Spielt so ein abgeschlagener Tabellenletzter, dessen Abstieg bereits besiegelt ist? Mitnichten. Waren die vielen lobenden Worte von allen Seiten nach Ende der Partie berechtigt? Auf jeden Fall. Natürlich konnten sich die Erstregionalliga-Herren von Citybasket Recklinghausen davon nur wenig kaufen, als die knappe 73:76 (35:34)-Niederlage im Vestderby gegen den BSV Wulfen feststand. Dennoch war es ein Abend mit durchweg zufriedenen Mienen.
Gary Johnson: „Hut ab vor Recklinghausen“
Gary Johnson stand ebenfalls lächelnd in der Vestischen Arena in der Erkenntnis, dass sein Team weiter auf Play-off-Kurs ist. „Aber Hut ab vor Recklinghausen. Der Gegner hat alles gegeben. Das war uns aber auch schon nach unserem Pokalspiel jüngst gegen Citybasket klar“, lobte der Wulfener Coach die Gastgeber. Am Ende wurde seine Mannschaft, die auf den verletzten Leon Oshodin verzichten musste, mit dem knappen Sieg wahrscheinlich deshalb belohnt, weil sich das Schlusslicht im dritten Viertel eine kleine Schwächephase erlaubte. Und derlei Kleinigkeiten können auch im Basketball entscheidend sein.
Georg Kleine war den ganzen Abend in der Vestischen Arena sowieso „on fire“. Der Citybasket-Sportdirektor zeichnete diesmal zusammen mit dem verletzten Alec Felice Pace an der Seitenlinie verantwortlich, weil Headcoach Robin Pflüger erkrankt war. „Dieser Auftritt war wirklich ein starkes Zeichen von der Mannschaft. Schade, dass sie letztlich nicht belohnt wurde“, meinte Kleine, der sein Team immer wieder anpeitschte.
Spannung in der Schlussphase
Allein der Spielfilm der letzten Minute dokumentiert eine Spannung im Derby, wie sie im Vorfeld nicht unbedingt zu erwarten war. 42 Sekunden sind noch zu absolvieren, da verkürzen die Recklinghäuser auf 69:71. Plötzlich machen auch die Citybasket-Fans dem gewohnt stets lautstärkeren Wulfener Anhang ordentlich Konkurrenz. Die Gäste bleiben aber zunächst cool, Jonas Harper erhöht auf 69:73.

Elf Sekunden noch: Der emsige Felix Gröne setzt zu einem Dreier an, der mit einer kuriosen Flugkurve tatsächlich sein Ziel findet - 72:73. Harper legt dann zum 72:74 nach, auf der anderen Seite verwandelt Citybasket-Kapitän Lennard Kaprolat ebenfalls einen Freiwurf zum 73:74. Alles ist da noch möglich für den Absteiger. Auch die letzten Sekunden werden von der Freiwurflinie bestimmt. Gabriel Jung trifft noch zweimal für die Gäste, der knappe Derbysieg ist dann doch perfekt für den Favoriten.

„Wer weiß, was passiert wäre, wenn wir mit komplettem Kader hätten spielen können“, sprach Georg Kleine auch die Tatsache an, dass ihm mit Luca Petronic, Malte Schröder und Didzis Malisevs ein Trio nicht zur Verfügung stand. So standen auch Nachwuchs-Akteure wie Malte Lubosik, Damarae Osazuma Simson oder Piet Jaffke in der Pflicht und machten allesamt ihre Sache ordentlich.
Vor allem in den Vierteln zwei und vier, die die Recklinghäuser für sich entschieden, wurde klar: Man will sich erhobenen Hauptes aus der Liga verabschieden. Das Derby hat es gezeigt: Es funktioniert.
1. Regionalliga West
Citybasket Recklinghausen - BSV Wulfen 73:76 (35:34)
Citybasket: Jaffke, Gröne (9/1), Reuter (ohne Einsatz), Vasiliu (5/1), Kocan (6), Gustrau (19/1), Lubosik (3/1), Meesmann (17/5), Simson (5/1), Kaprolat (9/2)
BSV Wulfen: Dyczmons (7/1), Winck (6), Harper (21/4), Strubich (3/1), Jung (5/1), Wilke (2), Peters (6), Jakupovic (22), van Buer (4)