Wacker-Trainer greift Schiedsrichter hart an Lüner SV mit Last-Minute-Sieg gegen Obercastrop

Wacker-Trainer geht Schiedsrichter scharf an: Lüner SV mit Last-Minute-Sieg gegen Obercastrop
Lesezeit

Antonio Molina war geladen. Der Trainer von Wacker Obercastrop eröffnete seinen Kommentar zur 0:1-Niederlage beim Lüner SV mit einer harten Kritik an den Schiedsrichtern. Die hing er allerdings nicht am entscheidenden Elfmeter auf, den der Lüner SV in der zweiten Minute der Nachspielzeit zugesprochen kam.

Enis Delija schickt Sebastian Hahne in die Tiefe. Wacker-Kapitän Leonardo Pantaleao versuchte, den Ball vor dem in hohem Tempo heraneilenden Hahne zu spielen.

Dann kommt es zum Aufprall der beiden. Wer in wen hineinrennt, das ließ kaum eindeutig aufklären. Molina war der Meinung, man könne den Strafstoß geben. Lünens Trainer Axel Schmeing habe die Szene nicht gesehen.

Wackers Co-Trainer Steffen Golob hatte dagegen eine sehr eindeutige Meinung zur Entscheidung. Er sah wenige Augenblicke nach dem Elfmeterpfiff die Rote Karte wegen eines verbalen Fehlverhaltens in Richtung des Unparteiischen Niklas Erkeling.

Dominic Schmidt interessierten die Begleiterscheinungen nicht. Der eingewechselte LSV-Neuzugang von Preußen Espelkamp trat an und schickte Wacker-Torwart Cedric Drobe in die aus seiner Sicht falsche Ecke.

Lüner SV feiert ersten Sieg

Weil die Lüner in der Nachspielzeit noch zweit lange Bälle Obercastrops überstanden, fuhren sie den ersten Saisonsieg ein. In der Kampfbahn Schwansbell fiel spürbar Druck ab. „Heute hatten wir den glücklichen Moment auf unserer Seite. Großes Kompliment an die Mannschaft. Sie hat unfassbar viel investiert“, sagte Lünens Trainer Axel Schmeing nach Abpfiff.

Aber zurück zu Molina und seinem Problem mit den Schiedsrichtern. Die kritisierte er nicht für ihre Entscheidungen, die am Sonntag größtenteils gepasst hatten, sondern für ihren Umgang mit den beiden Mannschaften. Viel würde über den Respekt gesprochen, den die Sportler den Unparteiischen entgegenbringen müssten, führte Molina ein. Doch das Gleiche gelte auch umgekehrt.

Wacker-Trainer Antonio Molina wetterte nach der Niederlage beim Lüner SV gegen die Schiedsrichter.
Wacker-Trainer Antonio Molina wetterte nach der Niederlage beim Lüner SV gegen die Schiedsrichter. © Patrick Fleckmann

„So eine Unverschämtheit an Arroganz habe ich selten erlebt“, polterte der Obercastroper Trainer. Selbst die Antworten auf „ganz normale Fragen vor dem Spiel“, so Molina, hätten ihn gestört: „Du bekommst eine Überheblichkeit entgegengebracht, wo ich sage: Das ist nicht in Ordnung. So geht man nicht miteinander um.“

Der Wacker-Trainer sagte, er hätte es nicht mehr nötig, so etwas nicht anzusprechen. „Die machen den Fußball ein Stück kaputt. Irgendwann hat man keine Lust mehr, an der Linie zu stehen“, wurde Molina deutlich.

Marko Onucka fällt aus

Sein Gegenüber Schmeing stieg zum Ende seines eigenen Statements in die Kritik ein: Wenn man zwischenmenschlich an der Linie das eine oder andere Wort auf einem vernünftigen Niveau spricht, erübrigt sich der Rest von alleine. Wenn man als Trainerteam eine vernünftige Ansprache bekommt, ist man auch ruhig.“

Schiedsrichter Niklas Erkeling reagierte auf Anfrage unserer Redaktion auf die Kritik: „Ich kann nur vermuten, dass es sich um die Frage zwei Minuten vor Anpfiff beim Einlaufen der Mannschaften handelt, wo der Trainer von Obercastrop gerne seine Coaching-Zone auf die andere Seite in den Schatten verlegen wollte. Dies haben wir mit Blick auf die Durchführungsbestimmungen und die Kameras (wir haben das Spiel mit Kult-Kommentator Werner Hansch auf rn.de/dosport übertragen, Anm. d. Red.) abgelehnt. An einen weiteren Kontakt mit dem Trainer kann ich mich nicht erinnern.“

Es war grundsätzlich ein Spieltag voller schlechter Nachrichten für Wacker Obercastrop. Marko Onucka musste sich kranksheitsbedingt kurzfristig abmelden, hinzu kamen die Ausfälle von Kevin Großkreutz (mit der BVB-Traditionsmannschaft unterwegs) und Valdet Rama (verletzt). Auch Marin Vranjic ging angeschlagen in die Partie und saß zunächst auf der Bank.

