Der TuS Henrichenburg spielt in der Kreisliga B3 Recklinghausen. Mehr oder minder regelmäßig parkt neben dem Sportplatz an der Lambertstraße aber auch ein Bundesligisten-Mannschaftsbus. Der hat sich bei solchen Gelegenheiten keineswegs verfahren. Im Gegenteil: Die Profis wissen den Henrichenburger Naturrasen offenbar zu schätzen. Immer wieder kommen sie zum Anschwitzen zum Geläuf direkt neben der Autobahn 2, bevor es weiter geht ins Stadion – beispielsweise zu Borussia Dortmund oder zum VfL Bochum.
Und auch die Henrichenburger mögen ihren Rasenplatz – eigentlich. „Das ist ein schwieriges Thema“, sagt der 2. Vorsitzende Carsten Ferlmann. „Für meine Generation gibt es eigentlich nichts Schöneres als Naturrasen.“ Doch es geht nicht um die Generation des 47-Jährigen, sondern um den Nachwuchs. Der komme auf Dauer zu kurz auf dem Naturrasen, befürchtet er.

Der TuS Henrichenburg ist mit rund 900 Mitgliedern der zweitgrößte Verein nach dem TuS Ickern. Auf die Henrichenburger Fußballabteilung entfielen zum 31. Dezember 2024 exakt 487 Mitglieder. Bei den Junioren ist der TuS gut besetzt und zu dieser Saison wieder in allen Altersklassen vertreten. „Das ist zum ersten Mal so in den sechs Jahren seit ich im Vorstand bin“, so Ferlmann „Vor allem im Bereich der A- und B-Junioren ist das heutzutage schwierig.“
Bei den Jüngeren hingegen würden die Anmeldezahlen „explodieren“. D-, E- und F-Jugend sind jeweils dreifach besetzt. Zudem tummeln sich regelmäßig 30 bis 40 „Bambinis“ auf dem Sportplatz an der Lambertstraße. Eigentlich ein erfreulicher Umstand. „Auf die Dauer werden wir aber mit dem Naturrasen Nachteile gegenüber anderen Vereinen haben“, so Ferlmann. „Der Rasenplatz ist eigentlich nur viereinhalb Monate im Jahr nutzbar.“ Von April bis September werde der Rasen bespielt. Im Sommer gibt es allerdings eine mehrwöchige Sperre zur Rasenpflege durch den EUV. Und das eine oder andere Unwetter sorgt für weitere, unplanmäßige Platzsperren. „Durch die starke Nutzung wird der Rasen auch nicht besser“, erklärt Ferlmann. „Im Winter fehlt auf dem Rasenplatz zudem Flutlicht.“

In diesem Sommer wurde der Naturrasen saniert, so Ferlmann „Bis zur Grasnarbe wurde alles abgefräst und erneuert“, sagt er. „Das dürfte knapp 200.000 Euro gekostet haben.“ Seitens der Stadt habe man ihm signalisiert, dass sich der TuS eine Anfrage hinsichtlich Kunstrasen sparen könne. Er befürchtet, dass die Stadt lieber ein „Prestigeobjekt“ behalten wolle, das Bundesligisten zum Anschwitzen nach Castrop-Rauxel locke.
„Wenn die Stadt will, dass der TuS seinen gesellschaftlichen Beitrag leistet, dann wird man um Kunstrasen auf die Dauer nicht herumkommen“, erklärt Ferlmann. Schließlich biete man Kindern und Jugendlichen sportliche und gemeinschaftsfördernde Betätigung. Im Winter müsse der Verein derzeit mit rund 130 Kindern in die Soccerfive-Halle an der Industriestraße ausweichen. Die Gebühren dafür bestreite der Verein selbst aus Beiträgen und Einnahmen.

Die Sportanlage des TuS Henrichenburg hat sich in den letzten Jahren prächtig entwickelt. 2020 entstand zwischen dem Naturrasenplatz und der Lambertstraße ein Kleinspielfeld mit Kunstrasenoberfläche und Flutlicht. Gefördert wurde das aus dem NRW-Landesförderprogramm „Moderne Sportstätten“. Damals dürfte ein sechsstelliger Betrag von Düsseldorf nach Henrichenburg geflossen sein.
2022 verbannte man den roten Aschematsch zwischen Kabinentrakt und Spielfeld. Der Bereich wurde gepflastert mit Mitteln aus der NRW-Sportpauschale, einer privaten Förderorganisation und Eigenmitteln des Vereins. Aus dem Castrop-Rauxeler Bürgerbudget folgte 2023 eine Teilüberdachung der Pflasterfläche. Mit 5000 Euro aus städtischen Mitteln wurde das Vordach am Vereinsheim errichtet.
Ein Kunstrasen-Umbau des Henrichenburger Hauptplatzes würde die Summe bisheriger Investitionen dieses Jahrzehnts mit Sicherheit noch mal deutlich übertreffen. In Anbetracht der katastrophalen Finanzlage der Stadt Castrop-Rauxel scheint dies jedoch ein schwieriges Unterfangen.