Spvgg. Erkenschwick denkt über Zivilklage nach nach Geisterspiel-Entscheid durch Verband

Nach Verbandsentscheid in Sachen Geisterspiel: Staub legt sich, Ärger ist nicht verraucht
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Was allerdings bei den Gästen nicht gerade für eine Stimmungsaufhellung sorgt, im Gegenteil. Der 2. Vorsitzende Robert Mazurek: „Vorstände bekommen für solche Spiele immer ein Kartenkontingent. Ich werde am 19. November ganz sicher nicht nach Erlinghausen fahren.“

Einer, der das tun muss, ist Magnus Niemöller. Auf Erkenschwicks Cheftrainer wird in gut zehn Tagen die undankbare Aufgabe zukommen, seine Mannschaft auf ein Spiel vorzubereiten, in das von außen keine Emotionen kommen, in dem neben dem Spielfeld das große Schweigen herrscht. „Ich hatte gedacht, in der Corona-Zeit hätten wir genug Geisterspiele gehabt. Fußball lebt doch von den Zuschauern.“

Am Montagabend ist der Spvgg. Erkenschwick die Begründung des Verbandes schriftlich ins Haus geflattert. Robert Mazurek räumt ein: „Sportrechtlich ist dem Verband nicht beizukommen, der Pokalspielleiter hat offenbar das Recht, so zu entscheiden.“ Geschlagen geben will sich der Funktionär damit nicht: „Wir prüfen weitere Schritte vor der zivilen Gerichtsbarkeit und sind fest entschlossen, diese durchzuziehen.“

Spvgg erwägt Gang vor ein ziviles Gericht

Ob die Spvgg. Erkenschwick alleine auf entgangene Einnahmen pochen will (dem Gastverein stehen 40 Prozent der Zuschauereinnahmen zu), oder ob er das ganz große Fass aufmacht und die Durchführungsbestimmungen für den Pokal infrage stellt, will der Klub prüfen lassen. Mazurek: „Es kann nicht sein, dass es gegen einen solchen Entscheid keine Möglichkeit eines Einspruchs gibt.“

Unverändert sieht die Spvgg. sich in ein falsches Licht gerückt. Erlinghausen argumentiert in einer zweiten Stellungnahme, die der Verein am Dienstag in den sozialen Netzwerken veröffentlichte, erneut mit einer Zahl von gewaltbereiten Kategorie-C-Fans, die von den Sicherheitsbehörden und sogar von der Spvgg. selbst gemeldet worden seien. „Nur auf Grund dieser Info wurden Sicherheitsmaßnahmen erlassen, die unsere Infrastruktur nicht hergeben. Es ist schlicht und einfach nicht machbar! Ja, auch ein Halbfinale, Finale etc. kann deshalb höchstwahrscheinlich ebenfalls nicht in Erlinghausen stattfinden“, heißt es.

Polizei-Protokoll nach dem Münster-Spiel

Die Vermutung von Robert Mazurek ist die: „Nach unserem Pokalspiel gegen Preußen Münster wurde ein Protokoll angefertigt, das der Spvgg. ein gewisses Potenzial an Problemfans bescheinigt.“ Dank hoher Sicherheitsmaßnahmen auch durch den Verein war es im Stadion ruhig geblieben. Die Spvgg. Erkenschwick hatte Erlinghausen über das zu erwartende Gästeaufkommen informiert.

Die Spvgg. Erkenschwick plante, mit vier Fanbussen nach Marsberg zu reisen, damit wären rund 200 Zuschauer per Bus vom Stimberg angereist. Ob die oben angeführten „Problemfans“ (das Spiel gegen Münster sahen im Übrigen knapp 3.000 Zuschauer) dabei gewesen wären, wagt Mazurek zu bezweifeln: „Alle Welt tut ja so, als würden wir mit einer Hooligan-Truppe anreisen.“ Für den Funktionär steht fest: Mit erhöhtem Sicherheitspersonal wäre auch im Hans-Watzke-Stadion ein Pokalspiel vor mehreren hundert Zuschauern möglich gewesen.

„Geisterspiele“ nicht im Sinne des Fußballs

Auch der Heimverein räumt inzwischen ein, dass ein Geisterspiel kaum in Sinne des Fußballs ist und dass bei folgenden, vergleichbaren Konstellationen nun allen Vereinen Tür und Tor geöffnet seien. „Wir teilen die Meinung (...), dass diese Entscheidung zukünftige Spiele im Pokal beeinflusst“, heißt es in der Mitteilung. „Am Ende entscheidet der Verband, wie dieses Spiel stattfindet. Wir hatten die Wahl zwischen zwei schlechten Entscheidungen und haben die Option gewählt, die für uns sportlich am sinnvollsten erscheint.“

Erkenschwick wich 2016 noch aus

Der Tausch des Heimrechts oder eine Verlegung in ein anderes Stadion ist dabei offenbar keine Option gewesen. „Die sportlichen Chancen minimieren sich dadurch für den unterklassigen Verein. Nur darum geht es, um die sportlichen Chancen“, argumentiert Erlinghausen. Die Spvgg. Erkenschwick hatte sich im Oktober 2016 noch genau dazu durchgerungen. Das damalige Westfalenpokalspiel gegen Preußen Münster wurde trotz Heimrechts für die „Schwicker“ am 9. Oktober im Preußen-Stadion ausgetragen.

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