Wacker verhandelt mit Neuzugängen Zouhair Allali warnt aktuellen Kader vor Vertragspoker

Wacker verhandelt mit Neuzugängen: Zouhair Allali warnt aktuellen Kader vor Vertragspoker
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Gäbe es eine niedergeschriebene Vereinschronik des Fußball-Westfalenligisten SV Wacker Obercastrop, im Kapitel über das Jahr 2024 dürfte der Name Zouhair Allali nicht fehlen. Seine ganz persönliche Wacker-Geschichte handelt dabei von Rückschlägen, reichlich personellen Veränderungen und einer sportlichen Aufholjagd – die sich aktuell auf einem vorläufigen Höhepunkt befindet.

Personelle Unruhen zum Start

Es ist etwas mehr als ein Jahr her, als im Januar 2024 Antonio „Toni“ Molina als Trainer des Westfalenligisten zurücktrat. Für ihn übernahm bis zum Ende der Spielzeit interimsweise Reserve-Coach Björn Brinkmann.

Nicht nur deswegen gestaltete sich der Jahresstart schwierig an der Erin-Kampfbahn. Im Februar kam erschwerend hinzu, dass sich der Verein vom Vorsitzenden Thorben Krol, seinem Stellvertreter Harald Krol und Geschäftsführer sowie Sportlicher Leiter, Tim Eibold, trennte.

Nur eine Woche später wurde dann bekannt, dass ab Sommer der damalige Co-Trainer von Christian Knappmann bei Westfalia Herne als Trainer in Obercastrop übernehmen würde. Sein erstes halbes Jahr an der Erin-Kampfbahn gestaltete sich für Zouhair Allali dann äußerst anspruchsvoll und war von zahlreichen Unwegsamkeiten begleitet. Doch dazu an späterer Stelle im Text mehr.

Zouhair Allali gehörte bei Westfalia Herne zum Trainerteam von Christian Knappmann.
Zouhair Allali gehörte bei Westfalia Herne zum Trainerteam von Christian Knappmann. © Stephan Schuetze

Nach zuletzt sieben Siegen in Folge, hat sich Wacker in der Tabelle bis auf den dritten Platz vorgearbeitet. Nur die SpVgg Horsthausen steht aufgrund der besseren Tordifferenz (+18 in Vergeleich zu Wacker +5) punktgleich einen Rang vor den Obercastropern.

Nach dem brisanten Nicht-Antritt des FC Brünninghausen gegen den Lüner SV (Wertung: 0:2) zog Wacker am FCB vorbei. Ebenso wie am Gegner des vergangenen Spieltags (Endstand: 1:0) FC Iserlohn. Weil Spitzenreiter TSG Sprockhövel mit 2:4 bei Vestia Disteln verlor, beträgt der Rückstand auf den Tabellenführer nach dem 18. Spieltag nur noch zwei Zähler.

Youngster blühen auf

Beim Rückrundenauftakt gegen Brünninghausen (Endstand: 2:1) sorgten die Einwechselspieler – Leonard Onofaro als Vorlagengeber für Siegtorschütze Florian Tonye – für die Entscheidung in der Nachspielzeit. Dabei bewies der Trainer nicht nur ein glückliches Händchen bei der Wahl der Joker, sondern auch bei der Halbzeitansprache.

„Ich habe einen Fokus darauf gelegt, den Einwechselspielern deutlich zu machen: ‚Heute entscheidet ihr dieses Spiel‘. Dass es hinterher so gekommen ist, da gehörte natürlich auch ein bisschen Glück dazu“, so Allali.

Was für Wacker in der Hinserie noch ein großes Problem war, nämlich dass zahlreiche Leistungsträger immer wieder verletzungsbedingt ausfielen, wird aktuell zur großen Stärke.

„In der Hinrunde mussten Florian Tonye, Jonas Pöhlker, Leonard Onofaro oder Louis Pogrzeba viel mehr spielen, als wir es für so junge Spieler vorgesehen hatten. Die Jungs haben sich in dem halben Jahr dadurch aber enorm weiterentwickelt. Wir haben jetzt einen viel größeren, aber nach wie vor gesunden Konkurrenzkampf im Team. Diejenigen, die sich nach den Verletzungen durchgebissen haben und zurück sind, haben natürlich auch Bock zu spielen“, analysiert der Trainer.

