RW Deuten stoppt den Lauf von Vestia Disteln Sieg im Elfmeterschießen - jetzt kommt Erkenschwick

RW Deuten stoppt den Lauf von Vestia Disteln
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Die gute, alte Verlängerung hat der westfälische Amateurfußball in seinen Pokalwettbewerben bekanntlich fast flächendeckend eliminiert. Nur im kleinen Fußballkreis Beckum und im wilden Hochsauerland halten Klubs und Funktionäre im Kreispokal tapfer am 30-minütigen Nachschlag fest. Einer der wichtigsten Gründe, bei Unentschieden sofort zum Elfmeterschießen überzugehen: Anwohner von Sportanlagen sollen nicht über Gebühr mit Lärm behelligt werden.

Dumm nur, wenn sich dann der Gastgeber als Underdog im Elfmeterschießen durchsetzt und danach erst so richtig die Post abgeht. Noch eine knappe halbe Stunde, nachdem Mahmoud Nuno El-Dorr den SV Rot-Weiß Deuten mit dem letzten Schuss des Abends ins Kreispokal-Halbfinale befördert hatte, schmetterte Andreas Bourani seinen Hit „Auf uns“ aus den Lautsprechern über den Bahndamm Richtung Dorf: „Wer friert uns diesen Moment ein. Besser kann es nicht sein!“

Erste Niederlage für Vestia Disteln in 2025

Das brachte den Deutener Pokalabend gegen den SV Vestia Disteln auf den Punkt. Dank einer Energieleistung bezwang der Landesligist den Titelverteidiger und Westfalenligsten aus Herten mit 5:4 nach Elfmeterschießen. Nach der regulären Spielzeit stand es 2:2. Es ist die erste Niederlage für Disteln in 2025 überhaupt. Nun freut sich Deuten aufs Halbfinale gegen den Oberligisten Spvgg. Erkenschwick. Und das, wenn man den Klassenunterschied einbezieht, nicht ganz unverdient.

Dabei traten die Rot-Weißen in der ersten Hälfte durchaus mit einigem Respekt auf. Die Gastgeber versuchten vor allem, solide zu stehen und gezielt zu kontern. Dabei half ihnen, dass schon der erste Versuch saß: Nuno El-Dorr dribbelte in der 10. Minute in den Strafraum, blinkte rechts, bog aber überraschend für die Distelner Verteidiger nach links ab – und zirkelte den Ball zum 1:0 ins lange Eck.

Dem Treffer lief Vestia Disteln bis zur Halbzeit vergeblich hinterher. Die Gäste hatten zwar viel mehr Ballbesitz, spielten unentwegt nach vorn. „Aber heute hat uns die Überzeugung der letzten Spiele in der Liga gefehlt“, sagte Spielertrainer Daniel Koseler, der den 2:0-Erfolg beim SV Hohenlimburg am vergangenen Sonntag erkrankt verpasst hatte und sich in Deuten aufs Coaching konzentrierte. Nur eine echte Chance spielte die Vestia heraus: Justin Gruber setzte eine Hereingabe von Niklas Trakowski übers Tor (23.).

Zur zweiten Hälfte brachte Koseler Philipp Müller für Yusupha Njie – und mit dem Angreifer auch mehr Durchschlagskraft. In der 55. Minute trat Müller zum Freistoß an und wuchtete den Ball unhaltbar für Deutens Torhüter Julian Jaworek zum 1:1 ins Eck. Zwei Minuten später war das Ergebnis schon gedreht: Jaworek traf bei einem Abschlag Tom Röttger, von dessen Körper der Ball ins Tor flog – 1:2. Mike Ratkowski, Deutens Trainer, war drauf und dran, den Pokalabend abzuhaken. „In dem Moment waren wir eigentlich tot. Unglaublich, wie sich die Mannschaft danach wieder ins Spiel gekämpft hat.“

Vestias Philipp Müller
Im nächsten Moment steht es 1:1. Vestias Philipp Müller setzt den Ball links oben in den Deutener Torknick. © Thomas Braucks

Unglaublich fand auch Kollege Daniel Koseler, wie seine Kicker den Fisch noch vom Haken lassen konnten. „Das Spiel gehörte uns. Offenbar haben wir uns zu sicher gefühlt“, sagte der Distelner Coach hinterher und versprach: „Daraus werden wir lernen.“ Deuten arbeitete sich wieder in die Partie, wurde mutiger und schaffte in der 72. Minute den 2:2-Ausgleich: Über die linke Angriffsseite ging es flott, El-Dorr trat den Ball vors Tor, wo Kevin Tshimanga-Dilangu ganz frei war und seine Chance cool nutzte.

Im Anschluss versuchte der Titelverteidiger zwar, den Hebel noch einmal umzulegen. Aber gefährlicher wirkten die Gastgeber. In der Nachspielzeit jubelten Deutens Fans vor dem Vereinsheim schon mal los. Zu früh: Delowan Nawzads Heber aus fast 50 Metern flog über Torhüter Jonas Weeke, aber auch knapp über die Latte und setzte auf dem Tornetz auf. Das war‘s.

Ein Elfmeterschießen musste her. Und in dem ragten die Torhüter heraus. Deutens Julian Jaworek parierte gegen Philipp Müller und Sven Hahnenkamp. Distelns Jonas Weeke war bei Delowan Nawzad zur Stelle, Moritz Noetzel drosch den Ball an die Latte. Distelns fünfter Schütze, Kevin Kenzlers, setzte seinen Elfmeter über den Kasten. Nuno El-Dorr durfte als fünfter Deutener ran – und gab den Startschuss für die rot-weiße Pokalparty.

Kreispokal Recklinghausen: RW Deuten - SV Vestia Disteln

  • Tore: 1:0 El-Dorr (10.), 1:1 Müller (55.), 1:2 Röttger (57.), 2:2 Tshimanga-Dilangu (72.) – Elfmeterschießen: Hingst, J. Goeke, El-Dorr – Waldner, Röttger
  • Deuten: Jaworek – Hubert, Händchen (6. Yildiz), Pötter (61. Beisenbusch), El Meshai, Falkenstein (61. Tshimanga-Dilangu), Noetzel, Hingst, Nawzad, El-Dorr
  • Disteln: Weeke - K. Gola, Waldner, Sellinat (85. T. Gola), Trakowski, Kenzlers, Röttger, Hahnenkamp, Gruber (85. Alibrahiem), Njie (46. Müller), Veverka
  • Schiedsrichter: Karim Bouharrou
  • Zuschauer: 200