
© Marcel Witte
Der Respekt vor Gegnern und Schiedsrichtern ist kaum noch vorhanden
Sportkommentar
Diskussionen werden auf den Fußballplätzen des Öfteren lautstark geführt - auch mit Beleidigungen. Die Hemmschwelle sinkt immer weiter. Unser Reporter kommentiert einen skurrilen Fall.
Unser Reporter Andreas Brühl beobachtete am Sonntag das Kreisliga-A-Spiel zwischen dem SuS Merklinde und RWT Herne. Eine Szene blieb ihm dabei besonders im Kopf. Andreas Brühl kommentiert das Geschehen:
Als freier Mitarbeiter bin ich seit etwas weniger als einem Jahr für diese Redaktion auf den Sportplätzen und -hallen in Castrop-Rauxel und Umgebung unterwegs. Dabei beobachte ich insbesondere beim Fußball immer wieder eine besonders lautstarke und emotionsgeladene Diskussionskultur mit dem Schiedsrichter, dem Gegner und auch den Zuschauern. Mit Anpfiff des Spiels wird gebrüllt, geschrien und gemeckert, je länger das Spiel dauert und je enger das Spiel ist, umso heftiger wird das Ganze.
Ist das die Folge, wenn Trainer wie Jürgen Klopp an der Linie auf und ab springen und ihren Emotionen freien Lauf lassen?
Die Verrohung des Umgangs am Sonntag in Merklinde
Emotionen sind natürlich etwas Schönes und sollen auch ausgelebt werden, keine Frage. Dass dabei jedoch manchmal der Sinn für die Realität fehlt und es teilweise zu einer Verrohung des Umgangs miteinander kommt, durfte ich am Sonntag am Rande des von mir beobachteten Kreisliga-A-Spiels in Merklinde miterleben.
Ein Platzverweis pro Spiel
15 Partien mit Castrop-Rauxeler Beteiligung haben von der Landesliga bis zur Kreisliga B am Sonntag stattgefunden. In diesen Spielen gab es insgesamt 16 Platzverweise, also im Durchschnitt einen Feldverweis pro Partie.Ein Spieler aus Herne sah einen Platzverweis wegen einer Beleidigung in Richtung der gegnerischen Bank. Als die ersten Emotionen heruntergekocht waren und der Spieler mich mit meinem Block am Spielfeldrand sah, sprach er mich an und stellte mir die Frage: „Darf ich Sie ganz ehrlich fragen, ob Sie „Halt die Fresse“ auch für eine Beleidigung halten? Ich finde, eine Gelbe Karte wäre dafür auch genug gewesen.“
Nicht ganz gefasst auf so eine Frage überlegte ich kurz, aber wirklich nur ganz kurz, und antwortete: „Ja!“
Es gibt noch viel heftigere Beleidigungen
Dem erstaunten Spieler und auch allen anderen Sportlern, die gerne mal mit zu viel Emotion dabei sind, möchte ich sagen: Vergesst doch bitte bei allem Engagement und Ehrgeiz im Sport den Respekt gegenüber den Schiedsrichtern, Gegnern oder Zuschauern nicht! Denn niemand möchte gesagt bekommen, er soll die Fresse halten, auch wenn das sicherlich, oder vielleicht besser leider, eine der weniger heftigen Beleidigungen ist, die heutzutage auf den Sportplätzen gang und gäbe sind.