stadion braucht.
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