Hinter dem Fußball-Westfalenligisten SV Sodingen liegen turbulente Wochen und Monate: Der Konkurrent des SV Wacker Obercastrop steckt im Abstiegskampf der Staffel 2. Zudem gab es einen Trainer-Wechsel mit Störgeräuschen und viele Abgänge zum Jahreswechsel. Zu diesen hätte sich auch der ehemalige Kapitän des FC Castrop-Rauxel und 2017er-Aufstiegsheld vom FC Frohlinde, Marc Flaczek, am liebsten gesellt. Doch der Verein schob seinem Winter-Wechsel einen Riegel vor. Sehr zum Leidwesen des 29-Jährigen selbst.
Kein Verständnis für Entlassung von Michael Wurst und Jimmy Thimm
Erst im Sommer 2024 war der torgefährliche Abwehrspieler nach einer Spielzeit beim SV Wanne 11 zum SVS gewechselt. Der Hauptgrund für diesen Schritt sei sein gutes Verhältnis zum damaligen Trainer-Duo Michael Wurst und Jimmy Thimm gewesen. „Micha und Jimmy kenne ich schon seit Jahren. Jimmy ist sogar mit meinen Eltern befreundet. Das passte einfach“, sagt Flaczek.
Unter den beiden Coaches spielte er über Jahre sowohl beim FC Castrop-Rauxel als auch beim FC Frohlinde. In Sodingen aber hielt die Liaison nur bis zum 11. Spieltag der aktuellen Saison. Auf die sportliche Talfahrt als Vorletzter mit der schlechtesten Offensive der Liga (8 Treffer) reagierten die SV-Verantwortlichen am 22. Oktober mit einem Rundumschlag und trennten sich sowohl von Wurst und Thimm als auch vom Sportlichen Leiter Stefan Gosing.
Als Nachfolger für die Beiden präsentierte Sodingen den ehemaligen Fußballprofi Christian Schreier. Eine nachvollziehbare Entscheidung zu diesem Zeitpunkt aus Sicht von Flaczek? Seine Antwort auf diese Frage fällt deutlich aus: „Nein. Ich hätte definitiv bis zum Winter gewartet“, so der Spieler.

Einige Spiele seien unglücklich und erst spät verloren worden, der Teamspirit und die Spielweise hätten aber größtenteils gestimmt. Was außerdem erwähnenswert ist: Zum Zeitpunkt der Freistellung von Wurst und Thimm hatten nur sechs Teams eine bessere Defensive (19 Gegentore) als die der Sodinger. Einzig die Torausbeute war in der Statistik katastrophal.
Unter Christian Schreier erzielte Sodingen bis zur Winterpause in fünf Spielen fünf Tore und kassierte 14 Gegentreffer. Vier Punkte kamen so hinzu. Sportlich sah sich der neue Coach deswegen zwar keiner großen Kritik ausgesetzt – zwischenmenschlich aber rumorte es hinter den Kulissen: Mehrere Spieler gingen auf die Vereinsführung zu, weil sie mit der Art des neuen Trainers nicht klarkommen würden. Und den Verein deswegen im Winter verlassen wollten.
Auch Marc Flaczek gehörte zu diesen wechselwilligen Spielern.
Allerdings lag dies nicht an seinem Verhältnis zum neuen Coach. „Es ist schon so, dass mit Jimmy und Micha auch mal ein Spaß gemacht werden konnte oder wir nach dem Training noch zusammen saßen und ein Bier getrunken haben. Mit Christian ist es jetzt nicht unspaßig, aber schon anders. Vielleicht kann man mit ihm auch mal ein Bier trinken, bislang ist es nur noch nicht passiert. Er ist ein Typ alter Schule. Damit kamen einige Spieler nicht klar. Für mich war der Hauptgrund für meinen Wechselwunsch aber einfach, dass nach der Trainer-Entlassung im ganzen Verein Chaos herrschte. Wir mussten viele Dinge selbst organisieren. Die Bedingungen waren und sind schlecht und eben komplett anders als mir bei meinem Wechsel versprochen wurde“, erklärt Marc Flaczek.
Schwierige Vorbereitung auf Abstiegskampf
Für ihn stand deswegen Anfang November bereits fest: „Ich will einfach nur noch weg“. Recht schnell sei er sich mit dem DSC Wanne-Eickel einig gewesen. Als er der Sodinger Vereinsführung dies allerdings mitteilte, sei die Antwort aus seiner Sicht wenig erfreulich gewesen: „Es gab viel Schriftwechsel und auch einige Telefonate. Aber der Verein hat mir keine Freigabe gegeben, mit der Begründung, der DSC wäre ein direkter Konkurrent im Abstiegskampf“, sagt der Abwehrspieler.
