Sie haben null Punkte. Dazu das schlechteste Torverhältnis im ganzen Fußballkreis Recklinghausen. Ein Spiel ging 0:20 verloren, ein anderes haben sie nach einer Rudelbildung vorzeitig abgebrochen. Und trotzdem ist die Geschichte der neuen dritten Mannschaft von Grün-Weiß Barkenberg bislang eine Erfolgsstory.
Eine, die eher zufällig begann. „Wir hatten im Sommer Personalprobleme bei unserer Zweiten und suchten Spieler“, erzählt Barkenbergs Vorsitzender Frank Hofmann. Der Sportliche Leiter Kevin Singscheidt nahm deshalb Kontakt zu Dustin Klees auf.
Der hatte früher selber für Barkenberg und Blau-Weiß Wulfen gespielt und gehörte zu einer Gruppe junger Erwachsener, die sich regelmäßig zum Fußballspielen auf verschiedenen Barkenberger Bolzplätzen trafen.

„Wir sind alle um die 18 und 20. Das Fußballspielen war unser einziger Ausgleich zum Alltag und der neue Cageballplatz an der Grünen Schule war eine Supersache für uns“, sagt Klees. Doch er merkte: „Es fehlte etwas.“ Nämlich Struktur: „Feste Termine, geregelte Abläufe, Disziplin.“ Das, was er selbst aus seiner Zeit als Vereinssportler kannte.
Die Anfrage von Grün-Weiß Barkenberg zielte deshalb genau in die richtige Richtung – und doch am Ziel vorbei. Denn Dustin Klees und seine Freunde wollten im Verein spielen, aber sie wollten zusammenbleiben. Eine eigene Mannschaft gründen und nicht einer anderen aushelfen.
„Das war ihre Bedingung“, erinnert sich Frank Hofmann. Die Grün-Weißen gingen auf diese Bedingung ein, und so nahm die neue dritte Mannschaft das Training auf und startete am 11. August in ihre erste Saison.
Mit einem 0:11 bei SuS Polsum II. Auch das erste Heimspiel gegen den SV Bossendorf II ging glatt mit 0:6 verloren und dann rückte Barkenbergs Dritte erstmals in den Blickpunkt der Öffentlichkeit – mit dem Abbruch des Derbys gegen die eigene Zweite.
Es stand 0:3, als zwei Spieler aneinander gerieten und Dustin Klees den Schiedsrichter nach 38 Minuten bat, die Partie nicht fortzusetzen. Vorsorglich. „Es sollte nicht weiter eskalieren“, erklärt Klees.
Wohl die richtige Entscheidung. Aber internen Ärger gab es schon. „Das war schon peinlich“, hält Frank Hofmann fest. Aber der Vorfall wurde aufgearbeitet und ist abgehakt.
Beim ETuS Haltern II gab‘s 20 Stück
Auch, weil sich die junge neue Dritte mehr und mehr in den Verein integriere: „Die Jungs gewöhnen sich allmählich ans Vereinsleben. Und an den Vereinsfußball.“
Was weiterhin schmerzhaft sein kann. Wie zum Beispiel beim 0:20 bei ETuS Haltern II. Doch wo andere Mannschaften angesichts der klaren Unterlegenheit vielleicht aufgegeben oder mit überhartem Spiel reagiert hätten, da zog die grün-weiße Dritte die Partie bis zum bitteren Ende durch und sammelte dabei keine einzige Gelbe Karte.
„Wir wollen einfach spielen“, sagt Dustin Klees, „wir haben Spaß am Fußball, auch wenn wir 0:20 verlieren.“ Dass das keine leeren Worte sind, zeigen die Zahlen. „Wir haben mit rund 20 Spielern angefangen“, sagt Dustin Klees: „Jetzt sind wir 32.“
Die Trainingseinheiten leitet er mit Erfahrungen, die er in seiner Zeit als Jugendspieler gesammelt hat. Sein damaliger Trainer: Vater Thomas. „Von ihm habe ich viel mitgenommen.“ Aber einen Trainerschein? Hat Dustin Klees nicht.
Und auch wer vermutet, hinter so viel sozialem Engagement stecke bei dem 20-Jährigen auch eine entsprechende berufliche Ausrichtung, liegt falsch. „Ich mache gerade eine Ausbildung zur Fachkraft für Lagerlogistik“, erzählt Klees. Und das passt dann ja doch wieder. Denn ganz offensichtlich hat Dustin Klees sich und seine Freunde bei Grün-Weiß Barkenberg genau richtig eingeordnet.