Wacker-Vorsitzender Martin Janicki: „Das Glück muss man sich erarbeiten“

© Tobias Weckenbrock

Wacker-Vorsitzender Martin Janicki: „Das Glück muss man sich erarbeiten“

rnSV Wacker Obercastrop

Beim Fußball-Landesligisten SV Wacker Obercastrop läuft derzeit vieles rund. Der Vorsitzende Martin Janicki ist sehr zufrieden - mit Ausnahme der Negativstimmen, die aus Bövinghausen kommen.

Obercastrop

, 10.01.2020, 08:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Der SV Wacker Obercastrop hatte am Wochenende doppelten Grund zum Feiern: Zum einen gewann der Fußball-Landesligist die Hallenstadtmeisterschaft in Castrop-Rauxel, zum anderen gab der Klub die Vertragsverlängerung mit zwei wichtigen Personen bekannt: Die Trainer Aytac Uzunoglu und Steffen Golob bleiben dem Klub von der Erin-Kampfbahn auch für die Saison 2020/21 erhalten.

Wir sprachen mit dem Vorsitzenden der Obercastroper, Martin Janicki, über die Feier nach dem Stadtmeister-Titel, die Verlängerung mit den Trainern und Negativstimmen, die der TuS Bövinghausen streut.

Wacker-Vorsitzender Martin Janicki: „Das Glück muss man sich erarbeiten“

Hallo Martin, den Gewinn der Hallenstadtmeisterschaft habt ihr wahrscheinlich ordentlich gefeiert, oder?

Ja! Wir haben spontan gesagt, wir gehen noch in unser Vereinsheim und konnten dort etwas feiern. Aytac (Trainer Uzunoglu, d. Red.) schickte dann eine Sprachnachricht in unsere WhatsApp-Gruppe und sagte auch zu den Leuten, die bereits raus aus der Halle waren: „Wenn noch ein paar Spieler mehr ins Vereinsheim kommen, dann gebe ich euch für Montag trainingsfrei.“ Es kamen noch einige Spieler dazu, und wir haben dann sogar noch bei einigen Bierchen das Video vom Finale geguckt.

Ihr habt Nägel mit Köpfen gemacht – Aytac Uzunoglu und Steffen Golob bleiben weiterhin beim SV Wacker Obercastrop. Warum ist die Arbeit mit dem Duo so erfolgreich?

Aytac Uzunoglu hat ein ganz klares Spielsystem entwickelt und eine Philosophie reingebracht. Das ist eine klare Handschrift des Trainers. Die beiden ergänzen sich perfekt. Steffen ist auch wichtig für das Team und den Verein. Darauf sind wir sehr stolz. Es gibt keinen Grund, mit beiden nicht zu verlängern. Das beruht auch auf Gegenseitigkeit.

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In einem Interview mit dem Fußballmagazin RevierSport sagte Steffen Golob, dass Aytac Uzunoglu auch viele Angebote von anderen Vereinen hatte. Ist dir das bekannt? Macht es dir Sorgen, dass er irgendwann abgeworben werden könnte?

Jeder, der gute Arbeit leistet, ist auch gefragt. Ich weiß nichts von direkten Angeboten. Aber wir waren bestrebt, die Verlängerung schnellstmöglich festzumachen. Mitte Dezember haben wir uns zusammengesetzt und über die Zukunft des Vereins und die Arbeit der beiden gesprochen. Wir haben gute Gespräche geführt, wie sich beide das in Zukunft vorstellen. Aytac Uzunoglu fühlt sich sehr wohl in unserem Umfeld und verbringt auch viel Zeit am Sportplatz.

Aytac Uzunoglu kam damals als Co-Trainer von Andreas Köhler zum SV Wacker Obercastrop und wurde nach der Trennung von Köhler Cheftrainer. Hand aufs Herz: Hättest du so eine Entwicklung unter ihm vorhergesehen?

