
© Leistner, Andreas
WM-Held von 2006 spielt Sonntag gegen Rot-Weiß Deuten
Fussball
Wenn der Westfalenliga-Spitzenreiter TuS Bövinghausen am Sonntag am Deutener Bahndamm gastiert, dann ist auch einer der Helden der Weltmeisterschaft von 2006 im Team der Dortmunder.
Fußball-Weltmeisterschaft 2006. Das Sommermärchen. Deutschland spielt in der Vorrundengruppe A gegen Polen. Im ersten Spiel gegen Costa Rica hat das deutsche Team beim 4:1 ein echtes Feuerwerk abgebrannt, doch gegen die Polen tun sich die Ballack, Schweinsteiger und Co. schwer.
Es läuft schon die Nachspielzeit, als Oliver Neuville das erlösende 1:0-Siegtor erzielt. Der Flankengeber spielt am nächsten Sonntag gegen den SV Rot-Weiß Deuten: David Odonkor.

14. Juni 2006 – es war wohl einer der größten Augenblicke in der Karriere des David Odonkor (l.). Im WM-Gruppenspiel gegen Polen gab er die Flanke zum späten 1:0-Siegtreffer durch Oliver Neuville (r.). Am Sonntag spielt Odonkor in der Westfalenliga mit Bövinghausen in Deuten. © dpa
Bundestrainer Jürgen Klinsmann hatte mit der Nominierung des damals 22-Jährigen Fans und Fachwelt überrascht. Doch Klinsmann wollte den Flügelflitzer von Borussia Dortmund genau für die Situationen, wie sie sich am Ende gegen Polen ergab. Unaufhaltsam sprintete Odonkor auf der rechten Außenbahn Richtung Torauslinie und flankte in die Mitte, wo Neuville dann goldrichtig stand.
Es war das zweite Kapitel jenes Sommermärchens, das für die deutsche Mannschaft schließlich mit Platz drei endete. In der Karriere des David Odonkor war die WM ein absolutes Highlight, an das er danach nie mehr so recht anknüpfen konnte.
Der Wechsel zu Betis Sevilla stand nach Knie-Operation im November 2006 unter keinem guten Stern. 2012 stieg er mit Alemannia Aachen aus der 2. Bundesliga ab, 2013 beendete Odonkor nach einem einjährigen Gastspiel beim ukrainischen Club Hoverla-Zakarpattya Uschhorod wegen anhaltender Verletzungsprobleme seine aktive Karriere.
Doch jetzt ist er wieder da. Mit 37 hat ihn sein früherer Dortmunder Teamkollege Kevin Großkreutz überredet, mit ihm zusammen beim Westfalenligisten TuS Bövinghausen aufzulaufen, und am kommenden Sonntag gibt eben jener TuS seine Visitenkarte am Bahndamm beim SV Rot-Weiß Deuten ab.
David Odonkor versichert: „Ich bin fit“
Ob es mit der Fitness gut steht? In den bisherigen neun Spielen war David Odonkor zwar immer dabei, kam aber insgesamt nur auf 199 Spielminuten. „Ich bin fit“, versichert er. „Es reicht auch für 90 Minuten, aber wie lange ich auf dem Platz stehe, ist egal.“
Das sei so abgesprochen: „Es kommt immer darauf an, wie man sich fühlt. Wir haben auch andere gute Spieler. Ich habe kein Problem damit, wenn ich nur 30 Minuten auf dem Platz stehe. Entscheidend ist der Erfolg der Mannschaft, und da sind wir bislang voll im Fahrplan.“
Der FC Bayern der Westfalenliga
Muss man wohl sagen: Bövinghausen, der FC Bayern der Westfalenliga, kommt als Tabellenführer nach Deuten. Alles andere als ein Sieg wäre für die Dortmunder ein Patzer. Sollte es am Bahndamm am Sonntag aber doch ähnlich lange 0:0 stehen wie einst bei Deutschland - Polen, dann muss die Geschichte von damals sich nicht wiederholen. Denn David Odonkor ist beim TuS nicht mehr unbedingt auf der rechten Außenbahn zuhause. Zumindest nicht nur.
„Im Alter bin ich flexibel einsetzbar“, sagt er selber. Der Supersprinter von einst ist er mit 37 eben nicht mehr. Aber Erfahrung hat er natürlich mehr als genug. „Ob vorne, links oder rechts – das ist egal.“
Und diese Erfahrung will er seinen Mitspielern weitergeben. „Ich will den Jungs weiterhelfen. Auch nach dem Training sprechen wir viel. Es läuft alles gut, alle ziehen super mit.“ David Odonkor hat Spaß in der Westfalenliga, das hört man.
„Es ist halt Fußball“, sagt er und meint damit auch Momente wie den im Westfalenpokal-Spiel gegen Eintracht Rheine. Als sich ein Gegenspieler verletzte, kümmerte sich Odonkor zusammen mit dem Physiotherapeuten des TuS um den Rheiner und stützte ihn beim Gang zur Seitenlinie.

Für David Odonkor (r.) selbstverständlich: Beim Bövinghausener Spiel gegen Rheine half er einem verletzten Rheiner Spieler vom Platz. „Das ist Fußball.“ © Stephan Schuetze
Natürlich gebe es auch mal Auseinandersetzungen mit dem ein oder anderen Gegenspieler: „Da gibt es schon mal was zu besprechen.“ Aber dumme Sprüche von den Fans habe es bislang noch nicht gegeben: „Toi, toi, toi, dass das so bleibt. Wir sind bisher überall herzlich aufgenommen worden.“
Das soll natürlich auch in Deuten so bleiben. Auch, wenn der Ex-Nationalspieler bei der Frage, ob er wisse, wo denn Deuten liege, ein wenig im Dunkeln tappt: „Das weiß ich, ehrlich gesagt, nicht. Aber ich werde es gleich mal nachschauen. Muss ja irgendwo im Umfeld von Dortmund sein.“
- Westfalenliga 2: RW Deuten - TuS Bövinghausen, So. 15 Uhr, SA Am Bahndamm, Wesler Str. 327, 46286 Dorsten
Sport ist für den Wulfener nicht nur ein wichtiger Bestandteil seines Arbeitslebens. Seit 1993 schreibt er als Mitarbeiter der Dorstener Zeitung über das Sportgeschehen in der Lippestadt, seit 1999 ist er als Redakteur für den Lokalsport in der Lippestadt verantwortlich. Dabei fasziniert ihn besonders die Vielfalt der Dorstener Sportszene, die von Fußball bis Tanzen und von Basketball bis Kitesurfen reicht.
