
© Horst Merz
Neuer LGO-Chef Michael Adel im Interview: Der Verein steht am Scheideweg
Leichtathletik
Die LG Olympia stellt sich neu auf. Michael Adel führt künftig die Geschäfte. Er will den Verein weiter professionalisieren, Sponsoren akquirieren und sportlich nach vorne bringen.
Die Mitgliedsvereine der LG Olympia haben Michael Adel zu ihrem neuen Präsidenten und damit für den Verein eine neue Ära eingeleitet. Adel ist 53 Jahre alt, Jurist und Geschäftsführer der IHK Dortmund. Horst Merz sprach mit ihm über seine neue Aufgabe, die Zukunft der LGO und sportliche Ziele.
Was hat Sie veranlasst, diese schwierige und zeitaufwendige Aufgabe als Präsident der LG Olympia zu übernehmen.
Ich sehe nicht nur mich, sondern den gesamten Vorstand für die vielen Herausforderungen gut gewappnet. Als die ersten Gespräche für ein Vorstandsamt geführt wurden, hatte ich bei allen Beteiligten den Eindruck, wir liegen auf einer Wellenlänge, und wir werden als Team gut funktionieren. Eine bessere Voraussetzung kann man sich für ein solches Amt gar nicht wünschen. Persönlich finde ich es wichtig, dass ehrenamtliches Engagement stattfindet, und man kann nicht immer nur fordern, sondern muss auch bereit sein, sich einzusetzen.
Was verbindet Sie mit der Leichtathletik?
Ich bin allgemein sehr am Sport interessiert und seit vielen Jahren selbst als Hobbyläufer bis hin zu mehreren Marathonläufen aktiv. Als meine Tochter mit der Leichtathletik angefangen hat, habe ich mich sehr gefreut, da in der Leichtathletik viele grundlegende Fähigkeiten vermittelt werden.
Haben Sie sich bereits in die Strukturen der LG Olympia einarbeiten können?
Natürlich habe ich mich, nachdem ich gefragt wurde, ob ich mir eine Vorstandstätigkeit vorstellen könne, mit der bestehenden Vereinsstruktur beschäftigt. Zu diesem Zeitpunkt standen die aktuellen Entwicklungen noch gar nicht im Raum. Die eigentliche Arbeit beginnt aber erst jetzt, und die Mitgliederversammlung hat uns ja schon ein paar Aufgaben mit auf den Weg gegeben.
Haben Sie dabei Probleme festgestellt, die Sie angehen werden?
Den Begriff „Probleme“ finde ich nicht wirklich passend. Es sind verschiedenartige Herausforderungen, denen wir uns stellen müssen. Wir stehen aus meiner Sicht zum jetzigen Zeitpunkt an einem Scheideweg. Um im Leistungs-/Spitzensportbereich weiterhin erfolgreich zu bleiben und hier noch mehr machen zu können, bedarf es einer weiteren Professionalisierung der Strukturen. Durch den neuen Vorstand und die damit verbundene Ressortverteilung haben wir einen ersten kleinen Schritt gemacht. Wir werden intensiv am Sponsoring arbeiten müssen, um hier einerseits weniger Abhängigkeiten zu haben und andererseits die finanziellen Möglichkeiten auszubauen.
Was muss darüber hinaus getan werden?
Wichtig ist die dauerhafte Etablierung eines hauptamtlichen Trainers oder einer Trainerin. Es kann meines Erachtens nicht sein, dass bei einem der Topvereine in Deutschland eine solche Stelle nicht besteht, sondern wir vor allem auf das Engagement der hiesigen Bundestrainer*in angewiesen sind. Hier wird sicher einige politische Arbeit erforderlich sein und vor allem Hartnäckigkeit.
Daneben müssen wir daran arbeiten, die Einbindung der Mitgliedervereine und die Kommunikation zu diesen zu verbessern, um eine breite Basis von Kindern und Jugendlichen in die Leichtathletik zu bringen und vor allem auch zu halten. Hier kommt auch ehemaligen Athleten*innen eine wichtige Bedeutung zu, in dem sie der Leichtathletik auch nach ihrer Laufbahn erhalten bleiben.