Als das Spiel lief, rissen die personellen Rückschläge für Wacker nicht ab. Nach nur elf Minuten zeigte Julian Ucles Martinez, einer von zwei zentralen Mittelfeldspielern im 5-2-3 von Wacker Obercastrop, starke Schmerzen am Knöchel an.

Nach längerer Behandlungspause probierte er es nochmal, musste vier Minuten später aber dann doch raus. Für ihn kam Robin Franke, der fortan allerdings die rechte Außenbahn beackerte, in die Partie.

Wacker will Kontern

Fußballerisch legten beide Teams, es war zunächst kein gutes Westfalenliga-Spiel, ein geringes Tempo an den Tag – angesichts der hohen Temperaturen verständlich. So waren es eher viele Fehlpässe, die das Spiel prägten anders als sonst, so Molina, habe man dem Gegner gerne den Ball überlassen.

„Wir wollten gute Umschaltmomente setzen“, sagte er. Das gelang in der Schlussphase der sonst ereignisarmen – Lünens beste Chancen wurden wegen Abseits weggepfiffen – ersten Halbzeit auch.

Hakan Cevirme verpasst bei seinem Startelf-Debüt per Kopf - kurz danach ging die Fahne hoch.
Hakan Cevirme verpasst bei seinem Startelf-Debüt per Kopf - kurz danach ging die Fahne hoch. © Patrick Fleckmann

Bilal Abdallah setzt Elvis Shala in Szene, dessen Hereingabe verpasste der einschussbereite Abdallah knapp. Danach wieder Shala, der selbst abschließen kann, aber wieder Abdallah in der Mitte sucht. Lünen kann klären.

In der 45.+5 Minute verpasste Innenverteidiger Pantaleao per Kopf das 1:0. Wenn wir zur Halbzeit in Führung gehen, sieht es ganz gut für uns aus“, sagte Molina.

Flemming Sandt pariert

Die Gäste waren die etwas gefährlichere Mannschaft, der LSV spielte sich eher Halbchancen heraus. Nach Wiederbeginn schließt Shala im Eins-gegen-eins mit Lünens Schlussmann Flemming Sandt vorschnell ab.

Danach passiert erstmal lange nichts. In der Schlussphase war Lünen am Drücker. Obercastrop wurde immer passiver, nach der Auswechslung von Abdallah war Shala im Konter zu sehr auf sich alleine gestellt.

Lüner SV zeigt Leidenschaft

Hahne schlenzte für den LSV knapp über die Latte (80.). Beim Elfmeter stand er schließlich erneut im Fokus – dieses Mal mit anschließendem Jubel aufseiten der Lüner.

„Ich hatte die ganze Zeit kein gutes Gefühl“, gab Trainer Antonio Molina zu. Seiner Elf sei das widerfahren, wovon der Lüner SV in der jungen Saison ein Lied singen könne: Gut spielen, aber das Tor nicht machen. Axel Schmeing betonte, dass seine Elf das, was taktisch und technisch schiefgegangen sei, mit viel Willen und Einsatz wettgemacht habe.

Westfalenliga 2

Lüner SV - Wacker Obercastrop 1:0 (0:0)

Lüner SV: Sandt - Vrljic, Delija, Teichmöller, Drees (76. Williams), Kurtulus - Witt - Hahne (90.+5 Lindner), Schultz (61. Rosowski) - Sekulic (81. Carriazo), Cevirme (68. Schmidt)

Wacker Obercastrop: Drobe - Malchrowitz (90.+3 Breilmann), Ogzrall, Panteleao, Gerding, Zentler- Matuszak (84. Pöhlker), Ucles Martinez (16. Franke) - Abdallah (57. Vranjic), Shala, Aweimer

Tor: 1:0 Schmidt (90.+3/Foulelfmeter)

Bes. Vorkommnis: Rote Karte für Co-Trainer Steffen Golob (Meckern)