Wacker-Abgang kritisiert Umgang mit Spielern Trainer Zouhair Allali widerspricht

Wacker-Abgang kritisiert Umgang mit Spielern: Trainer Zouhair Allali widerspricht
Lesezeit

Nach nur einem halben Jahr hat Verteidiger Niclas Grzelka den Westfalenligisten SV Wacker Obercastrop wieder verlassen. Er wechselt zu Ligakonkurrent DSC Wanne-Eickel. Diese Redaktion berichtete davon. Nun widerspricht der 24-Jährige der Darstellung des Klubs, sein Wechsel habe nur etwas mit fehlenden Einsatzzeiten zu tun gehabt.

Kritik am Umgang mit Spielern

Im Gespräch mit dieser Redaktion hatte der Sportliche Leiter Steffen Golob betont: „Er war mit uns als Verein überhaupt nicht unzufrieden“. Einzig die Spielzeit in der Hinrunde (neun Einsätze und 382 Spielminuten, Anm. d. Red.) sei der Grund für Grzelkas Wechselwunsch gewesen.

Der Linksfuß aber sieht das Ganze ein wenig anders. „Ich möchte kein böses Blut mit Wacker. Aber es ist mir wichtig zu betonen, dass die Gründe für meinen Abgang persönliche und strukturelle Differenzen mit dem Verein waren. Ich bin nicht nur gewechselt, weil ich zu wenig Einsatzzeiten bekommen habe“, so Grzelka gegenüber unserem Medienhaus.

Wurde erst im Sommer beim SV Wacker Obercastrop vorgestellt: Niclas Grzelka wechselt zum DSC Wanne-Eickel.
Wurde erst im Sommer beim SV Wacker Obercastrop vorgestellt: Niclas Grzelka wechselt zum DSC Wanne-Eickel. © Lars Biermann

Zwar sei auch die Spielzeit in seine Entscheidung mit eingeflossen („Explizite Einsatz-Versprechen gab es zwar nicht. Mir wurde allerdings gesagt, dass ich viel spielen würde. Mit etwa 25 Prozent Spielzeit kann man davon allerdings nicht sprechen“), vor allem aber störte Niclas Grzelka der Umgang mit Spielern im Allgemeinen.

Laut ihm habe es hierbei große Unterschiede gegeben. „Bei verschiedenen Aktionen wurde unterschiedlich bewertet. Wenn wir eine ähnliche Situation hatten, wurde sie bei dem einen anderes bewertet als bei dem anderen“, sagt Grzelka.

Bei manchen Spielern seien Aktionen eine halbe Stunde lang thematisiert worden, bei anderen überhaupt nicht darüber gesprochen worden.

Weitere Themen waren Pünktlichkeit beim Training („Wir haben oft viel später begonnen, als ursprünglich geplant“), der vermehrte Einsatz von älteren Spielern oder Situationen in Spielen: „Man wurde zur Bank gerufen und sollte eingewechselt werden. Hinterher ist aber nichts passiert und man hat sich 45 Minuten lang warm gemacht“, sagt der linke Verteidiger.

Über all diese Dinge habe er mit dem Verein gesprochen. Wirklich passiert wäre aber nichts.

Trainer widerspricht

Eine Darstellung, die Wackers Trainer Zouhair Allali so nicht teilt. „Die Gespräche über Themen, die Niclas gestört haben, liefen zuerst immer über den Sportlichen Leiter Steffen Golob. Mit mir hat er dann manchmal im Nachgang darüber geredet. Wenn ein Spieler doch ein Problem hat, sollte er zum Trainer gehen. Das ist die Reihenfolge, wie ich sie gelernt habe“, sagt der Coach.

Zudem habe sich Grzelka weder vor noch nach seinem Wechsel bei ihm gemeldet. „Wir haben davon erfahren, als der Sportliche Leiter vom DSC sich bei uns gemeldet hat“, sagt Allali.

Gespräch führte nicht zu Einigung

Das letzte längere Gespräch mit dem Spieler habe laut des Wacker-Coaches nicht auf einen wechselwilligen Akteur hingewiesen. „Am 3. Januar haben wir, das Trainerteam David Menke, Kevin Großkreutz und ich, mit fast allen Spielern Einzelgespräche geführt. Auch mit Niclas. Da ging es zwar auch um Einsatzzeiten. Als ich ihn am Ende des Gesprächs aber gefragt habe, ob die Sache für den Moment geklärt wäre, kam nur zurück, er würde sich wohlfühlen und wolle auf jeden Fall bleiben“, sagt Zouhair Allali.

Laut Grzelka habe das Gespräch so ähnlich tatsächlich stattgefunden, allerdings ohne die Aussage von ihm, auf jeden Fall beim Verein bleiben zu wollen.

Ein wenig Verständnis für Grzelkas Situation äußert der Trainer dennoch. Möchte dies aber auf den gesamten Sport verstanden wissen. „Fußball ist nicht immer fair. Natürlich hat der Umgang mit Spielern auch etwas damit zu tun, ob ein Spieler jetzt Kapitän, absoluter Leistungsträger oder Ergänzungsspieler ist. Da werden auch mal Unterschiede gemacht. Das liegt ganz einfach an der Struktur einer Mannschaft. Für einen Trainer bedeutet dies, einen schmalen Grat zwischen fair und individuell behandeln zu gehen“, sagt Allali.

Ziel: Stammplatz in der Westfalenliga

Vor seinem Wechsel zum SV Wacker kickte Niclas Grzelka bereits zweieinhalb Jahre beim TuS Sinsen in der Westfalenliga. Größtenteils als Stammspieler. Beim DSC möchte er daran nun wieder anknüpfen. Ob es für ihn irgendwann auch nochmal interessant werden könnte, eine Liga höher zu spielen?

Niclas Grzelka (M.) spielte bereits anderthalb Jahre in der Westfalenliga für den TuS Sinsen.
Niclas Grzelka (M.) spielte bereits anderthalb Jahre in der Westfalenliga für den TuS Sinsen. © Thomas Braucks

Der 24-Jährige macht klar: „Es ist natürlich schön, so hoch wie möglich zu spielen. Aber stand jetzt ist mein Ziel mich als Stammspieler in der Westfalenliga zu etablieren“, sagt Niclas Grzelka. Beim Tabellen-zwölften aus der Staffel 2 soll dies also nun gelingen.