Vertragspoker und externe Neuzugänge

Ganz abgesehen davon, ob sich die Wackeraner zurzeit auf einem kurzzeitigen Höhenflug oder einem Langzeittrip mit dem fast surreal wirkenden „Zielort Oberliga“ befinden: Der Kader der Zukunft nimmt bereits Gestalt an.

Nach der Verlängerung von Kapitän Kevin Großkreutz konnte sich zuletzt mit fünf weiteren Spielern auf eine Zusammenarbeit über den Sommer 2025 hinaus geeinigt werden. Auch Allali bleibt bis 2026.

Die Gespräche mit dem Rest des Kaders befinden sich zudem in der heißen Phase. Zouhair Allali spricht Klartext: „Wer bei uns zu lange pokert, das sagen wir den Spielern auch deutlich, kann seinen Platz bei uns verlieren. Sollten wir einen Ersatz bekommen für einen aktuellen Spieler, der zu lange pokert, werden wir uns für den sicheren Weg entscheiden“, warnt der Chefcoach.

Kevin Großkreutz wird für seine Rolle im Verein von Wacker-Coach Zouhair Allali (im Hintergrund) gelobt.
Kevin Großkreutz wird für seine Rolle im Verein von Wacker-Coach Zouhair Allali (im Hintergrund) gelobt. © VOLKER ENGEL

Erste Verhandlungen gibt es auf diesem Weg bereits. „Wir verhandeln mit externen Neuzugängen. Das ist auch kein Geheimnis“, so Allali. Überzeugt davon, dass ein Großteil der Mannschaft in Obercastrop bleibt, ist der Trainer definitiv. „Viele Spieler wollen. Nach dem Sieg jetzt noch umso mehr.“

Lob für Kevin Großkreutz

An der Erin-Kampfbahn beginnt das Jahr 2025 also äußerst verheißungsvoll. Eine Entwicklung, dich sich zuletzt nicht unbedingt aufgedrängt hatte. Seinen Start ins Traineramt nämlich hätte sich Allali mit Sicherheit anders gewünscht. Unter anderem wegen der bereits beschriebenen Verletzungssorgen, aber auch weil sich der neue Coach und sein Team erstmal aufeinander einstellen mussten, begann die erste Saisonphase sportlich durchaus holperig. Erschwerend kam hinzu, dass Co-Trainer Florian Bartel Anfang Oktober seinen Rücktritt erklärte.

Nach der 2:5-Heimniederlage gegen Horsthausen am 11. Spieltag betrug der Rückstand auf den damaligen Spitzenreiter Brünninghausen ganze zehn Zähler. Um Allali in dieser Situation zu stärken, wurde Ex-BVB-Profi Kevin Großkreutz zusätzlich zu seiner Aufgabe als Kapitän zur Entlastung des Trainerteams installiert. Im Winter stieß außerdem Jimmy Thimm hinzu.

Wacker-Coach Zouhair Allali (l.) erhält Unterstützung im Trainerteam von Jimmy Thimm (r.).
Wacker-Coach Zouhair Allali (l.) erhält Unterstützung im Trainerteam von Jimmy Thimm (r.). © VOLKER ENGEL

„Ich fand es schon zu Beginn, als ich nach Obercastrop gekommen bin, toll, dass jemand wie Kevin, der so viel erreicht hat in seinem Leben, immer noch Lust hat Fußball zu spielen. Der macht das nicht nur, weil er irgendwie Langeweile hat. Der will den Jungs helfen. Das ist eine Eigenschaft, die letztendlich auch ein Trainer in sich haben muss. Ich habe das Gefühl, mit Kevin wächst ein neuer Trainer heran. Er macht das wirklich richtig gut“, sagt Zouhair Allali.

Knapp zwei Wochen haben die Wackeraner nun voraussichtlich Zeit, die aktuell gute Stimmung zu konservieren. Erst am 13. März steht der nächste Spieltag in der Westfalenliga 2 an. An der Erin-Kampfbahn trifft Wacker dann auf den vorletzten Lüner SV.