Wenn Christoph Drozda und Ralf Glinka über dieses Projekt sprechen, sind sie sofort Feuer und Flamme. Handball, wer wüsste es besser als der Vereinsvorsitzende und sein Jugendleiter, hat eine lange Tradition bei der ETG. Mit der Gründung dieser neuen Mannschaft wird aber nun ein Angebot geschaffen, das selbst in der weiteren Umgebung einmalig ist.
Längst ist die ETG Recklinghausen anerkannter „Stützpunktverein für Integration durch Sport“. Angebote für Menschen mit Handicap schaffen, das soll aber nicht nur ein einfaches Lippenbekenntnis bleiben. Ralf Glinka forschte nach, stieß auf die „Glücksliga“ – und jetzt gerät der Stein ins Rollen.
Die „Zauberbande“ bereichert das Vereinsleben
Ein Name ist bereits gefunden, in Kürze wird die „Eisenbahner Zauberbande“ die Recklinghäuser Sportwelt bereichern. Die Intention: Kindern, die unter Entwicklungsstörungen wie beispielsweise dem Down Syndrom leiden, das Handballspielen zu ermöglichen.
Selbstredend individuell abgestimmt – „und wir werden zwar viel im Bereich Handball trainieren, aber auch andere Sport- und Bewegungsarten spielerisch einbringen“, erläutern Christoph Drozda und Ralf Glinka. Ihr Ziel ist klar definiert: „Kinder mit Entwicklungsstörungen sollten nicht versteckt werden. Diese Kinder sind etwas Besonderes und wir haben keine Angst, es zu zeigen.“
Erfolgsmodell in Dänemark
Die „ETG-Zauberbande“ macht sich also ab dem kommenden Monat auf den Weg, der in die „Glücksliga“ führt. Der Begriff steht für eine Initiative, die ihren Ursprung in Dänemark hat und dort in Windeseile viel öffentliche Aufmerksamkeit erfuhr. „Handball in einer ganz anderen Liga“, lautete der Slogan, den die ehemalige Nationalspielerin Rikke Nielsen für die „LykkeLiga“ („Glücksliga“) einst kreierte.
2009 wurde Nielsen Mutter einer Tochter mit Down Syndrom. Acht Jahre später war die Gründung des ersten Handball-Teams für Kinder mit Behinderung in Aalborg in die Tat umgesetzt. Rikke Nielsen wird damals selbst nicht geahnt haben, dass ihre Idee sehr schnell zu einem Erfolgsmodell werden sollte. Aktuell spielen mehr als 1000 Kinder aus 70 Vereinen Handball.
ETG ist sechstes „Glücksliga“-Team

Und es dauerte nicht lang, da sprach sich das Konzept auch in Deutschland herum. Maßgeblichen Anteil daran hat der Verein Handball Bad Salzuflen. Das dänische Beispiel machte Schule, auch im Kreis Lippe erhielt die Gruppe einen separaten Namen und Auftritt. Seitdem sind die „SuperKidz“ dort fester Klub-Bestandteil.
Fünf Vereine haben in Deutschland inzwischen eine solche Gruppe ins Leben gerufen: TV Arnsberg, NHV Concordia Delitzsch, Eintracht Oberlübbe, HTSV Senne/Bielefeld und eben Handball Bad Salzuflen. Und jetzt kommt die ETG Recklinghausen hinzu.
Es geht um die Freude am Sport
Ralf Glinka und Christoph Drozda unterschreiben dabei voll und ganz eine der wichtigsten Glücksliga-Grundphilosophien: Kinder mit Entwicklungsstörungen sollen nicht hinter politischer Korrektheit verschwinden. Denn diese Kinder sind etwas Besonderes und man habe keine Angst, es zu zeigen. „Positive Sichtbarkeit wird zu einer besseren Integration in die Gesellschaft führen“, heißt es in den Leitlinien.
Dass für diese Sportgruppe ein höherer personeller Aufwand eingeplant wird, ist auch den ETG-Verantwortlichen bewusst. Ein Trainer soll sich idealerweise um zwei Kinder kümmern, Unterstützung von Eltern soll natürlich ebenfalls den Erfolg der „Zauberbande“ garantieren. Im Oktober 2023 wird das Recklinghäuser Team dann erstmals an einem Glücksliga-Turnier teilnehmen. Mit einer klaren Mission: Es geht nicht um Leistung, sondern um Freude und Spaß der Kinder – und auch um etwas mehr Normalität für die Familien. Ums Glücklichsein eben…
Am Samstag, 4. Februar, erfolgt von 9 bis 10:30 Uhr in der Walter-Lohmar-Halle, Blitzkuhlenstraße 81b, der offizielle Startschuss für die „Eisenbahner Zauberbande“.
Die ETG Recklinghausen sucht noch interessierte Eltern und Kinder. Kontakt per Mail: Ralf.Glinka@etg-re.email.
Gestartet wird zunächst mit einer maximalen Anzahl von 15 Teilnehmern, die idealerweise älter als sechs Jahre sind. Angesprochen sind Kinder mit Entwicklungsstörungen – beispielsweise Down Syndrom oder FASD.
Trainiert wird dann jeden Samstag ab 9 Uhr in der Walter-Lohmar-Halle.