
© Neumann
Nach Sport-Shutdown: Fußballkreis Unna/Hamm legt sich einen Notfallplan zurecht
Fußball
Der Fußballkreis Unna/Hamm wurde quasi vom Sport-Shutdown im Kreis Unna am Wochenende überrascht. Doch es gibt einen Notfallplan. Noch sind nicht alle Kreisliga-Spiele abgesagt.
Sportverbot im Kreis Unna. Aktuell dürfen im gesamten Kreisgebiet keine Fußballspiele oder Trainingseinheiten absolviert werden - vorerst bis zum 25. Oktober. Der Fußballkreis Unna/Hamm wurde von dieser Corona-Schutzmaßnahme überrascht, wie Christian Ritter (37), Vorsitzender des Kreisfußballausschusses sagt. Der Oberadener erklärt im Interview, wie der Fußballkreis weiter vorgeht.
Shutdown im Kreis Unna. Die aktuelle Situation ist unbefriedigend, oder?
Die Situation ist sehr unbefriedigend. Die Entscheidung des Kreises Unna ist sicherlich korrekt, aber wie es gelaufen ist, war für den Kreisfußballausschuss und die Staffelleiter sehr unglücklich. Freitagabend erfährt man aus der Presse, dass der Kreistag tagt und den Kontaktsport ab dem 11. Oktober verbieten will. So musste dann beim Kreisfußballausschuss innerhalb von zwei Tagen ein Plan geschaffen werden, wie wir damit umgehen. Vor allem, was passiert mit den überkreislichen Mannschaften, die außerhalb vom Kreis Unna antreten müssen? Da wäre es wünschenswert gewesen, im Vorfeld eine Information vom Kreis zu bekommen, dass so eine Entscheidung geplant wird. So war das alles ziemlich kurzfristig.

Christian Ritter aus Oberaden ist Vorsitzender des Kreisfußballauschusses, der den Spielbetrieb im Kreis Unna und Hamm koordiniert. © Neumann
Warum hat der Fußballkreis in den Herbstferien alle Spieltage abgesetzt - auch die in Hamm?
Zunächst haben wir erstmal nur den 11. Oktober abgesetzt. Da die Zahlen aber weiter steigen, haben wir mittlerweile auch die weiteren Meisterschaftsspiele bis einschließlich kommenden Sonntag abgesagt. Für den 25. Oktober fällt die Entscheidung nächste Woche Mittwoch. Da die Zahlen in Hamm noch höher sind als im Kreis Unna, haben wir uns entschieden, auch die Spiele in Hamm abzusagen. Heute gab es Kontakt mit der Stadt Hamm. Allerdings haben wir auch hier keine Hilfe erhalten und uns wurde die Entscheidung übergeben, ob Spiele stattfinden oder nicht. Da wir alle ehrenamtlich handeln, wollen wir nicht den Kopf dafür hinhalten, wenn sich nachher mehrere Menschen durch ein Fußballspiel anstecken.
Kann diese Menge an Nachholspielen überhaupt aufgefangen werden? Die Witterung wird ja auch nicht besser.
Wir haben das Glück, dass wir durch unsere Auf- und Abstiegsregelung maximal nur 16er-Staffeln haben. Die Erfahrung hat gezeigt, dass im Januar und Februar witterungsbedingt gespielt werden kann. So haben wir derzeit den kompletten Januar und Februar keine Meisterschaftsspiele und somit einige freie Wochenenden. Zur Not müssten im Frühjahr Englische Wochen eingeführt werden, sollte es vorher witterungsbedingt nicht möglich sein.
Glauben Sie, dass es auf lange Sicht hin überhaupt noch eine „wertbare Saison“ geben kann?
Man muss abwarten, wie sich die Zahlen weiter entwickeln. Steigen diese weiter an, muss das angezweifelt werden. Dann werden wir auch nicht der einzige Kreis sein, der den Spielbetrieb vorläufig einstellt. Aber wir hoffen natürlich weiterhin, dass wir den Spielbetrieb kurzfristig wieder aufnehmen können, wenn die Zahlen durch die Maßnahmen des Kreises wieder sinken.
Wie zufrieden sind sie bisher mit der Umsetzung der Hygienekonzepte auf den heimischen Sportplätzen?
Mit der Umsetzung bin ich sehr zufrieden. Da haben die Verantwortlichen in den Vereinen sehr viel Arbeit gehabt, aber die Maßnahmen werden konsequent durchgesetzt. Da muss ich den Vereinsmitarbeitern ein großes Lob aussprechen. Leider halten sich nicht immer alle Zuschauer auf den Plätzen an die Vorgaben. Aber auch da habe ich schon gesehen, dass die Vereinsmitarbeiter diese Zuschauer direkt angesprochen haben.
Es gibt immer wieder Bilder, auf denen Fans ohne Mundschutz eng beieinander stehen. Das Risiko, sich als Zuschauer anzustecken ist wohl größer als das als Fußballer?
Ich glaube, das Risiko sich als Fußballer anzustecken ist sehr gering. Da ist die Gefahr größer in Quarantäne zu müssen, weil man an einem Spiel teilgenommen hat, in der ein positiv getesteter Spieler aufgelaufen ist. Ich sehe auch eher die Gefahr, sich als Zuschauer anzustecken. Da müsste vielleicht wie in Kamen angeordnet werden, auch während des Spiels Mund- und Nasenschutz zu tragen und nicht nur am Eingang. Zumindest in Spielen mit großen Andrang und nicht bei Spielen in der Kreisliga C und D mit 20 Zuschauern.
Gibt es sogenannte Schwarze Schafe unter den Vereinen, die die Corona-Schutzmaßnahmen eher locker sehen?
Mir persönlich ist das bisher nicht bekannt, auch habe ich das auf Sportplätzen nicht erlebt. Ich glaube, da wollen alle ihr Lieblingshobby nicht gefährden. Es waren ja alle froh, dass wieder gespielt wird.
Was halten Sie davon, dass sich überkreislich spielende Mannschaften nun Trainingsmöglichkeiten außerhalb des Kreisgebietes suchen?
Erstmal finde ich es vom FLVW schade, dass die Mannschaften, die aus gesundheitlichen Gründen nicht im Kreis Unna trainieren oder spielen dürfen, sonntags durch Westfalen fahren und dort spielen müssen. Leider wurde nicht die Regel getroffen, diese Spiele abzusetzen beziehungsweise wurde nach meiner Kenntnis nicht mit den betroffenen Vereinen gesprochen. So suchen sich die Vereine Trainingsmöglichkeiten außerhalb des Kreisgebiets, um keinen Wettbewerbsnachteil zu haben. Das ist natürlich alles nicht im Sinne des Beschlusses des Kreises Unna. Vielleicht wäre es auch sinnwoll gewesen, wenn der Kreis Unna, der FLVW und der Kreisfußballausschuss im Vorfeld an einem Tisch gesessen hätten und gemeinsam ein Entscheidung zu fällen, damit es eine klare Linie gibt.
67er Jahrgang aus dem Herzen Westfalens. Lokaljournalist durch und durch, seit über 25 Jahren mit dem geschärften Blick auf das Sportgeschehen zwischen Lippe und Ruhr.
