Stefanie Blendermann: „Den einen perfekten Schlag gibt es nicht“

© Angelika Thiele

Stefanie Blendermann: „Den einen perfekten Schlag gibt es nicht“

rnInterview

Im Oktober finden in China die Minigolf-Weltmeisterschaften statt. Für das deutsche Team nominiert ist auch eine Castrop-Rauxelerin: Stefanie Blendermann. Sie ist Teil eines Riesenprojekts.

Castrop-Rauxel

, 19.08.2019, 17:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Die 36-jährige Stefanie Blendermann, die früher für den BGSV Castrop Minigolf spielte und mittlerweile das Trikot des MGC Mainz trägt, wurde vom Bundestrainer Michael Koziol für die Weltmeisterschaft in China nominiert (23. bis 27. Oktober). Im Interview spricht sie über ihre Ziele, das Riesenprojekt in China, intelligente Technologien und Geheimtipps, um eine gute Minigolferin zu werden.

Nihao, Frau Blendermann, haben Sie schon fleißig Vokabeln gelernt?

(lacht) Noch nicht. In den nächsten Schritten muss ich mich zunächst noch informieren, viele Formulare ausfüllen und Papierkram erledigen, der für die Einreise nach China notwendig ist. Das ist etwas kompliziert, aber wir bekommen zum Glück eine genaue Anleitung dafür.

Der Deutsche Minigolfsport Verband hat Sie für die Weltmeisterschaft im chinesischen Zhouzhuang, etwa 100 Kilometer entfernt von Shanghai, nominiert (23. bis 27. Oktober). Können Sie schon einschätzen, was Sie dort erwartet?

Es ist wohl ein Riesenprojekt. Die Chinesen haben eine große Hotelanlage gebaut, zu der auch die Minigolf-Anlage gehört. Die Bahnen sind jetzt wohl fast fertig. Übernachten werden wir dort aber nicht, sondern in einem anderen Hotel in der Nähe. Der Veranstalter ermöglicht uns, nahezu kostenlos da während des Turniers zu wohnen.

Dass es die Chinesen ernst meinen, merkt man schon an den ambitionierten Plänen. Man wolle „intelligente Technologien“ beim Minigolf einsetzen. Wissen Sie, was sich hinter dieser kryptischen Ankündigung verbirgt?

Nicht genau. Grundsätzlich ist Minigolf schon relativ weit mit Live-Ergebnissen, sodass man zuhause jeden Schlag verfolgen kann. Die Nationalmannschaft hat bereits Analysegeräte aus dem Golf getestet, die man am Schläger befestigt. Die messen Geschwindigkeit und Winkel beim Schlag.

Zur Person

Stefanie Blendermann sammelt Goldmedaillen

Die Castrop-Rauxelerin Stefanie Blendermann (36) lebt und arbeitet in der Schweiz. Früher spielte sie für den BGSV Castrop, nun für MGC Mainz. In ihrer Karriere gewann sie bereits 31 Gold-Medaillen bei Welt- und Europameisterschaften, Deutschen Meisterschaften und im Eurocup. In diesem Jahr holte sie Gold im Einzel und mit der Mannschaft bei der Deutschen Meisterschaft.

Gibt es eigentlich den perfekten Schlag?

Den einen nicht, höchstens den perfekten Schlag für eine bestimmte Bahn, um mit einem Schlag einzulochen. Nicht jeder Schlag funktioniert auf jeder Bahn. Die perfekte Runde wäre eine 18er-Runde, also pro Bahn ein Schlag. Das ist immer das Ziel.

Anfang Juli wurden Sie in Witten Deutsche Meisterin mit der Mannschaft vom MGC Mainz und im Strokeplay (Zählspiel). Ist die Nominierung für die WM also eine logische Konsequenz?

In den vergangenen Jahren habe ich auch schon gut gespielt, aber aus persönlichen Gründen eine Auszeit von der Nationalmannschaft genommen, weil ich parallel zur Arbeit noch studiert hatte. Nun ist das Studium erfolgreich abgeschlossen. Der Bundestrainer hätte für die WM natürlich auch auf die Mannschaft setzen können, die sich währenddessen eingespielt hatte. Ich bin froh, dass er sich für mich entschieden hat.

Wie lange wollen Sie auf internationalem Niveau spielen?

So lange es Spaß macht. Eine Altersgrenze nach oben gibt es nicht. Das sieht man auch an meiner Vereinsmannschaft, wir sind bunt gemischt. Mit meinen 36 Jahren bin ich die Zweitälteste.

Als mehrfache Weltmeisterin hätten Sie sicher auch gute Chancen auf Olympia-Medaillen. Nur ist Minigolf leider nicht olympisch. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich das noch ändert - und Sie dann dabei sind?

Man hört immer mal wieder was. Der Verband macht viel Öffentlichkeitsarbeit, wir sind auf allen Kontinenten vertreten, die Turniere, wie jetzt in China, finden in immer weiter entfernten Ländern statt. Ich weiß gar nicht genau, was noch alles für die Aufnahme ins Olympia-Programm erfüllt werden muss und wie der Stand ist. Es gibt jedenfalls Fortschritte, die Mühlen mahlen aber langsam. Ob ich dann noch bei den Damen mitspiele, weiß ich nicht. Theoretisch kann man mit 45 zu den Senioren wechseln, muss man aber nicht.

Am liebsten möchte Stefanie Blendermann auch im Oktober so jubeln, wenn es bei der Weltmeisterschaft zur Sache geht.

Am liebsten möchte Stefanie Blendermann auch im Oktober so jubeln, wenn es bei der Weltmeisterschaft zur Sache geht. © Angelika Thiele

Welche Fertigkeiten aus dem Minigolf können Sie in anderen Bereichen des Lebens gebrauchen?

Durchhaltevermögen. So ein Turniertag kann sich nämlich ganz schön ziehen. Wenn ich beruflich etwa auf einer Messe bin, machen mir die vielen Stunden nicht so viel aus. Und man lernt, sich über einen längeren Zeitraum zu konzentrieren und an einer Sache zu arbeiten.

In einem Interview mit dieser Zeitung haben Sie mal gesagt, dass einen guten Bahnengolfer der Hauch zum Perfektionismus ausmacht. Wie äußert sich der bei Ihnen?

Selbst wenn das Training beendet ist, noch ein paar Bälle spielen oder auch vorher den passenden Ball für die Bahn finden.

Und privat?

Ich fotografiere gerne. Selbst wenn die Rückmeldungen auf meine Fotos positiv sind, finde ich noch etwas, was nicht optimal ist, das Licht oder der Fokus. Leider bin ich da nicht ganz so erfolgreich wie im Minigolf (lacht).

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