In nostalgischen Erinnerungen früherer Jahre konnten Castrop-Rauxeler Fußballfans immer nur ehrfurchtsvoll und neidisch Richtung Herne schauen. Westfalia Herne, der DSC Wanne und der SV Sodingen waren immer höherklassig und führend unterwegs. Das ist vorbei. Der SV Wacker Obercastrop hat der Herner Fußballobrigkeit aus früheren Zeiten den Rang abgelaufen.
Auch am Sonntag (27. April) gegen den DSC Wanne (13.) schien direkt in der ersten Minute die neue Stärke-Verteilung offensichtlich. Der Tabellenvierte aus Obercastrop, dessen Formkurve nach zwei Siegen laut Trainer Zouhair Allali wieder nach oben zeigte, ging durch Elvis Shala mit 1:0 nach 45 Sekunden in Führung. Was für ein Auftakt. Am Ende lag Wanne doch wie früher mit 2:1 (1:1) vorne.
„So ist das hier bei Wacker, eine große Familie“
Völlig auch zum Ärger von Trainer Allali, der bis zur letzten Minute nie das Gefühl hatte, dieses Spiel verlieren zu können: „Wir waren die bessere Mannschaft aber ich muss auch sagen, dass der DSC mit seiner Leidenschaft es auch verdient hatte zu gewinnen.“

Das Schizophrene, als der Wacker Coach sein Statement aus dem „Schürhoffs“ wiedergab, erschallte lauter Gesang aus dem Vereinshaus. Und wer meinte, das wären jetzt die Gäste, die dort ihren Sieg feierten, sah sich getäuscht.
Die Obercastroper intonierten lauthals, als hätten sie gewonnen. Allali darauf angesprochen sagte lachend: „So ist das hier bei Wacker, eine große Familie.“
Eine Niederlage schmeißt in der Erin-Kampfbahn niemand um. Dazu noch eine solch unglückliche. Nach dem erfolgreichen Schnellschuss von Shala gab es weitere gute Ballpassagen und ein weiterer Treffer lag in der Obercastroper Luft.
Nichtsdestotrotz musste auch Wacker-Torwart Jaimy Wientzek auf der Hut sein. So hielt der junge Mann im Wacker Kasten nach einem Freistoß überragend, doch den Abpraller nutzte dann Wannes Laurenz Kegel zum 1:1 (15.). Allali sagte dazu: „Nach Jaimys Parade hatten wir zweimal die Chance zu klären.“
Plötzlich war das Match ausgeglichen. Wanne versuchte immer wieder, mit langen Bällen hinter Wackers Kette zu kommen. Aber immer wieder hatten auch die Heimischen eine Antwort parat. Mit dem 1:1 ging es in die Pause und drei Minuten nach dem Wechsel war es plötzlich vorbei mit dem Remis. Martin Kapitza traf an der eigenen Strafraumkante einen Gegner bei einer Abwehr in der Luft am Fuß. Unglücklich, denn der Wacker-Mann hatte seinen Kontrahenten im Rücken gar nicht gesehen.
Den Elfmeter gab Schiedsrichter Nick Schitzig (Gelsenkichen) trotzdem, Wannes Spielführer Xhino Kadiu ließ sich die Chance vom Punkt zum 2:1 (48.) nicht nehmen. Das Spiel war gedreht, aber entschieden noch lange nicht. Chancen hüben wie drüben. Das dickste Ding bekam Florian Gerding für Wacker serviert. Der für Brightney Igbinalodor (78.) eingewechselte Leonard Onofaro passte quer, fünf Meter frei vor dem Tor knallte Gerding die Kugel über den Kasten. Sein Trainer sagte dazu: „Da war großes Pech dabei, der Florian macht den sonst im Schlaf rein.“
Westfalenliga 2: W. O´castrop - DSC Wanne 1:2 (1:1)
OBERCASTROP: Wientzek; Gerding, Zentler, Kapitza (62. Sosa), Shala, Igbinadolor (78. L. Onofaro), Steinrötter, Großkreutz, Martinez (66. Malchrowitz), Pogrzeba, Can (78. Tonye).
Tore: 1:0 (1.) Shala, 1:1 (15.), 1:2 (48./FE).