Die etwa 400 Zuschauer im Hermann-Grefer-Sportpark bereuten ihr Kommen nicht: Ein Kreispokalfinale, das derart viel bot wie das am 8. Mai 2024, das ist selten. Wo anfangen? Selbstredend beim Sieger: Der SV Vestia Disteln setzte sich im Elfmeterschießen durch. Natürlich glücklich, weil ein Elfmeterschießen eben auch immer Glückssache ist. Allerdings auch dieses Glück hatte die Vestia erzwungen. Aber der Reihe nach.
Beide Teams, in ihren jeweiligen Landesligen vorne dabei, legten los, als wollten sie das Endspiel gleich in der ersten Viertelstunde für sich entscheiden. „Wenn‘s zur Halbzeit 3:3 steht, hätte sich niemand beschweren können“, fand Dorstens Trainer Christoph Schlebach. Für die Farben der Gastgeber hatte früh Jens Lensing per Kopf die Torlatte getroffen (2.), für Disteln verfehlte Kevin Kenzlers frei (4.). Und so ging‘s munter weiter.
Zweimal schoben die Gäste dem Hardter Keeper Kevin van Holt unbedrängt in die Arme (17. und 26.). Auf der Gegenseite parierte Jonas Weeke in sensationeller Manier im Eins-gegen-Eins gegen Baris Koktürk (27.). Und das waren nur die klaren Chancen in einer Partie, die von Beginn an sehr körperlich geführt wurde und in der beide Mannschaften ihre Qualitäten im Spiel nach vorne hatten.
Ampelkarte für Lukas Diericks
„Beide Teams hätten den Sieg verdient gehabt“, sagte Distelns Co-Trainer Martin Schmidt. Der dennoch in sich zusammensank, als Jonas Weeke, bis dahin und danach ein starker Rückhalt, einen haltbaren Ball (war es eine verunglückte Flanke von Jannis Scheuch?) ins Tor passieren ließ. Das sah nicht nur blöde aus, das brachte auch die Hardter kurz vor der Pause mit 1:0 in Führung (41.).

Wie würde der Gast reagieren? Um es auf den Punkt zu bringen: Glänzend. Schon in Minute 50 fiel das 1:1. Alexander Zuk staubte ab, nachdem Yannick Goecke mit einem Schuss aus 17 Metern das Torgebälk getroffen hatte. Aber man spürte: Das ganz große Risiko wollte kein Team mehr gehen.
Die Chancendichte, in den ersten 45 Minuten eminent hoch, war nicht mehr da. Schon gar nicht, als der bereits verwarnte Hardter Lukas Diericks gegen Zuk den Schlappen draufhielt und die Ampelkarte sah (67.). „In Unterzahl konnten wir nach vorne nicht mehr viel machen“, zuckte Christoph Schlebach mit den Schultern. Hardt legte also den Rückwärtsgang.
In den Schlussminuten wurde viel gewechselt auf beiden Seiten. Bei Vestia kam Philipp Amft und damit ein neuer Torwart. Es war ein Kniff mit Folgen. „Das war rein psychologischer Natur“, sagt Martin Schmidt. Interessant: Amft war erst kurz vor Anpfiff gekommen, der Schlussmann hatte im Medicos AufSchalke noch bis in den Abend hinein seinen Job als Physiotherapeut gemacht. Dass Jonas Weeke beginnen würde, lag damit auf der Hand. Amft hatte Disteln bereits im Pokalhalbfinale beim FC Marl im Elfmeterschießen gerettet. Das war der psychologische Vorteil, den der Gast nun ausspielte. Wobei der Trainer die Sache ganz so hoch nicht hängen wollte.
Irgendwie war's nur ein Bauchgefühl, das Martin Schmidt leitete. Und es sollte ihm Recht geben: Zweimal parierte Amft im Elfmeterschießen – einmal gegen Nico Genieser, einmal gegen Jens Lensing. Seine Mitspieler setzten alle Schüsse vom Punkt ins Hardter Netz. Besser geht‘s nicht. Am Ende jubelte damit Vestia. Laut und lange. Der erste Kreispokalsieg war eingefahren. Gibt es für den „Pott“ im Vereinsheim an der Fritz-Erler-Straße überhaupt eine passende Vitrine? Diese Frage war an diesem Abend zweitrangig.
Kreispokal-Finale: SV Dorsten-Hardt - SV Vestia Disteln n.E. 3:5
- SV Dorsten-Hardt: Van Holt – Ankomah-Kissi, Lensing, Wellers (90. Jansen) - Diericks, Scheuch, Wellers, Koktürk (83. Genieser), Brefort (75. Pakowski), Königshausen (72. Haarmann) - Schwandt
- SV Vestia Disteln: Weeke (90. + 3 Amft) – Barlage (65. Lohmeyer), Trakowski, Sellinat, Altehage - Kenzlers, Zuk, Gola, Hahnenkamp - Koseler (90. Kühlkamp) - Goecke (90. + 3)
- Tore: 1:0 Scheuch (41.), 1:1 Zuk (50.)
- Elfmeterschießen: 0:1 Müller; 1:1 Jansen; 1:2 Hahnenkamp; Amft hält gegen Genieser; 1:3 Zuk; 2:3 Schwandt; 2:4 Kühlkamp; Amft hält gegen Lensing.
- Schiedsrichter: Timm Lehnert, Ole Richter, Tim Szymczak
- Zuschauer: 400
- Bes. Vork.: 67. Min. Gelb-Rot für Diericks (SV Dorsten-Hardt) wegen wiederholten Foulspiels