Ein Bezirksliga-Derby mit Sprengstoff boten sich im November 2005 der SuS Merklinde und die Spvg Schwerin. Diese beiden Mannschaften waren damals Aushängeschilder des Castrop-Rauxeler Fußballs.
Wacker Obercastrop war Spitzenreiter der Kreisliga A
Das werden die Obercastroper gerne hören: Vor 18 Jahren waren der SV Wacker Spitzenreiter. Die Vorgänger der heutigen Westfalenliga-Kicker backten damals allerdings deutlich kleinere Brötchen als die aktuellen - in der Kreisliga A. Mittendrin als Stammspieler: der heutige Vorsitzende Martin Janicki.
Und auch der FC Frohlinde, der bis zum Sommer 2022 Landesligist war, kickte nur im Kreisliga-Oberhaus. Kurz vor dem Jahreswechsel 2006 war der FCF Dritter mit nur einem Punkt Rückstand auf die Wackeraner. Am Ende der Saison stand für Obercastrop der Bezirksliga-Aufstieg, Frohlinde wurde Vierter.
Tonangebend waren Schwerin, Habinghorst, Yeni Genclik und Merklinde
Tonangebend waren im Castrop-Rauxeler Fußball also andere Vereine. Die heimische Kicker-Zunft hatte noch keinen Westfalenligisten oder Landesligisten vorzuweisen. Dafür waren aber vier Teams aus der Europastadt in der Bezirksliga-Staffel 15 beheimatet, die es damals noch gab: die Spvg Schwerin, im November 2005 Tabellenzweiter, der VfB Habinghorst (3.) mit Trainer Dieter Beleijew, der 2012 aufgelöste SV Yeni Genclik (6.) und der SuS Merklinde (9.).
Viel Zunder steckte in den Lokalderbys in diesem Quartett. Am 4. November 2005 explodierte das Duell zwischen Merklinde und Schwerin am Fuchsweg. Beim 3:0 (1:0)-Sieg der Blau-Gelben gingen sich gar auch die Trainer Armin Theis (Merklinde) und Peter Wongrowitz (Schwerin) während der 90 Minuten mehrfach verbal an die Wäsche. Ihre Schützlinge versuchten sich oftmals beim echten Textil-Test.
Merklinder Keeper übt sich im Judo
Nach ausgeglichenen ersten 15 Minuten schnürten die Schweriner die Gastgeber in deren eigener Spielhälfte ein. Zunächst allerdings ohne Tor-Erfolg. Aber bevor die Zuschauer mit ihrem Gesprächsstoff zu den Themen „Lieblingsbier“ und „Kosten für das Kassen-Brillengestell“ abdrifteten, wurde es richtig bunt.
Merklindes Torwart David Kulina attackierte - nachdem er zunächst einen Ball locker abfing - urplötzlich Schwerins Stürmer Patrick Podwysocki in der Manier eines Judoka. Schiedsrichter Karsten König (Westfalia Herne) zeigte Kulina „Rot“ und verhängte einen Elfmeter. Markus Pollok verwandelte diesen gegen den neuen Keeper, Dominik Franke, zum 1:0 (30.).
Kulina hatte seinem Team einen „Bärendienst“ erwiesen. Denn das Theis-Team hatte die ersten vorsichtigen Aufbäumungsversuche in Richtung Schweriner Tor gestartet. Bis zum Halbzeitpfiff stand jetzt SuS-Keeper Franken mit Paraden gegen Podwysocki im Mittelpunkt, während sich Kulina versuchte, im Streitgespräch mit Coach Theis zu rechtfertigen.

Michael Maier muss ins Krankenhaus
Nach dem Seitenwechsel gab es prompt die erste „Schrecksekunde“ für den Schweriner Trainer Wongrowitz (auch Trainer bei Borussia Dortmund) und den frisch operierten Coach Karsten Gowik: Michael Maier musste mit einer Platzwunde am Auge ins Krankenhaus.
Der Übeltäter kam aus dem eigenen Lager: Markus Pollok hatte die Stiefelspitze zu hoch angesetzt und Maier getroffen. Danach erarbeiteten sich die Schweriner drei Torchancen im Minuten-Takt. Aber Christian Grond, Marc Gerresheim und Podwysocki scheiterten an Franke, der damals vom B-Liga-Aufsteiger Victoria Habinghorst II gekommen war und seine Bezirksliga-Feuertaufe bravourös bestand.
Jimmy Thimm trifft zum 2:0
Beim 2:0 (75.) durch den eingewechselten Jimmy Thimm war aber er machtlos, nachdem ihn Podwysocki mit einem Heber überspielt hatte. Armin Theis hatte den Schützen im Abseits und weitere Fehlentscheidungen gesehen.
Schwerins Wongrowitz kam daraufhin wenig später zu einem „Gespräch unter Fachmännern“ zur Merklinder Bank geeilt. Der Trainer-Disput wurde wieder zum Nebenschauplatz, als Schwerins Podwysocki gegen seinen alten Stammverein zum 3:0 (80.) traf.

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