Es lief die 34. Minute im Oberliga-Spiel zwischen dem SV Schermbeck gegen die SG Finnentrop-Bamenohl. Nach einer Ecke kam Semih Sarli an den Ball, zögerte nicht lange. Und der Ball zappelte im Netz. Der Treffer war das wichtige 2:1 (Endstand 3:1) für den SV Schermbeck und gleichzeitig sein erstes Tor in der Oberliga Westfalen. „Ich habe nur gesehen, wie der Ball ins Tor geflogen ist“, sagt er strahlend. Sarli wurde zum Mann des Spiels.

Der Deutsch-Türke ist erst 19 Jahre alt, hat aber schon viel erlebt. Der Verteidiger hat einen langen Weg hinter sich, der ihn von Duisburg über Schalke und Bielefeld nach Schermbeck führte. „Bisher läuft es sehr gut für mich. Ich habe mich im Verein gut eingelebt und in den letzten Spielen viel Einsatzzeit bekommen“, sagt er. Er habe immer davon geträumt, Profi zu werden und gelernt, mit Rückschlägen umzugehen.

Und der Traum ist noch lange nicht ausgeträumt: „Ich träume immer noch davon, Profi zu werden, und ich werde weiter daran glauben.“ Am 10. März 2004 wurde Semih Sarli in Hamm geboren. Seine Eltern sind beide türkischer Abstammung, sein Vater wurde jedoch in Deutschland geboren. Die ersten Fußballschritte machte er bei kleineren Hammer Vereinen, unter anderem bei der Hammer Spvgg. und Westfalia Rhynern.

Schon früh zeigte sich sein Talent und er wurde vom MSV Duisburg entdeckt. „Damals habe ich nicht damit gerechnet, dass Scouts auf mich aufmerksam werden.“ Doch er überzeugte sie mit seinen Leistungen und wechselte nach Meiderich: „Da habe ich gemerkt, dass ich es in den höheren Leistungsbereich schaffen kann. Vorher war Fußball für mich mehr ein Hobby.“ Beim MSV spielte er in verschiedenen Jugendmannschaften und machte auf sich aufmerksam. Als Sechser hatte er gute Scorerwerte.
Wechsel zum FC Schalke 04
Ausgerechnet in einem Spiel gegen Schalke überzeugte er als Innenverteidiger, was Mathias Schober, den Leiter des Schalker Nachwuchsleistungszentrums, beeindruckte. „Eigentlich wollte ich gar nicht weg. Ich habe mich mit den Jungs gut verstanden. Aber mein Vater hat mich überzeugt, dass so ein Angebot nicht unbedingt noch einmal kommt.“ Auch von der Anfahrt her passte es besser, denn Sarli wohnt immer noch in Hamm.

Von da an tauchte er in eine andere Welt ein: „ Ein Fahrdienst holte mich immer von zu Hause ab. Außerdem beschäftigt der Verein Sportpsychologen, die sich sehr individuell um die Spieler kümmern.“ Er war nun Schalker, aber eigentlich großer Bayern-Fan: „Das durfte man auf Schalke nicht so oft erwähnen“, lacht er. Freundschaften sind bis heute geblieben, zum Beispiel zu Mats Pannewig, der heute beim VfL Bochum spielt. Doch die Saison wurde abgebrochen, die Verträge wurden größtenteils nicht verlängert.
Herausforderung bei Arminia Bielefeld
„Der Ligaabbruch hat leider viel kaputt gemacht. Wir sind damals mit der U17 eigentlich gut in die Saison gestartet“, erinnert sich Sarli. Mit 17 Jahren wechselte er in die Türkei zur U19 des Erstligisten Adana Demirspor. „Mein Berater wollte mich unbedingt in einem Nachwuchsleistungszentrum unterbringen, aber das war sehr schwierig, weil die Mannschaften schon voll waren.“ In der Vorbereitung verletzte er sich jedoch und kehrte nach Deutschland zurück.

Eine neue Herausforderung fand er bei Arminia Bielefeld, wo er in der U19 spielte. Er war Stammspieler, stieg als Alt-Jahrgang von der Westfalenliga bis in die Bundesliga auf. Doch auch hier kam es anders als erhofft. Er bekam kein Angebot aus Bielefeld. „Es gibt keinen bestimmten Grund, warum es für mich nicht zum Profi gereicht hat. Aus meiner Sicht war auch viel Pech dabei“, sagt er.
SV Schermbeck als Sprungbrett
Er stand vor einer schwierigen Entscheidung: Sollte er weiter auf den Profi-Traum hinarbeiten oder sich eine andere Perspektive suchen? Sarli wechselte zum SV Schermbeck. „Ich habe mich dazu entschieden, weil ich den Verein als gutes Sprungbrett sehe, um es noch mal nach oben zu schaffen“, erzählt er. Mittlerweile ist er ein wichtiger Bestandteil der Defensive geworden.
Sarli arbeitet hart an sich und will sich weiter verbessern: „Ich werde auf jeden Fall alles für meinen Traum geben. Mein nächster Schritt soll die Regionalliga oder vielleicht sogar die 3. Liga sein.“ Neben dem Fußball absolviert er eine Ausbildung zum Kaufmann im Büromanagement: „Aber der Fußball ist meine Leidenschaft und mein Ziel.“
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