
© Joachim Lücke
Hardter Bilanz hat einen Schuss Bitterkeit
Fussball
Wenn Trainer Martin Stroetzel sagt, dass der achte Platz des SV Dorsten-Hardt zum Gesamtbild passt und seine Erwartungen erfüllt worden seien, klingt schon ein gehöriges Maß Bitterkeit mit.
Seitdem der Coach sein Amt angetreten hat, kämpft er gegen immer die gleichen Probleme. Selten kann er die gleiche Elf aufbieten, die einen Sonntag vorher auf dem Platz stand: „Immer wieder sind Spieler im Urlaub, beruflich oder privat verhindert oder verletzt. So bekommt man keine Konstanz in sein Spiel.“
Die Neuverpflichtungen zu Beginn der Saison haben aufhorchen lassen. Mit Lukas Diericks und Cedric Vennemann, der allerdings eine langen Verletzungspause hinter sich hatte, kamen Spieler mit Regionalliga-Erfahrung, die zusammen mit Jannis Scheuch ein routiniertes Trio bilden.
Martin Strotzel denkt gerne an den ersten Test zurück
An den ersten Testauftritt in Erkenschwick denkt der Trainer gerne zurück: „Da haben wir zwar 0:1 verloren, doch tollen Fußball gespielt. In dieser Begegnung konnten wir aber komplett antreten, und haben gezeigt, was möglich ist.“
So hingen die Resultate aller Hardter Spiele auch meist davon ab, wen Martin Stroetzel tatsächlich aufbieten konnte: „Ganz krass war es im Oktober, als wir gegen Heiden ein großartiges Spiel gemacht haben, und eine Woche später in Werne untergegangen sind.“
Martin Stroetzel hatte angekündigt, einen Umbruch einleiten zu wollen: „Wir sind auch mitten drin, doch haben wird davon höchstens 70 Prozent geschafft.“ Die Tendenz sei steigend, doch manchmal hapert es an grundlegenden Sachen: „Es treffen in dieser Saison Fußball-Welten aufeinander, das ist in der Landesliga aber nicht ungewöhnlich. Die Jungs mit Ober- und Regionalligaerfahrung kommen mit einer ganz anderen Selbstverständlichkeit zum Training als andere. Sie sind es gewohnt, mit 18 Spielern oder noch mehr eine Trainingseinheit zu absolvieren. Bei uns sind aber oft nur ein Dutzend Leute dabei.“ So fällt die Spielvorbereitung oft unbefriedigend aus: „Ziel muss es sein, sich optimal auf den Sonntag einzustimmen, der das Highlight der Woche ist. Ohne Training funktioniert das aber nicht.“
Stefan Schröder denkt ans Aufhören
Stroetzel sieht einen harten Kern von zehn Spielern, die diesen Motivations-Anspruch erfüllen: „Es ist hinlänglich bekannt, dass wir noch Baustellen haben. Auf der linken Offensivseite fehlt uns der passende Spieler. Da Leon Einhaus lange verletzt war, hatten wir auch in der Innenverteidigung einige Probleme.“ Zudem brauchen die Hardter einen neuen Torwart. Stefan Schröder ist mittlerweile 38 Jahre alt und habe auch selber schon den Wunsch nach einem Karriereende geäußert.
Es könnte sogar sein, dass die Hardter bald nachlegen, so Stroetzel: „Die Sportliche Leitung des SV Hardt tut alles, um diese Lücken zu füllen. Allerdings weiß ich auch, dass alle Vereine gerade große Probleme haben und meine Forderungen nicht immer erfüllt werden können. Neuzugänge im Winter sind daher nicht auszuschließen, aber nicht zwingend.“
Der Trainer ist vom Potenzial seiner Mannschaft sehr überzeugt und sieht auch einige Gewinner: „Ismet Kaynak gehört auf jeden Fall dazu. Er hat ja selbst in der zweiten Mannschaft des SV Schermbeck nicht immer gespielt. Bei uns ist er zum Stammspieler geworden, bis er durch die Verletzung gebremst wurde.“ Auch Ben Beisenbusch habe eine großartige Entwicklung gemacht: „Als er vor eineinhalb Jahren aus der A-Jugend kam, war nicht damit zu rechnen, dass er sich so weit nach vorne kämpfen würde.“
“Mehr als die Hinserie oder die Quotientenregel ist nicht machbar“
Über den Rest der Saison hat Stroetzel klare Vorstellungen: „Alles andere als eine Saisonwertung nach einer Quotientenregelung oder eine gewertete Hinserie halte ich nicht für machbar.“ Das bedeutet, dass die Hardter noch neun Spiele zu absolvieren hätten.
In Stroetzels Prognose fließen allerdings auch die bisherigen Erfahrung ein: „Wenn wir immer komplett sind, brauchen wir keines der neun Spiele zu verlieren. Da wir auch noch gegen Mannschaften aus der Spitze spielen, könnten wir einige Plätze gutmachen. Es wäre allerdings eine große Überraschung, wenn wir wirklich immer in Bestbesetzung antreten könnten.“