Ärger in Holzwickede: Dortmunder Klub schnappt sich Winter-Neuzugang des HSC

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Ärger in Holzwickede: Dortmunder Klub schnappt sich Winter-Neuzugang des HSC

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Die Ablösesumme ist erst vor Kurzem geflossen. Nun hat der Holzwickeder SC erfahren, dass ein Neuzugang den Klub schon im Sommer wieder in Richtung Dortmund verlässt. Das sorgt für Ärger.

Holzwickede

, 04.03.2021, 17:50 Uhr / Lesedauer: 3 min

Das hatte sich der Holzwickeder SC ganz anders vorgestellt: Erst vor wenigen Wochen hatte der Fußballverein 500 Euro an Ablöse in die Hand genommen, um einen jungen, talentierten Spieler längerfristig in die Emschergemeinde zu lotsen. Vor wenigen Tagen sickerte dann durch: Im Sommer schließt sich der Spieler einem Dortmunder Westfalenligisten an. Das sorgt nicht nur aus sportlicher Sicht für Enttäuschung beim HSC - sondern auch für Ärger über die Art und Weise des Abgangs.

Santoro: „Es war klar kommuniziert“

Denn bei dem Spieler handelt es sich um David Samuel Kampa. Erst diesen Winter hatte der HSC den 19-Jährigen, der sowohl in der Innenverteidigung sowie als Sechser spielen kann, für besagte Ablösesumme aus der A-Jugend von Westfalia Soest zurück nach Holzwickede geholt. Denn bis zur B-Jugend hatte Kampa seine Fußballschuhe bereits in der Emschergemeinde geschnürt.

„Es war klar kommuniziert: David sollte bis zum Sommer der U19 beim Projekt Landesliga-Aufstieg helfen - und dann ab dem Sommer für unsere U23 auflaufen“, erklärt Silvio Santoro, Sportlicher Leiter der Jugend-Abteilung des HSC, der langfristig mit Kampa für die zweite Mannschaft des HSC geplant hatte. Deshalb habe man die Ablösesumme auch aus der Seniorenkasse gezahlt - und nicht aus der Jugendkasse.

Über Kampas Abgang aus externen Quellen erfahren

Vor einigen Tagen erfuhren Santoro und der Holzwickeder SC schließlich zu ihrer Verwunderung - und von externen Quellen -, dass Kampa den HSC im Sommer in Richtung Westfalia Wickede verlassen wird. „Und das, nach diesem super Interview von Daniel Dukic“, sagt Santoro mit einer gehörigen Spur Sarkasmus in der Stimme.

Zur Erklärung: Bei Westfalia Wickede handelt es sich ausgerechnet um den Klub, dessen Sportlicher Leiter Daniel Dukic erst Mitte Februar hart mit der immer „ekeliger“ werdenden Amateurfußball-Szene und deren Werte-Verfall ins Gericht gegangen war.

Westfalia Wickedes Sportlicher Leiter Daniel Dukic prangerte selber vor kurzem einen Sittenverfall im Amateurfußball an.

Westfalia Wickedes Sportlicher Leiter Daniel Dukic prangerte selber vor kurzem einen Sittenverfall im Amateurfußball an. © Schütze

„Wenn man als Verein weiß, dass ein Spieler bei seinem aktuellen Verein seine Zusage gegeben hat, dann weiß ich: Ich lasse die Finger davon“, prangerte Dukic vor Monatsfrist auch im Podcast „Die 7er-Kette - Der Amateurfußball-Podcast“ der Ruhr Nachrichten an, dass sich Vereine, Funktionäre und Spieler nicht mehr an diesen Ehrenkodex von früher halten würden.

Doppelmoral? Dukic weist Vorwürfe zurück

Nun sieht es im Fall David Kampa so aus, als hätten Dukic und Westfalia Wickede genau diesen Ehrenkodex selber gebrochen. Muss sich Wickedes Sportlicher Leiter also eine gewisse Doppelmoral vorwerfen lassen? „Nein, überhaupt nicht“, weist Dukic die Vorwürfe entschieden zurück.

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„Der Spieler war frei auf dem Markt, er hat Holzwickede keine feste Zusage gegeben. Andernfalls wäre mein Gespräch mit dem Spieler nach zwei Sekunden beendet gewesen. Da würde ich mich doch selber komplett lächerlich machen, wenn ich mich öffentlich über solche Methoden beschweren und dann hinten herum genau so eine Nummer abziehen würde“, erklärt Dukic.

Gab es ein Kommunikationsproblem bei Holzwickede?

Offensichtlich habe hier ein Kommunikationsproblem zwischen David Kampa und dem Holzwickeder SC vorgelegen, so Dukic. Konfrontiert mit dieser Mutmaßung muss Santoro laut lachen. Er selber als Sportlicher Leiter der HSC-Jugend sowie U23-Trainer, U19-Coach und HSC-Pressesprecher Lars Rohwer und auch Tim Harbott als Sportlicher Leiter hätten vor Kampas Verpflichtung mit dem Spieler an einem Tisch gesessen und mit ihm besprochen, dass er ab dem Sommer für die U23 aufläuft.

Silvio Santoro, Sportlicher Leiter der Jugendfußball-Abteilung des Holzwickeder SC, ist enttäuscht über den Abgang von David Samuel Kampa.

Silvio Santoro, Sportlicher Leiter der Jugendfußball-Abteilung des Holzwickeder SC, ist enttäuscht über den Abgang von David Samuel Kampa. © privat

Ein Missverständnis könne er also ausschließen: „Wir haben uns ja nicht alle drei verhört. Und wir haben hier auch keine Millionäre sitzen, die eine Ablösesumme für einen Spieler investieren, der dann nur ein halbes Jahr bleibt“, so Santoro, der sich allerdings auch bewusst ist: „Ich weiß natürlich nicht, was der Spieler den Wickedern erzählt hat.“

Santoro hat sogar Verständnis für Kampa

Er habe sogar Verständnis dafür, dass Kampa für Wickede spielen wolle. „Wenn die Westfalenliga lockt, dann kann ich das verstehen. Vermutlich gibt es da auch ein paar Euro mehr zu verdienen. Und der Junge ist 19 Jahre alt. Wer weiß, wie ich reagiert hätte“, sagt Santoro, der dem Defensivspieler dennoch einen Vorwurf macht: Kampa habe nicht mit offenen Karten gespielt.

„Ich erwarte gegenseitige Fairness. Da hätte ich es mir gewünscht, dass der Spieler auf uns zugekommen wäre und gesagt hätte: ,Leute, ich habe da ein Angebot, lasst uns mal darüber reden‘ - oder dass sich sogar von Wickeder Seite jemand bei uns gemeldet hätte.“ Kampa habe zwar das Gespräch mit Santoro gesucht - und sich entschuldigt. Allerdings erst, als der HSC bereits über den anstehenden Abgang Bescheid wusste.

Santoro: „Der Amateurfußball ist ein schmutziges Geschäft“

Unterm Strich bleibe ihm und dem Holzwickeder SC nur eines übrig: „Wir müssen das jetzt so hinnehmen. Als Verein hat man da relativ wenig Einfluss. Leider ist solch ein Verhalten mittlerweile gang und gäbe geworden. Der Fußball - und auch der Amateurfußball - ist heutzutage ein schmutziges Geschäft“, resümiert Santoro. Zumindest in diesem Punkt ist er sich mit Daniel Dukic einig.

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