Noch wartet Karim Bouharrou auf ein Paket aus Kaiserau. Der westfälische Fußballverband will dem hiesigen FLVW-Vereinsassistenten in dieser Woche Materialien zuschicken. Alles Übrige steht im Prinzip: Die Homepage und weitere digitale Adressen in sozialen Netzwerken wie Instagram sind vorbereitet. Auch ein prominenter Hauptsponsor ist im Boot. In Kürze kann der Fußballkreis starten.
Mit der Einführung einer E-Sport-Liga betritt der Fußballkreis Recklinghausen Neuland. Im November 2021 und damit vor mehr als einem Jahr hatte es bereits ein Turnier gegeben, in dem es um Prämien für die virtuelle Kreismeisterschaft an der Spielekonsole ging. 1.500 Euro lagen im „Pott“, gemeldet hatten sich 20 Mannschaften. Aber ein einmaliges Turnier ist organisatorisch eine ganz andere Hausnummer als ein Liga-Betrieb über Wochen. Man darf dabei mit Fug und Recht von einem Großprojekt sprechen, das der Kreis Anfang 2023 startet.
Bundesliga und Stadtmeisterschaften
Oder besser gesagt: Starten muss. „Das ist die Zukunft“, ist Karim Bouharrou überzeugt. „Kinder und Jugendliche spielen doch schon überall, auf den verschiedensten Portalen. Wieso sollten sie dann nicht beim Verband spielen?“ Beim E-Sport handelt es sich in der Regel um das Konsolenspiel „Fifa“, einer Fußball-Simulation, bei dem es mittlerweile hoch dotierte internationale Meisterschaften gibt. Auch eine E-Sport-Bundesliga gibt es seit Jahren (Virtual Bundesliga). Aktuell führen FC Hansa Rostock und RB Leipzig das Ranking der Bundesliga-Staffeln Nord-West und Süd-Ost an. Die Spieler werden im Netz gehyped wie Profis auf dem Rasen. Auch an der Basis wird der Zuspruch immer größer. In Marl wurde erst zu Jahresbeginn die virtuelle Stadtmeisterschaft ausgespielt, und das zum wiederholten Male.

Im Fußballkreis haben erste Vereine damit begonnen, eigene Abteilungen zu gründen. Wie die Spvgg. Erkenschwick oder SV Westerholt, um nur zwei Beispiele zu nennen. Viele Klubs stehen dem E-Sport allerdings abwartend bis ablehnend gegenüber. Karim Bouharrou weiß, dass ihm wohl noch jede Überzeugungsarbeit bevorsteht. „Natürlich werden viele Vereine fragen: Was soll das denn? Aber so gut wie alle Kinder und Jugendliche spielen, denen wollen wir eine Plattform geben.“
Gespielt wird Sonntagabend - nach dem Fußball
Wobei Kinder in der E-Kreisliga nicht die Ansprechpartner sind - aus rechtlichen Gründen muss der Team-Kapitän 18 Jahre oder älter sein, wie Karim Bouharrou ausführt. Eine Mannschaft besteht aus fünf Spielern, das Mindesteinstiegsalter beträgt 16 Jahre. Die E-Kreisliga will dabei nicht in Konkurrenz treten zum traditionellen Amateurfußball. Die Spieltage sollen ab Ende Februar jeweils an Sonntagabenden stattfinden, wenn auf den Plätzen längst die Eckfahnen wieder verstaut und die Tornetze abgehängt sind. „Da ist zwar normalerweise Tatort-Zeit“, sagt der FLVW-Vereinsassistent. „Ich glaube aber nicht, dass unsere Klientel in der E-Kreisliga überhaupt noch Tatort guckt.“
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