Die Hertener Löwen haben ein ungewöhnliches Nachbarschaftsderby bei der BG Dorsten gewonnen. Der 88:77 (36:42)-Erfolg am Samstagabend - der zweite Löwen-Sieg im vierten Aufeinandetreffen in dieser Saison - war zwar keine Überraschung, doch es standen sich zwei Teams gegenüber, die weit von ihrer Bestbesetzung entfernt waren.

Bei der BG Dorsten fehlten allen voran Top-Scorer Aamondae Coleman, der wegen eines Muskelfaserrisses wohl noch länger ausfallen wird. Löwen-Coach Singh hat wohl selten so eine kleine Mannschaft aufgestellt, denn alle etatmäßigen Center waren nicht mit von der Partie: „Wir mussten in dieser Woche zwei Trainingseinheiten ausfallen lassen. Glücklicherweise haben sich noch drei Leute kurzfristig zurückgemeldet.“
Bei den Dorstenern stand daher Tim Terboven in der Starting-Five, der mit Abstand der größte Spieler auf dem Feld war. Der Center, der sonst nur wenig Einsatzzeit bekommt, spielte eine wichtige Rolle und erzielte in seinen über 20 Minuten auch zehn Punkte.
Die Partie entwickelte sich daher ganz anders als erwartet. Die Dorstener kamen deutlich besser mit den Bedingungen zurecht, führten in der neunten Minute mit 20:13 und gewannen das Viertel mit 23:17. Doch nicht nur mit diesem Viertel war Dorstens Trainer zufrieden: „Die Mannschaft hat sich von der Leverkusen-Pleite erholt und war über 40 Minuten engagiert und konzentriert. Ich kann ihr heute überhaupt keine Vorwürfe machen.“
Die erste Löwen-Halbzeit brachte Robin Singh aber in Rage, denn auch im zweiten Viertel kam der Tabellenzweite nicht in Fahrt. Die individuelle Klasse seiner Spieler blitzte zwar immer wieder auf, aber das Gesamtbild, in das acht oft unnötige Turnover einflossen, hatte doch einige Macken. Gilbert Gyamfi glich zwar mit einem Dreier zum 36:36 aus (18.), doch die nächsten Punkte zum 42:36-Pausenstand ging an die BG.
Robin Singh wurde in der Kabine laut
Singh hatte zu dem Zeitpunkt den Papp auf: „Das war eine Katastrophe, und ich musste in der Kabine richtig laut werden.“ Für Franjo Lukenda bestand dazu kein Grund, denn der Außenseiter agierte deutlich besser, als das bei dieser Aufstellung zu vermuten war.
Der Weckruf Robin Singhs zeigte eine sofort sichtbare Wirkung, denn sobald der Ball wieder im Spiel war, beherrschten die Löwen das Geschehen. Mit einer nun deutlich besseren Defense ließen sie die Dorstener nicht mehr zur Geltung kommen. Der 11:0-Run zum 46:51 (25.) bescherte den Gästen nicht nur die erste etwas klarere Führung, sondern war auch die Kehrtwende der Begegnung.
Zwar gelang der BG noch zweimal ein Ein-Punkte-Vorsprung, doch der Aufwand, den die Dorstener dafür betreiben mussten, war schon enorm.
Hertener Löwen zogen im Schlussviertel weg
Gleich zum Start des Schlussviertels machte der Tabellenzweite Nägel mit Köpfen und machte bis zur 34. Minute aus einem 59:65 ein 63:77. Da machte es auch nicht viel aus, dass Müslim Özmeral schon in der 32. Minute sein fünftes Foul bekam. Faton Jetullahi traf einen Dreier nach dem anderen und auch Allen Bryant ließ sich in dieser Hinzieht nicht lumpen, obwohl die BG die Versuche nicht schlecht verteidigte.
Dorstens Tim Severing verkürzte zwar den Rückstand immer mit feinen Dreiern, doch den Anschluss stellten die Dorstener nicht mehr her.
Robin Singh fand aber doch noch ein Haar in der Suppe: „Es kann nicht sein, dass wir bei einem hohen Vorsprung abschalten. Auch wenn wir Zweiter sind, müssen wir für jeden Sieg hart arbeiten.“ Die Konzentration der Löwen war plötzlich nach dem 68:84 nicht mehr existent, sodass die BG innerhalb von zwei Minuten auf 77:84 verkürzte.
Während Singh darüber natürlich wenig erfreut war, schöpfte Franjo Lukenda daraus Mut für die Zukunft: „Ich bin überzeugt, dass wir mit so einer Leistung noch eines oder zwei der restlichen vier Spiele gewinnen und die Klasse halten werden.“
Noch stehen die Dorstener wegen des direkten Vergleichs vor Leverkusen, doch darauf wird man sich nicht verlassen können. Die Hertener haben den zweiten Platz nun endgültig sicher und warten nun auf den Gegner für die erste Play-Off-Runde.
1. Regionalliga West
BG Dorsten - Hertener Löwen 77:88 (42:36)
BG: Lunguana (26/1), Ramosaj, Brune (o.E.), Kusch (o.E.), Glavovic (6), Severing (16/3), Berens, Kolberg (o.E.), Fabek (11/3), Kristen, Peters (8/2), Terboven (10)
Löwen: Müller (7), Gyamfi (15/2), Olteanu (o.E.), Allen (17/3), Ewald (12), Bol (o.E.), Jetullahi (30/6), Verhülsdonk (4), Ober, Özmeral (3)