Der „Trainer des Jahres“ im großen Interview Der Dorstener Leo Monz-Dietz macht nun Schluss

Dorstens Trainer des Jahres macht Schluss
Lesezeit

Über Jahrzehnte prägte Leo Monz-Dietz die Dorstener Leichtathletik wie kaum ein anderer. Viele Athleten führte der 72-jährige zu deutschen Meisterschaften, einige sogar zu Starts auf internationaler Ebene - und dass nicht nur in seinem eigentlichen Paradebereich, dem Laufen.

Im vergangenen Sommer folgte dann endgültig die Krönung einer langen und erfolgreichen Trainerkarriere: Mit Majtie Kolberg und Velten Schneider, starteten gleich zwei Athleten Monz-Dietz‘ bei den Olympischen Spielen in Paris.

Für diesen Triumph ist der ehemalige Lehrer nun zum Ende seiner langen Zeit als Coach der LG Dorsten vom Verband German Road Races (GRR) in Verbindung mit dem Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) als Nachwuchs-Trainer des Jahres ausgezeichnet worden.

Im Interview spricht Monz-Dietz, zu dessen Athletenstamm im Jugendalter auch Dorstens Weltklasse Hochspringerin Christina Hosel gehörte, über seinen Rücktritt, das Leben nach der Karriere und die schwierige Entwicklung der städtischen Leichtathletik.

Nach über 40 Jahren Engagement als Trainer in Dorsten ist jetzt, zumindest auf Top-Niveau, Schluss. Wie schwer fällt das?

Leo Monz-Dietz: Irgendwann ist natürlich immer Ende. Aber vollständig aufhören kann ich dann doch nicht, ich helfe meiner Frau noch in den jüngeren Altersklassen beim Kindertraining. Alles aber deutlich weniger zeitaufwendig als das bisher der Fall war und nicht mehr mit den Top-Athleten wie in der Vergangenheit.

Was hat Sie zu der Entscheidung bewogen?

Das Alter und der Zeitaufwand waren natürlich Faktoren. Ich habe letztes Jahr bei den Hallen-Europameisterschaften in Istanbul mit Majtie (Kolberg, Anm. d. Red) gesprochen und ihr erklärt, dass nach den Olympischen Spielen in Paris ein sehr guter Zeitpunkt wäre, mich zurückzuziehen. Das hat ihr dann auch die Perspektive eröffnet, sich eineinhalb Jahre nach einer neuen Alternative umzuschauen, was mir sehr wichtig war.

Majtie Kolberg
Olympionikin Majtie Kolberg war die letzte Athletin, die Monz-Dietz bis auf die ganz große Bühne führte. © picture alliance/dpa

In diesem Jahr haben Sie gleich zwei Athleten zu Olympia in Paris geführt. War das letzte gleichzeitig auch das erfolgreichste Jahr für Sie als Trainer?

Ja, das kann man definitiv so sagen. Natürlich gab es auch davor schon einige erfolgreiche Jahre, aber dass es tatsächlich beide nach Paris geschafft haben, hat die Saison schon sehr besonders gemacht.

Welche Momente sind Ihnen aus den Jahren besonders im Gedächtnis geblieben?

Vor allem disziplinfremde Erlebnisse tatsächlich. Ich erinnere mich etwa an Weitspringer Stefan Hemmert-Pottmann, der einst als A-Jugendlicher 7,29 Meter gesprungen ist. Als jemand, der natürlich in erster Linie Lauftrainer ist, war es für mich schon etwas Besonderes, an so einer Leistung mitgewirkt zu haben.
Genau so natürlich auch Christina Honsels deutscher Jugendmeister-Titel im Hochsprung, als sie noch bei uns in der LG Dorsten war. Das sind Dinge, die mir neben den ganz großen Ereignissen wie den Olympischen Spielen oder Europameisterschaften besonders in Erinnerung geblieben sind.

Sie sind zum Abschluss als „Nachwuchs-Trainer des Jahres“ ausgezeichnet worden. Ist das der ideale Abschluss Ihrer langen Trainer-Karriere?

Ja, vor allem weil die Auszeichnung vom DLV jetzt tatsächlich auch sehr überraschend kam und ich damit gar nicht gerechnet hatte. Bei der Einladung gab es auch ein paar kleine Handicaps, sodass mich diese erst fünf Tage vorher erreicht hat, als bei mir noch einmal telefonisch nachgefragt wurde. Am Ende hat dann aber zum Glück alles noch rechtzeitig geklappt (lacht).

Wie viel bedeutet Ihnen die Auszeichnung?

Das zeigt natürlich die Wertschätzung nach all der Zeit. Ich war zuvor bereits einmal Trainer des Jahres in Dorsten und dazu dreimal im Rheinland, wo Majtie ja startet und daher die Verbindung besteht.

Leo Monz-Dietz und Majtie Kolberg
Leo Monz-Dietz wurde 2021 bereits gemeinsam mit Majtie Kolberg vom Landesverband Rheinland als Trainer des Jahres ausgezeichnet. © Privat

Was war in den vielen Jahren Ihr persönliches Highlight?

