Dortmund-Ems-Kanal statt Lago Azul in Portugal. RVR-Ruderer Malte Jakschik bereitet sich mit dem Deutschland-Achter Corona-bedingt in heimischen Gefilden auf Olympia 2021 vor.
Eigentlich sollte Malte Jakschik in diesen Tagen im Trainingslager in Portugal sein, aber die Reise wurde vom Deutschen Ruderverband abgesagt. Stattdessen ist Training im Dortmunder Leistungszentrum angesagt. Trotzdem ist der Welt- und Europameister froh darüber: „Es ist schon ein großer Luxus, dass uns das erlaubt wurde. Die Amateurvereine dürfen ja eigentlich nicht trainieren, die Profisportler aber schon. Wir werden glücklicherweise dazu gezählt und freuen uns, dass wir das Training so durchziehen können, wie wir uns das vorstellen.“
Drei Ruderer aus dem Deutschland-Achter befanden sich nach einem positiven Corona-Test bis vor kurzem in häuslicher Quarantäne. Nicht nur aus diesem Grund musste auf die Reise nach Portugal verzichtet werden. „Das Trainingslager wurde hauptsächlich abgesagt, weil in diesen Wochen generell kaum etwas erlaubt ist und solche Reisen schon gar nicht“, erklärt Malte Jakschik.
Den drei Athleten geht es jetzt besser und sie werden bald wieder ins Training einsteigen können. Ein Training, das aktuell unter verschärften Hygienebedingungen stattfinden muss. Es wird in Kleingruppen – zeitlich und räumlich voneinander – trainiert.
Zwei Erfolge in der kurzen Wettkampfsaison
Mit gemischten Gefühlen blickt Jakschik auf die vergangenen Monate zurück: „Wir hatten lediglich zwei Wettkämpfe. Ohne internationalen Vergleich ist eine Saison schon sehr schwierig. Man braucht zwischendurch immer das Feedback, wo man steht und ob man auf dem richtigen Weg ist. Das kann man nur durch den Wettkampf feststellen.“
Da kamen die Europameisterschaften in Posen und der SH Netz Cup in Rendsburg gerade recht. Malte Jakschik erinnert sich: „Es war lange offen, ob die Europameisterschaften wirklich stattfinden würden. Wir waren dann wirklich froh, als das OK für den Wettkampf kam.“ Das deutsche Paradeboot besiegte die Rumänen und Holländer und wurde so Europameister.
Die gute Form des Achters bestätigte sich im letzten Monat beim traditionellen Langstrecken-Rennen auf dem Nord-Ostsee-Kanal. Nach 12,7 Kilometern konnte der Deutschland-Achter das polnische Boot und den deutschen U23-Achter hinter sich lassen. „Es war sehr nett, dass die Polen noch teilgenommen haben. Sie haben ja im Moment keinen Achter. Daher haben sie ein paar Ruderer aus ihrem Vierer geschickt und eine eigene Truppe auf die Beine gestellt. Das Rennen war nicht so umkämpft wie in den letzten Jahren, aber es war eben wieder ein Wettkampf. Wir waren ja für jeden Wettbewerb dankbar“, resümiert der 27-Jährige die kurze Saison.

Malte Jakschik, Ruder-Weltmeister mit dem Deutschland-Achter, musste während der ersten Corona-Welle auf einem Parkplatz vor seiner Wohnung auf einem Ergometer trainieren. © picture alliance/dpa
Zeit für Familie und Studium
Stand das sportliche Jahr 2020 für Malte Jakschik unter keinem guten Stern, so konnte er im privaten Bereich hinter zwei Lebenszielen einen Haken machen. Er schloss sein Maschinenbau-Studium an der Ruhr-Uni Bochum mit der Master-Prüfung ab und wurde zum ersten Mal Vater. Vor allem das Familienleben kann Jakschik genießen: „Sportlich ist es natürlich enttäuschend, nicht ins Trainingslager fahren zu können, aber privat hat es Vorteile. Es ist einfach schön, wenn man abends nach Hause kommt und bei der Familie sein kann.“
Der Start der beruflichen Karriere muss bis nach Olympia warten: „Im Moment konzentriere ich mich überwiegend auf den Sport. Gleichzeitig zu arbeiten ist momentan nicht möglich, ich bin täglich von 7.00 Uhr morgens bis 18.00 Uhr unterwegs. Ich versuche aber, mich parallel noch etwas fortzubilden, zum Beispiel im Bereich der Informatik, und meine Englischkenntnisse zu verbessern, damit ich bei meinen Berufsaussichten eine breitere Perspektive habe. Mir hat es in den letzten Jahren immer ganz gut getan, einen Ausgleich zum Sport zu haben.“
Olympia 2021 in Tokio fest eingeplant
Malte Jakschik und seine Kollegen im Achter gehen fest davon aus, dass die Olympischen Spiele in Tokio trotz der momentan noch widrigen Umstände stattfinden werden: „Wenn man jetzt Zweifel hätte, würde die Vorbereitung nicht so konzentriert verlaufen.“
Jakschik sieht schon jetzt positive Signale: „Ich habe kürzlich noch erfahren, dass die Japaner den ersten Probelauf mit ihrem Hygienekonzept gemacht haben, das jetzt Schritt für Schritt weiter perfektioniert wird. Auch die Nachrichten über den Impfstoff stimmen mich recht zuversichtlich.“
Wie sieht der weitere Fahrplan aus? Geplant sind vier Trainingslager, eins hoffentlich noch im Dezember. Jakschik schränkt aber ein: „Wie viele Trainingslager wirklich stattfinden und wie viel wir auf dem Dortmund-Ems-Kanal trainieren, steht in den Sternen.“ Bezüglich der endgültigen Besetzung des Achters werden zwar regelmäßig Leistungsüberprüfungen stattfinden, aber eine klassische Selektion wird es wohl nicht mehr geben.
„Wir wollen eher die Zeit nutzen, das Boot auf ein anderes Niveau einzufahren“, schätzt der RVR-Ruderer das Training der nächsten Monate ein und geht davon aus, dass er in dem Boot des Deutschland-Achters sitzen wird, das in Japan nach der olympischen Goldmedaille greifen wird.
In Castrop-Rauxel geboren und in der Heimatstadt geblieben. Schätzt die ehrliche und direkte Art der Menschen im Ruhrgebiet. Besonders interessiert am Sport und den tollen Radwegen im Revier.
