Wie diese Redaktion zuletzt berichtete, müssen die Sportfreunde Habinghorst/Dingen zurzeit ohne ihren Chefcoach Aykut Hezer in der Kreisliga A auskommen. Für ihn übernahm interimsweise Routinier Stefan Tiedke (39) die Verantwortung als Spielertrainer. Hezer selbst äußerte sich bislang nicht. Nun spricht der Trainer offen über die Hintergründe seiner selbst verordneten Fußballpause – inklusive Zukunftsüberraschung und Sprüche-Feuerwerk.
Schwieriges Halbjahr für Habinghorst/Dingen
Nach dem 27. Spieltag der vergangenen Saison 2023/24 kannte der Jubel bei Aykut Hezer und seiner Mannschaft keine Grenzen mehr: Durch den 3:1-Sieg beim FC Frohlinde III war der Meistertitel in der B-Liga perfekt und den Sportfreunden der Aufstieg nicht mehr zu nehmen.
Was folgte, war ein ereignisreiches wie schweres zweites Halbjahr 2024 für den gesamten Verein. Trotz reichlich Gegenwehr der Sportfreunde um den Vorsitzenden Klaus Holzner pochte die Stadt Castrop-Rauxel auf den Umzug mit dem kompletten Trainingsbetrieb von der Glückauf-Kampfbahn zum Sportplatz Uferstraße.

Kurz vor dem Saisonstart war zudem der Hauptsponsor abgesprungen. Bis heute (Stand: 28. Februar 2025) arbeitet der Klub zwar auf Hochtouren daran, neue Geldgeber vom Projekt zu überzeugen. Fix ist hier allerdings noch nichts, und der gesamte Kader samt Trainerteam um Hezer und Ex-Profi Sebastian Brune verzichtet laut Verein seit Mitte Juli auf die vereinbarten Aufwandsentschädigungen. Ein Umstand, der für einen Klub, bei dem sich viele Spieler tummeln, die bis hoch in die Westfalenliga gekickt haben, eine nicht zu unterschätzende Hürde bedeutet.
Aykut Hezer lässt Zukunft offen
Dass Leistungsträger wie Torschützenkönig Alihan Kurgan sogar über den Winter hinaus bei Habinghorst/Dingen blieben, war zum großen Teil der Verdienst von Chefcoach Hezer. Wer den 35-Jährigen kennt, der weiß: Hier lebt einer für den Amateurfußball. Hezer opferte viel Zeit für den Verein und sorgte dafür, die Spieler von einem Verbleib zu überzeugen. Begleitet vom Versprechen, das Geldproblem zu lösen.
Dieser große Einsatz zeigte zuletzt allerdings seine Spuren und war der Grund für seine Pause vom Amateurfußball. „Aktuell ist es anders nicht möglich. In der Vergangenheit konnte ich Arbeit, Privates und mein großes Hobby gut miteinander verknüpfen. Aber irgendwann ist eine Sache immer zu kurz gekommen. Zuletzt habe ich beruflich mehr zu tun bekommen. Da musste ich leider reagieren“, so Hezer.
Oftmals beginnt sein Arbeitstag nachts um 0 Uhr, das Training am Folgetag endet um 21 Uhr. Am Wochenende warten die Ligaspiele. Außerdem muss Hezer häufig zu Kunden nach Holland oder Belgien reisen. „Ich muss ja auch mal schlafen und die Kunden dürfen nicht denken: ‚der sieht aus wie ein Endgegner von Walking Dead‘ (Zombie-Serie, Anm. d. Red.)“, erklärt der Familienvater in seiner bekannt lockeren Art.
Fast beiläufig ergänzt er dann mit ernstem Ton etwas, das bei allen, die es mit den Sportfreunden halten, zu Sorgenfalten führen dürfte: „Eigentlich war der Plan schon längst wieder zurück zu sein. Aber im Moment ist es nicht möglich. Deswegen kann ich auch noch nicht zu 100 Prozent sagen, was über den Sommer hinaus passiert. Ich kann dem Verein im Augenblick keine Zusage geben. Einfach, weil ich kein Versprechen geben möchte, das ich hinterher nicht einhalten kann“, so Hezer.
„Eier aus Stahl gezeigt“
Für seinen aktuellen Vertreter greift der selbst ernannte „120-Kilo-Gorilla“ dann aber direkt wieder in die illustere Sprüche-Schublade. So, wie man ihn eben kennt. „Ich finde es richtig geil, dass Tiede (Spitzname für Stefan Tiedke, Anm. d. Red.) solche Eier aus Stahl gezeigt hat und von heute auf morgen den Spielertrainer macht. Natürlich bin ich immer noch mit der Mannschaft im Austausch. Das Feedback zu Tiede ist richtig gut“, sagt Hezer.
Ein Feedback, welches auch der SF-Vorsitzende so unterschreiben würde. „Stefan als Spielertrainer scheint eine super Lösung zu sein. Wir sind bislang sehr zufrieden mit ihm“, sagt Klaus Holzner.

Könnte Tiedke nach dem ausbleibenden Bekenntnis von Hezer ab Sommer sogar aufrücken? Holzner reagiert auf diese Frage mit deutlichen Worten: „Zunächst ist es vollkommen in Ordnung, dass Aykut sich zurzeit anderen Dingen widmen muss. Er bekommt dafür sämtliche Unterstützung von uns. Wir haben auch schon Gespräche geführt und ich gehe davon aus, dass er weiter macht. Wir werden mit keinem anderen Trainer sprechen“, betont Holzner.
Und was sagt Aykut Hezer selbst? War dies vorerst vielleicht sogar das letzte Sprüche-Feuerwerk als Trainer der Sportfreunde? „Habinghorst/Dingen ist für mich wie ein Baby. Ich möchte eigentlich dabei sein, wenn es groß wird. Deswegen tut die aktuelle Situation auch so weh. Ich bin mit dem Ball groß geworden und trage den Fußball in meinem Herzen. Den Verein im Sommer zu verlassen, mit dieser Vorstellung bin ich noch nicht einverstanden. Ich muss es schaffen, wieder einen Weg zu finden, dass weder meine Familie noch die Arbeit oder das Hobby zu kurz kommen“, sagt Hezer.
Aus Sicht der Sportfreunde dürfte in den kommenden Wochen und Monaten also wenig Bedeutsameres passieren, als dass der Trainer jenen Weg für sich zu finden weiß.