Die Teilnahme von Katharina Schlei bei den Cross-Weltmeisterschaften in Marokko gehört sicherlich dazu, aber auch die 17 deutschen Seniorenmeistertitel meiner Frau. Es sind aber auch immer viele persönliche Erlebnisse mit der Trainingsgruppe wie Weihnachtsfeiern oder Trainingslager, die einem im Kopf bleiben.

Wie wichtig ist es, dass Ihre Frau Ihr Hobby teilt?

Ist würde schon fast sagen, dass es essenziell ist. Neben meinem Beruf als Lehrer habe ich in der Vergangenheit wöchentlich 10 bis 20 Stunden für mein Hobby aufgebracht. 41 von 52 Wochenenden im Jahr habe ich in etwa für die Leichtathletik aufgebracht. Das funktioniert einfach nur, wenn der Partner auch eine Leidenschaft für die Sache aufbringt und sich teilweise auch beteiligt.

Da Sie einst selbst ein erfolgreicher Läufer waren: Wie wertvoll ist es, selber diese Erfahrung mitzubringen?

Ich glaube, dass es neben den Qualifikationen ein sehr wichtiger Bestandteil ist. So kann ich ziemlich gut einschätzen, wie es sich anfühlt, bestimmte Laufserien zu absolvieren. Es ist die ideale Kombination, wenn man sowohl auf die eigenen Erfahrungen als auch auf theoretisches Wissen zurückgreifen kann.

Wie kam es zu Beginn zu Ihrem Wechsel von der Athleten- zur Trainertätigkeit?

Ich kam 1980 nach Dorsten und habe dann noch während meiner eigenen aktiven Zeit mit der Betreuung von Jugendlichen begonnen. Die beiden Dinge habe ich dann einige Zeit lang parallel betrieben, allerdings wurde es dann nach und nach immer weniger mit der eigenen Lauferei. Ich habe dann auch die ersten Trainerausbildungen absolviert und bin mit der Zeit immer mehr in die Tätigkeit als Trainer hineingewachsen.

Wie hat sich die Dorstener Leichtathletik aus Ihrer Sicht in den letzten Jahren entwickelt?

2015 war Christina deutsche Jugendmeisterin im Hochsprung, 2016 waren wir noch einmal richtig erfolgreich im Laufbereich und sind deutscher Vizemeister sowohl mit der Halbmarathon- als auch mit der Cross-Mannschaft geworden.

Seitdem macht sich nun bemerkbar, dass wir als einzige Stadt mit über 70.000 Einwohnern in Deutschland keine 400-Meter Kunststoff-Bahn haben. Auch die 300-Meter Rundbahn, die uns zumindest bislang an der Marler Straße zur Verfügung stand, ist aufgrund von Flüchtlingsunterkünften nicht benutzbar. Wir haben wirklich die schlechtesten Trainingsbedingungen weit und breit, dadurch ist man einfach überhaupt nicht mehr konkurrenzfähig.

Die Tartanbahn an der Marler Straße
Die Stadt Dorsten besitzt als einzige Stadt mit über 70.000 Einwohnern keine 400-Meter Tartanbahn und auch die hier gezeigte 300-Meter Bahn an der Marler Straße ist nicht mehr benutzbar. Das kritisiert auch Leo Monz-Dietz. © Andreas Leistner

Ist dort nun die Stadt gefragt, etwas zu ändern?

Ich versuche mich seit gefühlt 20 Jahren dafür einzusetzen, aber geändert hat es noch nichts. Uns wurden als Leichtathletik-Gemeinschaft in den letzten drei Jahren auch viele Fördergelder gestrichen, sodass ich dort nach vielen leidvollen Erfahrungen in der Vergangenheit eher zurückhaltend wäre, ob das wirklich gelingt.

Wie sehr hat Sie Ihre lange Tätigkeitszeit hier mit der Stadt verbunden?

Als ich 1980 hier nach Dorsten kam, war eigentlich mein erstes Ziel, schnellstmöglich wieder wegzukommen (lacht). Ich bin direkt nach meinem Referendariat hier in Dorsten an die Schule gekommen und hatte dabei am Anfang sogar überlegt, die Stelle abzulehnen. Das wäre zur damaligen Zeit allerdings sehr riskant gewesen, da Lehrer-Stellen ziemlich knapp waren und ich lange auf die nächste hätte warten müssen. Daher sind wir dann beruflich bedingt in Dorsten geblieben. Mit der Zeit hat sich die erste Abneigung dann natürlich gewandelt und man hat Freunde und Bekannte kennengelernt, daher leben wir mittlerweile sehr gerne hier.

Welche Pläne haben Sie für die kommende Zeit?

Ich denke, ich werde vor allem viel reisen. Ich war in den letzten zwei Jahren schon vier Mal auf Kuba. Die Insel ist in den letzten Jahren ein bisschen zu meinem Lieblingsziel geworden. Dort werde ich sicherlich noch das ein oder andere Mal ein paar Tage verbringen.