
© Joachim Lücke
Corona-Schutz funktionierte im Westfalenpokal nur bedingt
Fussball
Das Hygienekonzept des SV Schermbeck funktionierte am Samstag im Eingangsbereich hervorragend. Dahinter sah die Sache allerdings ein wenig anders aus.
Der Einlass war Chefsache. Michael Steinrötter und Thorsten Schröder, 1. und 2. Vorsitzender des SV Schermbeck, kontrollierten am Eingang der Volksbank-Arena zusammen mit Michael Benninghoff, Geschäftsführer Marketing, jeden, der das Pokalhalbfinale des SVS gegen Hagen sehen wollte.
Nur, wer auf ihrer Liste stand, kam an ihnen vorbei – um gleich dahinter von Dino Venezia eingewiesen zu werden, wo und wie die Hände zu waschen waren. In diesem Bereich funktionierte das Hygienekonzept des SVS hervorragend. Dahinter stellte sich die Sache anders dar.
Denn wer die Maske, die er bis dahin getragen hatte, einmal abnahm, der setzte sie in den allermeisten Fällen nicht wieder auf. Dabei war von den üblichen 1,50 m Abstand auf der Tribüne hinter den Spielerbänken wenig zu sehen.
„Wir haben darauf verzichtet, die Sitze entsprechend zu markieren“, erklärte Michael Steinrötter auf Nachfrage. Warum? „Wenn da eine Gruppe von fünf Personen kommt, setzen sie sich eh zusammen und entfernen womöglich die Markierung“, sagte der SVS-Vorsitzende. „Die sagen dann sowieso, sie wohnen alle zusammen unter einem Dach. Wir können da nur appellieren. Wenn sie den Mindestabstand unterschreiten, sollen die Leute ihre Masken tragen.“ So weit die Theorie. Die Praxis sah anders aus.
Auswechselspieler trugen Maske
Auf der Schermbecker Auswechselbank herrschte Disziplin. Hier wurden nahezu ausnahmslos Masken getragen. Nur wenige Meter dahinter aber war der Mund-Nase-Schutz die große Ausnahme, dabei saßen die Zuschauer in vielen Gruppen zusammen, Sitz an Sitz, ohne Lücke zu Nebenmann oder Nebenfrau.
Michael Steinrötter sah es, die Ordner des SVS sahen es. Doch sie ließen die Menschen gewähren. „Wie gesagt“, so Steinrötter, „wir können nur appellieren. Wie sollen die Ordner das kontrollieren, was die Leute zu ihrem Wohnsitz sagen?“ So blieb alles, wie es war. Auch unter den Augen von Schermbecks Bürgermeister Mike Rexforth.
Schermbeck war kein Einzelfall
So wie in Schermbeck sah es aber auch beim zweiten Halbfinalspiel in Meinerzhagen aus. Im Internet beklagten auch hier einige Augenzeugen die fehlende Distanz zwischen den Zuschauern.
Fürs Finale am kommenden Samstag hat der Fußball-, und Leichtathletik-Verband Westfalen dieses Problem bereits im Vorfeld „gelöst“: Zuschauer sind beim Duell des SVS gegen Meinerzhagen in der Sportschule Kaiserau in Kamen nicht zugelassen ...
Kommentar
Wir werden bequem. Hände waschen, Maske tragen, Abstand halten – was in der Anfangszeit von Corona in Deutschland überraschend gut geklappt hat, spielt mittlerweile im Bewusstsein der Menschen keine Hauptrolle mehr. Das Halbfinale des Westfalenpokals zwischen dem SV Schermbeck und der SpVg. Hagen war am Samstag ein schlagender Beweis.
Da saßen die Menschen auf der Tribüne wie eh und je, als hätte es Corona nie gegeben. Sicher macht es mehr Spaß, wenn man mit Kumpels und Bekannten direkt nebeneinander sitzt, statt einen oder gar zwei Sitze zwischen sich frei zu lassen. Natürlich ist die Stimmung dann eine andere. Natürlich ist sie besser. Das Verhalten der Zuschauer am Samstag in Schermbeck – und in Meinerzhagen – ist nur allzu menschlich.
Umso mehr bedarf es deshalb der Kontrolle. Wenn man aus der Situation am Samstag für die kommende Saison eines lernen will, dann dass die Vereine ihre Besucher nicht einfach gewähren lassen dürfen. Plätze müssen markiert, angewiesene Plätze eingehalten werden. Ordner dürfen sich nicht scheuen, das alles umzusetzen. Und wer sich nicht daran hält, muss halt gehen.
Drastisch? Ja. Aber anders wird es nicht gehen. Sonst könnte die Saison schneller wieder vorbei sein, als man denkt. Egal in welcher Sportart.
Sport ist für den Wulfener nicht nur ein wichtiger Bestandteil seines Arbeitslebens. Seit 1993 schreibt er als Mitarbeiter der Dorstener Zeitung über das Sportgeschehen in der Lippestadt, seit 1999 ist er als Redakteur für den Lokalsport in der Lippestadt verantwortlich. Dabei fasziniert ihn besonders die Vielfalt der Dorstener Sportszene, die von Fußball bis Tanzen und von Basketball bis Kitesurfen reicht.