Der DSC Wanne-Eickel rangiert in der Tabelle auf Platz 12. und hat sechs Zähler Vorsprung auf Sodingen.
Letztmals bekräftigte der SV seinen Standpunkt gegenüber des Leistungsträgers (Stand in allen 16 Hinrunden-Partien über 90 Minuten auf dem Platz) im Dezember. Der Wechsel zum DSC war damit endgültig geplatzt. „Dann habe ich mich damit abgefunden. Nicht weil ich bleiben möchte, sondern weil ich bleiben muss“, so Flaczek.
Kurz darauf gab es dann mehrere Meldungen von Spielern, die Sodingen im Winter verlassen. „Es war schon eine komische Situation für mich und hat mich angekotzt. Da bin ich ehrlich“, ordnet er ein.

Und auch der Start in die Rückrunden-Vorbereitung verlief bislang alles andere als gut. Wegen des Wetters fielen einige Trainingseinheiten aus, fast die Hälfte des Kaders hätte in den ersten zwei Wochen zudem aus Probespielern bestanden. Teilweise gäbe es Sprachbarrieren, weil die Kicker aus anderen Ländern kommen. „Für ein Team im Abstiegskampf sind diese Bedingungen eine Katastrophe“, findet Marc Flaczek.
Trotz dieser schwierigen Gesamtsituation will der Führungsspieler den sportlichen Absturz der Herner aber nicht kampflos hinnehmen. „Der Hauptgrund für meinen Wechselwunsch war, dass ich in Ruhe kicken möchte. Ohne schlechte Bedingungen. Jetzt muss man aber auch sagen, dass die Stimmung in der Mannschaft gar nicht verkehrt ist. Das Training ist lustig, die Jungs haben Bock und denken wie ich: ‚jetzt sind wir halt hier und geben alles‘. Absteigen möchte natürlich niemand“, betont Marc Flaczek.
SV Sodingen sortiert Spieler aus
Angesprochen auf die Darstellungen des Habinghorsters äußerte sich auch der stellvertretende SV-Vorsitzende Eduard Weidenbach zu der Situation. „Wir haben unseren Leistungsträgern gesagt, dass wir mit ihnen fest planen und sie brauchen. Weil wir sie menschlich und sportlich sehr schätzen. Darüber hinaus wollen wir unsere guten Spieler nicht an einen direkten Konkurrenten im Abstiegskampf abgeben. Zumindest so lange, wie wir es verhindern können. Bis auf einen Spieler gab es keinen Abgang zu einem Konkurrenten. Da waren allerdings auch einige Spieler bei, mit denen wir nicht mehr geplant haben. Einfach, weil sie nicht die Qualität für die Liga haben“, so Weidenbach.
Insgesamt 11 Spieler hätten Sodingen in diesem Winter bislang verlassen. Bei Kerim Kilic (KFC Uerdingen), Marcel Hermann (TuS Heven) und Brayan Sosa (Wacker Obercastrop) kam der Wechsel erst nach langem Hin und Her zustande. „Marcel geht eine Liga tiefer. Wir hätten ihn gerne gehalten, aber er hat uns seine persönlichen Gründe erklärt. Bei Kerim wollten wir ihm letztendlich den Schritt zu einem Regionalligisten nicht verbauen. Bei Brayan Sosa gab es eine vertragliche Vereinbarung noch aus der Zeit vor dem Amtsantritt des neuen Vorstandes“, betont der stellvertretende Vorsitzende.
Die von Marc Flaczek beschriebene, schwierige Gesamtsituation erkennt auch Eduard Weidenbach an. „Wir sind darüber natürlich nicht erfreut. Wir wollten aber fünf neue Spieler verpflichten. Dafür mussten wir einige zu Probetrainings einladen“, so Weidenbach.
Scheinbar mit Erfolg: fünf feste Zugänge hat der SV Sodingen bereits, zwei weitere würden kurz vor dem Abschluss stehen. Ob die neu formierte Truppe am Ende den Klassenerhalt in der Liga schaffen wird und ob noch weitere Spieler vorab wechseln, wird sich in den nächsten Wochen und Monaten zeigen.