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Schwerins Trainer Dennis Hasecke hat Spione in der neuen Liga - und ist selbst ein Informant
Fußball-Bezirksliga 9
Dennis Hasecke ist ein Fußball-Trainer, der gerne gut vorbereitet mit seiner Mannschaft in jedes Spiel geht. Dazu hat er sich in der neu eingeteilten Bezirksliga-Staffel 9 ein Netzwerk aufgebaut.
Der Westfälische Fußball- und Leichtathletik Verband (FLVW) hatte für die Trainer und Spieler der drei Castrop-Rauxeler Mannschaften am 20. Juli 2020 eine Überraschung parat: Der FLVW legte bei der Staffeleinteilung fest, dass die Spvg Schwerin, die SG Castrop und Aufsteiger FC Castrop-Rauxel in der Saison 2019/20 auf Teams aus dem Münsterland, Dortmund und den TuS Stockum aus Witten treffen. In den vergangenen acht Jahren kamen die Gegner aus dem Kreis Recklinghausen und Gelsenkirchen.
Beobachtungen landen in der Mülltonne
Die erste Reaktion von Dennis Dannemann, Spielertrainer der SG Castrop, war: „Das ist für uns sub-optimal. Jetzt können wir unsere Notizen mit den Testspielbeobachtungen der vergangenen Wochen von den Recklinghäuser Mannschaften in die Mülltonne werfen.“ Ähnliches galt auch für die Spvg Schwerin, bei der der Mitte September ausgeschiedene Co-Trainer Marco Taschke Experte der Recklinghäuser Fußball-Szene ist.
Coach Dennis Hasecke reagierte sofort. Er sagt: „Ich habe meine Kontakte nach Dortmund und Bochum aktiviert, um an aktuelle Informationen unserer Gegner zu kommen.“

Schwerins Trainer Dennis Hasecke (vorn) achtet bei der Spielvorbereitung für sein Team auf für ihn wichtige Details. © Jens Lukas
Hasecke hat nach eigenem Bekunden zwei Spione, die ihm detaillierte Informationen übermitteln. Dabei ist es wie in einem echten Agenten-Film. Hasecke nennt die Namen seiner Agenten nicht. Und er gibt selbst im Gegenzug durchaus Infos über seine bisherigen Gegner heraus: „Wer nett fragt, bekommt natürlich eine Antwort von mir. So bin ich von meinen Eltern erzogen worden.“
Soviel verrät Hasecke dann aber doch: „Es sind zwei Trainer aus der Liga. Mit einem von ihnen habe ich meine Trainer-B-Lizenz gemacht. Beide sind in ihren Clubs so fest verwurzelt, dass ich nicht möchte, dass unser Austausch im Verein missverstanden wird.“
Vor dem vierten Spieltag wurde Dennis Hasecke quasi zum Doppel-Agenten. Denn die Duellanten FC Castrop-Rauxel und BW Huckarde sprachen den Schweriner Trainer gleichermaßen an. Hasecke: „Vom FC bin ich von Co-Trainer Philipp Wesolek angerufen worden, den ich aus seiner Zeit als A-Junioren-Trainer auf Schwerin gut kenne und sehr schätze.“
Dennis Hasecke berichtete Wesolek über Huckarde, da die Spvg eine Woche zuvor mit 1:0 bei den Dortmundern gewonnen hatte. Am zweiten Spieltag hatte es das Duell der Spvg mit dem FC Castrop-Rauxel gegeben. Daran hatte sich Huckardes Trainer Thomas Faust erinnert – und kontaktierte Hasecke.
Der legt Wert darauf, dass er nicht von sich aus in die Tiefe gehe: „Ich beantworte einfach nur Fragen.“
FC Castrop-Rauxel könnte profitieren
In den kommenden Wochen könnte vor allem der FC Castrop-Rauxel stark von Hasecke profitieren. Der FC trifft nämlich stets auf den Vorwochen-Gegner der Schweriner. Wie etwa am kommenden Sonntag (4.10.). Dann fährt der FC zum VfL Kemminghausen, den die Spvg jüngst mit 6:3 besiegte.
Das ist Dennis Hasecke
- Dennis Hasecke ist in Castrop-Rauxel nahe dem Stadion an der Bahnhofstraße aufgewachsen.
- Als Juniorenfußballer spielte er unter anderem für den VfL Bochum.
- Auch Erwachsener war er in hohen Ligen am Ball: wie etwa für den Lüner SV und die Spvg Erkenschwick in der Oberliga (2004/2005).
- Als Trainer fungierte er bislang bei der SG Castrop, kurz bei Wacker Obercastrop, wieder bei der SG und ist jetzt Coach der Spvg Schwerin.
- Jüngste Erfolge sind mit der SG Castrop der Bezirksliga-Aufstieg am Ende der Saison 2016/17 sowie der Gewinn der Hallenstadtmeisterschaft 2017.
Dennis Hasecke meint: „Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass sich Castrop-Rauxeler Mannschaften gegenseitig zwischen den Derbys unterstützen sollten – auf einer vernünftigen Basis.“
Der Weltmeister-Trainer von 1954, Sepp Herberger, hatte alle seine Notizen in Büchern niedergeschrieben. Im 2020 ist das bei Hasecke natürlich anders. Er erklärt: „Ich bekomme viele WhatsApp-Nachrichten, die ich im Handy direkt abspeichern kann. Wenn ich am Telefon Informationen bekomme, halte ich diese auf kleinen Zetteln fest.“
Wichtig dabei seien „frische Informationen“. Details aus der alten Saison oder von einem Testspiel vor zwei Monaten seien zum Großteil wertlos.
Suche nach Schwachstellen
Bei den Infos handele es sich unter anderem um Stärken und Schwächen der Torhüter in der Strafraumbeherrschung, beim Rauslaufen und auf der Linie. Und: Mit welcher taktischen Formation agiert der kommende Gegner? Auch sei wertvoll zu erfahren, wer in der gegnerischen Abwehrkette als unsicherer Akteur gilt. Hasecke: „Dann konzentrieren wir unser Pressing auf diesen Spieler und laufen ihn an. Ich bin einfach gerne vorbereitet.“
Es habe sich bereits ausgezahlt, Infos einzuholen, erklärt der Schweriner Coach. Die Tipps hätten durchaus zur Ausbeute von neun Punkten aus vier Spielen beigetragen. Hasecke: „Ich bin stolz darauf, dass es so gut klappt.“
Einst spielte Dennis Hasecke beim Lüner SV mit Mario Plechaty in einem Team zusammen. Ist Plechaty, der neue Trainer des FC Nordkirchen, einer von Haseckes Spionen? Hasecke: „Nein, ich habe Mario das letzte Mal gesehen, als sein Sohn mit dem Schalker Nachwuchs gegen Westfalia Herne gespielt hat. Danach gab es keinen Kontakt mehr. Den wird es erst wieder bei unserem direkten Aufeinandertreffen am 11. Oktober geben.“
Ein Journalist macht sich aus Prinzip keine Sache zu eigen, nicht einmal eine gute (dieses Prinzip ist auch das Motto des Hanns-Joachim-Friedrichs-Preises).