Wie können die Schwerpunkte der LG Olympia noch weiter ausgebaut werde?
Die äußeren Rahmenbedingungen werden sich durch die Initiativen, Stadion und Halle, der Stadt Dortmund deutlich verbessern. Diese Chancen müssen genutzt werden. Das setzt aber voraus, dass letztlich auch ausreichend Trainer*innen und Betreuer*innen zur Verfügung stehen. Im Übrigen gilt das vorher Gesagte auch zum Thema „Probleme“. Werden die verschiedenen Herausforderungen gelöst, können wir die Gesamtstruktur verbessern. Jungen Athleten*innen müssen wir zudem Perspektiven außerhalb des Sports bieten können, damit diese bei der LGO bleiben oder zur LGO kommen.
Was kann getan werden, um den Sprintbereich wieder attraktiv zu machen?
Als einer der Vereine, der viele Jahre den Sprintbereich in Deutschland mit geprägt hat, sind wir sicherlich verwöhnt und möchten an diese Erfolge anknüpfen. Der neue Vorstand wird sich daher gemeinsam mit den Trainern*innen und den Stammvereinen abstimmen, um hier neue Akzente zu setzen. Ich möchte aber betonen, dass wir mit Sebastian Fiene einen jungen, engagierten Trainer und Teamleiter haben und meines Erachtens trägt seine Arbeit auch Früchte. Dies zeigt sich doch schon an den aktuellen Zahlen. Vier der 15 Einzelstarter bei den Jugend-Hallenmeisterschaften kamen aus dem Sprintbereich, dazu eine männliche und weibliche 4x200-Meter-Staffel auf den Plätzen sieben und zehn. Darüber haben wir einige Talente im U 16-Bereich, die sich unter seiner Führung noch weiter entwickeln werden. Der Langsprint ist gut aufgestellt. In Leipzig haben wir mit Torben Junker den ersten DM-Titel seit 17 Jahren geholt. Dazu verfügen wir über weitere Bundeskader-Athleten im Langsprintbereich. Ich halte dies persönlich für eine sehr gute Basis, auf der wir aufsetzen können. Aber gerade Erfolg braucht auch Geduld.
Wie sehen Sie die Perspektive der LGO sportlich und wirtschaftlich?
Sportlich ist ja noch Luft nach oben, und da soll es hingehen. Das Ganze muss aber auf einer vernünftigen wirtschaftlichen Basis erfolgen. Für einen – gegebenenfalls kurzfristigen – Erfolg um jeden Preis stehe ich nicht zur Verfügung. Dafür bin ich nicht angetreten.
Wie beurteilen Sie die Zusammensetzung des neuen LGO-Vorstandes?
Hier haben sich Leute gefunden, die – trotz ihrer Unterschiedlichkeit – alle in die gleiche Richtung denken. Ich habe ein sehr gutes Gefühl, und dies täuscht mich selten.
Was kann getan werden, um die LGO noch mehr in den Blickpunkt der Öffentlichkeit zu rücken?
Wir haben mit Yoshi Müller und Jürgen Wallinda-Zilla zwei Personen im Vorstand, die ihr Geschäft rund um die Öffentlichkeitsarbeit verstehen. Den Veränderungen des Medienmarktes muss sicherlich Rechnung getragen werden. Wichtig ist aber, das Indoor-Meeting als Aushängeschild für die hiesige Leichtathletik noch besser zu promoten. Hier liegt der Schlüssel für den zukünftigen Erfolg.
Welchen sportlichen Wunsch haben Sie persönlich?
Ich möchte noch einmal die fünf Kilometer unter 20 Minuten laufen und hoffe, dass mir genug Zeit für das nötige Training bleibt.
Geboren 1938 in Frankfurt (Main), gelernter Industriekaufmann. Sportlich aktiv als Leichtathlet, nach der aktiven Zeit Trainer und später Mitarbeiter beim TSC Eintracht. Freier Mitarbeiter im Lokalsport der RN für Leichtathletik seit Dezember 1966.
