VfB Hüls verliert nachträglich Pokalsieg beim FC Marl Computer trickst Derbysieger aus

2:0-Wertung - VfB Hüls verliert Pokalsieg beim FC Marl
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Nach dem Mann des Spiels brauchte man nach dem Kreispokalduell zwischen dem FC Marl und dem VfB Hüls am 6. August nicht lange zu fahnden. Yannick Kayma war überall auf dem Platz zu finden, ackerte und grätschte, überzeugte spielerisch und schoss den VfB Hüls in der 82. Minute auch nicht zufällig mit dem 2:1-Siegtreffer in die dritte Runde.

So dachten im Stadion und vor unserem Livestream nach dem Abpfiff alle. Hätte Yannick Kayma mal besser auf der Tribüne Platz genommen. Weil er nicht hätte spielen dürfen, zieht nun der FC Marl in die dritten Runde ein. Der Fall ist ein Lehrstück.

Yannick Kayma hatte zwei Wochen zuvor bei der Stadtmeisterschaft einen Platzverweis kassiert - weil er sich im emotionalen Finale von der Bank ins Geschehen auf dem Rasen eingemischt hatte. Schiedsrichter Ralf Groß kannte kein Pardon und zog Rot. Die Strafe: drei Spiele Sperre. Eigentlich kein Beinbruch in der Vorbereitung. Die Stadtmeisterschaft ist kein Pflichtspiel, daraus resultierende Sperren können in jedem Testspiel abgesessen werden.

So hat es auch der VfB Hüls gehalten. Ein Gastspiel bei SuS Olfen, eine Partie gegen die eigene zweite Mannschaft, am Ende ein Test gegen BVH Dorsten – danach verschwand im sogenannten DFBnet beim Namen Yannick Kayma das „Schloss“, das eine Sperre signalisiert. „Damit kann der Spieler für jeden ersichtlich wieder eingesetzt werden“, sagt Erhard Korinth, Chef im Kreisfußballausschuss und Pokalspielleiter. „Im Grunde hat der VfB da nichts falsch gemacht.“

Regel des Verbandes ist eindeutig

Dumm ist nur: Das DFB-Programm erkennt nicht, ob ein Spiel tatsächlich geeignet ist, eine Sperrstrafe abzusitzen. Dazu muss man schon das „Kleingedruckte“ in der Rechts- und Verfahrungsordnung (RuVO) des Westdeutschen Fußball-Verbandes lesen, die auch für Westfalen gilt. Dort heißt es in Paragraf 9, Absatz 3: „Trainingsspiele zweier Mannschaften desselben Vereins zählen bei der Verbüßung der Sperre nicht mit.“

 Yannick Kayma (rotes Trikot) setzte gegen den FC Marl entscheidende Akzente.
Mann des Derbys: Yannick Kayma (rotes Trikot) setzte gegen den FC Marl entscheidende Akzente. © Jochen Sänger

Darauf beruft sich nun der Fußballkreis, der sich die Spiele der zweiten Kreispokalrunde Ende vergangener Woche noch einmal angeschaut hat. Das Spiel VfB I gegen VfB II war zwar ein offiziell angesetztes Spiel mit Schiedsrichter, aber für Kaymas Sperre war es irrelevant. „Deshalb müssen wir das Spiel für den FC Marl werten“, sagt Korinth. Dazu brummt der Kreis dem VfB Hüls noch ein Ordnungsgeld über 50 Euro auf – für das Einsetzen eines gesperrten Spielers.

Verdacht geschöpft hat niemand

Erstaunlich bei alledem, dass auch viele gestandene Funktionäre den Paragrafen 9 der RuVO offenbar nicht kennen. Der VfB Hüls hat ja nie ein Geheimnis aus seinen Tests gemacht: Die Partien wurden öffentlich auch so kommuniziert, dass es darum ging, Yannick Kayma fürs Derby freizuspielen. Verdacht geschöpft, gewarnt gar hat trotzdem niemand.

Einer der wenigen war „Jupp“ König. Der 2. Vorsitzender des FC Marl tigerte nach der Pokalpleite an der Hagenstraße in seiner Ordnerweste vor der Tribüne auf und ab – und argwöhnte, da stimme doch etwas nicht. König ließ sich aber beruhigen: „Wenn es drei Testspiele gab, scheint es ja in Ordnung zu sein.“ Einspruch gegen die Wertung des Pokalspiels hat der FC Marl jedenfalls nicht eingelegt – und sich mit Blick auf den Saisonstart in der Bezirksliga mit dem Pokal-Aus abgefunden.

Doppelschlag für den VfB Hüls

Jetzt kommt es anders: Der Vizemeister feierte am Sonntag nicht nur den 7:1-Erfolg beim SV Zweckel. Auch im Pokal ist der Klub unverhofft eine Runde weiter und spielt nun am 14. Dezember beim FC 26 Erkenschwick. Für den von vielen Ausfällen gebeutelten VfB Hüls ist die Entwicklung ein doppelter Schlag ins Kontor.

Das Ausscheiden aus dem Pokal hakt Trainer Christoph Schlebach dabei noch sportlich ab. „Wir alle machen mal einen Fehler. Spieler, Trainer, Vorstand. Das kann einfach passieren“, sagt der Coach. „Das Bittere an der Geschichte ist, dass uns Yannick gegen Firtinaspor Herne gefehlt hat.“ Denn ein Kayma in der Form des Derbys beim FC Marl hätte in dem engen Spiel den Unterschied machen können. Doch diesmal war der 22-Jährige tatsächlich nur Zuschauer: Gegen den Landesliga-Absteiger brummte der Marler seine Sperre endgültig ab.

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