Erst Abschied von Bilal Özkara, dann ASC 09 Michael Smykacz: „Die Woche war extrem emotional“

Erst Abschied von Bilal Özkara, dann ASC: Schermbeck konnte sich „nicht vorstellen zu spielen“
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Es waren Gänsehautmomente, als am Freitagabend die weißen und roten Luftballons in den Schermbecker Nachthimmel flogen. Als das Fußballspiel zwischen den Oberligisten aus Schermbeck und Aplerbeck in der 10. Minute still stand. Als alle Beteiligten des kürzlich verstorbenen Spielers Bilal Özkara gedachten.

In Gedenken an Bilal Özkara

Und während diese Stille schon in den Zuschauerrängen für eine besondere Atmosphäre sorgte, war es für die Schermbecker Spieler das Ende eines Tages, den sich wohl niemand jemals hätte vorstellen können und wollen. Noch am Nachmittag war die Mannschaft in der Moschee in Mühlheim, um ihrem ehemaligen Kollegen die letzte Ehre zu erweisen. Und am Abend stand das Duell mit dem ASC auf dem Plan.

„Diese ganze Woche war extrem emotional für uns. Als die Nachricht von Bilal kam, konnten wir es uns kaum vorstellen, ein paar Tage später zu spielen. Aber wir haben gemerkt, dass es uns guttat, zusammen auf dem Platz zu stehen. Wir wussten, dass Bilal es genau so gewollt hätte“, denkt Stürmer Michael Smykacz an den „verrückten“ Freitag zurück.

Besonders die Trauerfeier in Mühlheim sei erdrückend gewesen. „Da blieb kein Auge trocken, als wir den Sarg von Bilal gesehen haben. Das war total surreal, eine komplett emotionale Situation. Zu dem Zeitpunkt habe ich auch gedacht: ‚Wie sollen wir denn in ein paar Stunden gegen Aplerbeck spielen?‘“

Auch für den Gegner aus Dortmund war es kein Spiel wie jedes andere. „Das war für unsere Mannschaft nicht einfach, gegen ein Team zu spielen, dass vor wenigen Tagen einen Mitspieler verloren hat“, erklärt Samir Habibovic, Sportlicher Leiter des ASC. „Die Stimmung am Platz war sehr gedrückt, aber ich finde, dass der Verein damit super umgegangen ist.“

Luftballons fliegen in die Nacht.
In Gedenken an Bilal Özkara wurden weiße und rote Luftballons losgelassen. © Lücke

Habibovic kannte den verstorbenen Schermbecker gut, hatte einen persönlichen Draht zu Bilal Özkara und wollte ihn schon mehrfach nach Dortmund lotsen. Deshalb waren die Luftballons, die in der zehnten Spielminute in den Nachthimmel stiegen, auch für den Aplerbecker ein sehr besonderes letztes Zeichen an einen alten Freund.

Trotzdem musste dann ja irgendwie noch das Oberligaspiel über die Bühne gehen. „Wir haben versucht, uns auf das Sportliche zu konzentrieren und irgendwann den Schalter umzulegen. Das haben wir in der Kabine auch gut wir geschafft. Wir haben ein super Spiel gemacht“, sagt Michael Smykacz. Am Ende trennten sich die Teams mit einem leistungsgerechten 1:1 – selbst wenn für die Gastgeber schlussendlich wesentlich mehr drin war.

ASC gönnte Schermbeck den Sieg

In der Nachspielzeit spielten die Aplerbecker einen viel zu kurzen Rückpass zu Schlussmann Tim Oberwahrenbrock. Michael Smykacz startete durch, fing den Ball ab und hatte Sekunden vor dem Abpfiff die Chance auf den Siegtreffer. „Ich weiß nicht, ob ich zu viel Zeit hatte. Ich habe mich wahrscheinlich zu früh dazu entschieden, dass ich ihn tunneln wollte und dann hält der Torwart ihn eben“, erinnert sich der Schermbecker.

„Natürlich geht dir diese Aktion noch das ganze Wochenende durch den Kopf, aber so ist es eben im Fußball. Vergebene Chancen gehören irgendwo dazu. Es wäre ein schöner Abschluss dieses verrückten Tages gewesen“, sagt Michael Smykacz.

Sogar die Gäste aus Dortmund hätten ihm und dem ganzen Verein diesen Treffer gegönnt. „Es wäre sehr schön für Schermbeck gewesen, dann hätten sie diesen Tag mit einem Glücksmoment abschließen können“, erzählt Samir Habibovic. Doch auch ohne die drei Punkte im allerletzten Moment war es ganz sicher ein Abschied, an den sich alle Beteiligten noch ganz lange zurückerinnern werden.

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