Jugendleiter Dirk Kruppa (rechts) und Vorstandsmitglied Werner Sielaff von BW Westfalia Langenbochum

Jugendleiter Dirk Kruppa (rechts) und Vorstandsmitglied Werner Sielaff sorgen sich ums warme Wasser. Drohen bei BW Westfalia Langenbochum angesichts der steigenden Energiepreise bald kalte Duschen? © Olaf Krimpmann

Energie-Einsparungen in Sportvereinen: „Wie der Lockdown bei Corona“

rnFolgen der Krise

Gas, Wasser, Strom: Die Energiepreise steigen. Doch das könnte nicht nur für private Haushalte zu einem finanziellen Problem werden. Auch die Sportvereine im Kreis Recklinghausen sind betroffen.

Recklinghausen

, 18.08.2022, 17:55 Uhr / Lesedauer: 3 min

Mittlerweile ist bei vielen Bürgerinnen und Bürgern Post verschiedener Energieversorger in die Briefkästen geflattert. Und eines ist dabei klar: Die Energiepreise steigen. Aber nicht nur Privatleute sind davon betroffen auch Sportvereine - doch wie gehen diese im Kreis Recklinghausen eigentlich damit um, wenn abends plötzlich das Flutlicht nicht mehr angehen sollte oder die Duschen nur noch kalt gestellt sind im Winter?

Unsere Redaktion hat deshalb mit Vertretern von BW Westfalia Langenbochum, dem TV Datteln 09, der SG Suderwich sowie mit der Pressestelle der Stadt Recklinghausen über die Befürchtungen der drohenden Energie-Problematik gesprochen.

Stadt Herten zahlt Energieversorgung bei Blau-Weiß Langenbochum

Gerd Roth, Vorsitzender beim Blau-Weiß Langenbochum, sagt: „Wir haben das Glück, dass die Stadt Herten sowohl für die Wasserkosten als auch für Strom und Gas aufkommt.“ Auch wenn er glaube, dass eine Anpassung kommen werde, so wolle er im Moment noch gar nicht darüber nachdenken.

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BW-Vereinssprecher Steven Fischer betont ebenfalls, dass intern bereits noch nicht darüber gesprochen wurde und man erst einmal abwarten müsse, welche Auswirkungen das auf den Klub habe. Bei insgesamt 35 Mannschaften, darunter 29 alleine nur in der Jugend, erklärt er aber auch: „Sollte seitens der Stadt irgendetwas an Einschränkungen kommen, sprich Fluchtlicht aus oder Duschen kalt, dann können wir komplett dichtmachen.“

Fischer zieht sogar eine alarmierende Parallele: „Energie-Einschränkungen für uns wären wie der Lockdown wegen Corona. Das könnten wir nicht kompensieren.“ Ganz so dramatisch sieht das Roland Köster, Vorsitzender vom TV Datteln 09, nicht. Er meint aber dazu: „Ich würde es eher als eine Art Komforteinschränkungen bezeichnen.“ Er fügt trotzdem hinzu: „Wenn es um komplette Schließungen wegen Energieeinsparungen geht, dann ist das natürlich etwas anderes.“

TV Datteln 09 muss alle Energieleistungen selbst finanzieren

Generell ist der Verein in Datteln eine Besonderheit: Denn die gesamte Bewirtschaftung inklusive Energieversorgung der vereinseigenen Sportstätte wird selbst geregelt wie bei einem „normalen“ Privathaushalt. Deswegen weiß Köster auch: „Die steigenden Preise treffen uns mit der gesamten Wucht.“ Wichtig sei, dass der Umgang mit den zur Verfügung stehenden Mitteln vernünftig geschehe. So wurden die Sauna-Tage des Sportvereins bereits von vier auf einen einzigen pro Woche reduziert.

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Weitere Maßnahmen müssten ohnehin situationsbedingt erfolgen. Auch bei einer möglichen Erhöhung der Mitgliederbeiträge: „Wir haben einen Passus in unserer Satzung, der besagt, dass wir im Rahmen einer Inflation auch Möglichkeiten haben, so etwas anzupassen. Dafür würde es dann vorher jedoch auch eine Abstimmung der Mitglieder geben, die das mitbestimmen wollen.“

Stadt Recklinghausen äußerte sich bereits in Pressemitteilung

Die Stadt Recklinghausen hatte sich schon am 5. August in einer Pressemitteilung zum Thema Energie zu Wort gemeldet - es heißt darin unter anderem: „Sensibilisiert werden sollen auch die Sportvereine. Nicht immer müssen zum Beispiel auf einem Fußballplatz für das Training alle Fluchtlichtstrahler eingeschaltet werden. Und auch in mancher Sporthalle kann der Trainingsbetrieb durchgeführt werden, ohne das alle Lampen eingeschaltet sind.“ Konkretere Aussagen, wie das zum Beispiel im Winter umgesetzt werden solle, wurden indes noch nicht getroffen.

Sandra Hechler, zuständig für die Bürger- und Pressekontakte, sagte auf Nachfrage dazu: „In den Monaten, in denen bei Dunkelheit trainiert wird, kann man den Vereinen nicht einfach das Licht abstellen. Das hat natürlich auch etwas mit der Sicherheit zu tun, und diese geht schließlich vor.“

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Recklinghausens Bürgermeister Christoph Tesche nahm in der offiziellen Mitteilung von Anfang August jedoch auch die Menschen in die Pflicht: „Bei vielen Maßnahmen sind wir darauf angewiesen, dass diese auch von den Nutzern unserer Gebäude mitgetragen und umgesetzt werden.“ Die Stadt werde entsprechende Aufklärungsarbeit bei den Sportvereinen leisten. Eine Energie-Einsparung von bis zu 15 Prozent sei in jedem Fall das Ziel.

Ist das eine realistische Vorgabe? „Ich denke, das ist machbar“, sagt Torben Radtke, stellvertretender Leiter der Handball-Abteilung bei der SG Suderwich. Allerdings müsse man dann in Betracht ziehen, wie es um das Training im Nachwuchs-Bereich bestellt sei. „Wir haben ja gerade bei den Jüngsten einen guten Zulauf. Und da ist es natürlich schwierig, die Temperaturen extrem herunterzufahren.“

An vielen kleinen Stellschrauben soll gedreht werden

Im Seniorenbereich sind die Suderwicher Handballer indes schon durchaus mit dem Thema vertraut, wie man mit einer vergleichsweise kalten Halle umgeht. Als die Heizung im vergangenen Jahr ausfiel, war das zwar ein höchst suboptimaler Zustand und wahrlich keine dauerhafte Lösung.

Generell, so Radtke, arbeite man aber seit längerer Zeit daran, energiesparender im Trainingsbetrieb zu agieren. Und manchmal sind es eben die kleinen Stellschrauben, an denen gedreht wird: Das Licht erst anmachen, wenn es wirklich benötigt wird - oder das Wasser in den Duschen nicht dauerhaft laufen lassen.

Darauf wird nun noch mehr zu achten sein...