Als wir damals die Entscheidung getroffen haben, Aytac zum Chef zu befördern, haben wir uns dabei natürlich etwas gedacht. Gerade durch seine Arbeit im Jugendbereich bei Westfalia Herne und beim TuS Hordel hat er auf sich aufmerksam gemacht. Er hat die Umstellung vom Jugendbereich auf die Senioren gut hinbekommen. Aytac spricht die Sprache der Spieler und kommt damit gut an. Er ist auch fachlich perfekt, das Gesamtbild stimmt.
Viele sagen: Mit der Mannschaft kann jeder Erfolg haben. Das stimmt aber nicht. Da gehört mehr dazu, auch der Trainerstab, denn der muss die Mannschaft erst einmal formen. Ich habe das Gefühl, jeder Spieler bekommt eine Art Wacker-Mentalität und spielt gerne für den Verein.

Aytac Uzunoglu und sein Co-Trainer Steffen Golob (l.) haben ihre Verträge in Obercastrop verlängert.

Aytac Uzunoglu und sein Co-Trainer Steffen Golob (l.) haben ihre Verträge in Obercastrop verlängert. © Volker Engel

Steffen Golob hat mittlerweile neben seiner Trainer-Tätigkeit auch die Position des Sportlichen Leiters übernommen. Bleibt es dabei?

Es bleibt dabei. Das klappt ganz gut, und wenn es nicht irgendwann einen Interessenskonflikt zwischen der Arbeit mit der Mannschaft und dem Vorstand gibt, dann bleibt alles auch so.

Sportlich läuft ja auch alles rund bei euch. Dennoch gibt es Stimmen aus Bövinghausen, die besagen, dass eure Spitzenposition mit Glück zu tun habe. Was entgegnest du diesen Stimmen?

Das ist Quatsch. Das haben wir uns jahrelang hart erarbeitet. Wir haben das Team über Jahre hinweg in der Bezirksliga aufgebaut, das hat auch mit der guten Trainingsleistung der Spieler zu tun.
Natürlich gab es in der Hinrunde drei Spiele, in denen es in die andere Richtung hätte gehen können. Aber selbst dieses Glück muss man sich erst einmal erarbeiten. Und auf 17 Spiele gerechnet, kann man bei 14 Siegen und 10 Gegentoren nicht von Glück sprechen. Zudem haben wir von den 17 Spielen auch 10 Partien auswärts bestritten.
Wir bleiben trotz des Vorsprungs von 9 Punkten demütig und arbeiten weiter hart, als ob es den Vorsprung nicht gäbe.

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Eigentlich wolltest du im vergangenen Jahr den Posten des Vereinsvorsitzenden aus Zeitgründen abgeben. Nach dem Tod von Jürgen Hahn wurdest du aber erneut zum Vereinschef gewählt. Warum denn nun doch?

Das war eine reine Herzensangelegenheit. Ich habe dafür auch ausführlich mit meiner zukünftigen Frau gesprochen. Sie hat mir den Rücken gestärkt und gesagt: Du musst das machen!
Den Posten kann ja nicht irgendwer übernehmen, der diese Aufgabe nicht authentisch rüberbringt. Ich war es dem Jürgen letztlich schuldig, weiterzumachen. Zum Glück entlasten mich aus dem Vorstand ja auch einige Leute bei meiner Arbeit, wie beispielsweise Onur Kocakaya, Helmut Blanke und Uwe Banach, um nur mal drei Personen zu nennen.

Bleibt es dann aber dabei, dass du auf lange Sicht den Posten des Vorsitzenden abgeben möchtest?

Das kann ich zu diesem Zeitpunkt gar nicht sagen. Aber es wird ein sehr aufregendes Jahr für mich - vor allem im Privatleben. Ich muss schauen, wie ich das zeitlich alles schaffe. Vielleicht können wir die Arbeit im Verein noch weiter aufteilen.

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