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Einen punktlosen B-Ligisten noch vor dem Abstieg retten - schaffen drei Brüder das Fußballmärchen?
Fussball
Drei Brüder, ein Ziel. Das gibt‘s in vielen Märchen. Beim SV Schermbeck III kommt sogar noch ein Cousin dazu. Und wenn ihr Rettungsversuch Erfolg hat, wär‘s wirklich märchenhaft.
Im vergangenen Herbst gab es beim SV Schermbeck III nur eine Frage: Schafft es die Mannschaft in der Kreisliga B2 Recklinghausen überhaupt bis zur Winterpause? Im drittletzten Spiel waren die Schermbecker nur zu acht, mussten abbrechen und sahen den zwei noch ausstehenden Partien mit Sorge entgegen.
Doch der SVS schaffte es. Zwar gingen auch die Spiele 12 und 13 verloren, und der SVS III ging mit null Punkten und 8:64 Toren in die Pause. Aber er war noch im Rennen, und jetzt hat die Mannschaft von Trainer Tobias Hambruch ganz andere Ziele.
Wir halten die Klasse“, sagt Hambruch, und er sagt es ohne jeden Konjunktiv. „Wenn man sieht, wen wir in der Winterpause dazugewinnen konnten, ist der Klassenerhalt einfach ein Muss“, erklärt der Trainer seine Zuversicht.

Ali Salha (l.) spielte bislang in der zweiten Mannschaft des SVS. Ab sofort trifft er für die Dritte. © Joachim Lücke
Da ist zum einen Ali Salha aus der Schermbecker Zweiten, der schon im Kader der Ersten mittrainierte. Da ist zum anderen Javier Rui vom A-Ligisten Blau-Weiß Wulfen. „Wir kennen uns schon seit unserer gemeinsamen Ausbildungszeit“, erzählt Tobias Hambruch. „Javier war in Wulfen mit seiner Einsatzzeit unzufrieden. Wir kamen ins Gespräch, und als er von unserem Projekt gehört hat, war er sofort Feuer und Flamme.“

Javier Rui soll die Schermbecker Abwehr stabilisieren. © Joachim Lücke
Wichtiger Bestandteil des Schermbecker Projekts Klassenerhalt ist aber vor allem die Familie Yesilmen.
Hüseyin Yesilmen und sein Cousin Izettin standen schon in der Hinrunde im Kader. Jetzt überzeugten sie und Tobias Hambruch auch Hüseyins Brüder Ahmet und Seyfettin zur Rückkehr von SuS Hervest-Dorsten. Nur vorübergehend. Nur für das Projekt Klassenerhalt.
Absprache mit SuS Hervest
„Im Sommer kehren wir zum Ellerbruch zurück, so ist es abgesprochen“, berichtet Ahmet Yesilmen. Auf eine schriftliche Zusicherung, die die Hervester gerne gehabt hätten, habe er zwar verzichtet: „Da kann bis zum Sommer ja noch irgendwas Unvorhergesehenes Passieren.“ Aber im Grunde sei man sich einig: „Ich bin ein Hervester Junge.“

Ahmet Yesilmen ist sicher: "Wir holen noch 20 bis 25 Punkte." © Ralf Pieper
Den Verantwortlichen am Ellerbruch kamen bei ihrem Einverständnis zwei Faktoren entgegen: Zum einen ist die Saison für Hervest nach oben wie nach unten praktisch gelaufen. Zum anderen konnten die Yesilmen-Brüder zuletzt aus beruflichen Gründen nicht mehr regelmäßig trainieren. „In Hervest begann das Training zu früh, in Schermbeck geht es um 20.30 Uhr los. Das schaffen wir“, sagt Ahmet Yesilmen. Und so gingen er und seine Brüder, Cousin Izettin und die anderen Neuen in der Vorbereitung für den SV Schermbeck III an den Start, was sich prompt in den Ergebnissen niederschlug. Der SVS III gewann wieder.
„Die Jungs geben richtig Gas“
„Wir haben nur ein einziges Spiel verloren, und das auch nur, weil wir abends vorher Mannschaftsfeier hatten“, berichtet Tobias Hambruch: „Die Jungs geben richtig Gas und legen noch Sonderschichten beim Training ein.“
Hambruch hat bei den Verstärkungen aber auch darauf geachtet, dass sein Team auf allen Positionen verstärkt wird. So sind Ali Salha und Seyfettin Yesilmen im Sturm zuhause, Ahmet Yesilmen spielt im Mittelfeld die 6 oder die 8, und Javier Rui hält die Abwehr zusammen.
Zum Start gleich gegen Tabellenführer Barkenberg
Vor dem Start in die Rückrunde am 13. Februar haben Team und Trainer des SV Schermbeck III auf jeden Fall keine Angst, und das, obwohl es gleich gegen Spitzenreiter Barkenberg geht. „Ich bin sicher, dass wir auch da bestehen können“, sagt Ahmet Yesilmen, und er rechnet vor: „Es sind noch 39 Punkte zu vergeben. 20 bis 25 sind da für uns drin. Das reicht.“ Und Tobias Hambruch erklärt: „Es hat schon was von einem Märchen, wenn am Ende der Klassenerhalt gefeiert wird.“ Ganz ohne Konjunktiv.
Sport ist für den Wulfener nicht nur ein wichtiger Bestandteil seines Arbeitslebens. Seit 1993 schreibt er als Mitarbeiter der Dorstener Zeitung über das Sportgeschehen in der Lippestadt, seit 1999 ist er als Redakteur für den Lokalsport in der Lippestadt verantwortlich. Dabei fasziniert ihn besonders die Vielfalt der Dorstener Sportszene, die von Fußball bis Tanzen und von Basketball bis Kitesurfen reicht.
